Das Niedrigzinsumfeld setzt Unternehmen zu. Wie die Amundi-Firmenkunden reagieren erzählt Corporate-Chef Thierry Ancona im Interview.

Amundi

28.07.16
Asset Management

Amundi: „Ein AAA-Rating ist nicht mehr so wichtig“

Corporate Treasurer stehen bei der Geldanlage unter Druck. Wie es um Geldmarktfonds im Niedrigzinsumfeld bestellt ist und wie die Treasury-Chefs reagieren, das verrät Thierry Ancona, Global Head of Corporate Clients von Amundi, im Interview mit DerTreasurer.

Amundi ist der größte europäische Manager von Geldmarktfonds. Angesichts der aktuell niedrigen Zinsen sind diese Fonds allerdings stark unter Druck geraten. Ihr Haus bietet die weniger verbreiteten sogenannten variabel gepreisten Geldmarktfonds (VNAVs) an. Lässt sich mit diesen denn noch eine positive Rendite erzielen?
Aktuell können wir bei den Geldmarktfonds nur eine Renditen um die Nulllinie liefern. Doch wir haben mit unseren Fonds einen entscheidenden Vorteil. Im Rahmen dieser variabel gepreisten Fonds kann man in Papiere mit einer Laufzeit von bis zu zwei Jahren investieren. Bei den konstant gepreisten Fonds, den CNAVS, ist das nicht möglich. Da sind nur kurzfristige Papiere mit einer Laufzeit von maximal 397 Tagen erlaubt. Dadurch erzielen wir eine Rendite, die zwar unter Null liegt, aber immer noch deutlich über dem negativen Einlagenzins der Zentralbank von -0,4 Prozent.

Viele Corporate Treasurer sind allerdings nicht bereit, überhaupt negative Renditen in Kauf zu nehmen.
Bis vor wenigen Wochen hatten viele Treasurer noch die Möglichkeit bei ihren Banken Geld zu 0 Prozent anzulegen. Wir erleben aber gerade, dass sich die Lage weiter verschärft. Auch die Banken, die es bisher abgelehnt haben, negative Zinsen zu erheben, gehen jetzt auf Ihre Kunden zu. Von unseren Firmenkunden kann gerade mal ein Viertel noch die Null bei den Banken erreichen. In den Gesprächen hören wir auch, dass einige Geldhäuser die Sockelbeträge abschaffen, die sie bisher noch zum Nullzins akzeptiert haben.

Treasurer dehnen die Laufzeiten aus

Wie reagieren Ihre Firmenkunden auf diese verschärfte Situation?
Wir sehen, dass Treasurer ihre Anlagerichtlinien überdenken. Ein AAA-Rating ist für Sie bei ihrer kurzfristigen Geldanlage nicht mehr so wichtig. Außerdem wird immer stärker zwischen dem operativem und dem strategischen Cash unterschieden. Und wenn möglich, werden die Gelder längerfristig angelegt, zum Beispiel in Short Term Bond Funds.

Diese kurzlaufenden Anleihen sind derzeit allerdings ein beliebtes Gut. Können Sie noch genug Papiere finden, um die Nachfrage zu stillen?
Ja, das können wir. Wir haben da keinerlei Kapazitätsprobleme – zumindest vorerst.

In welchen Bereichen sind Unternehmen am stärksten unter Druck durch das negative Zinsumfeld?
Grundsätzlich haben Unternehmen sowohl bei der kurz- als auch der längerfristigen Anlage das Problem, dass sich insgesamt wenig Rendite erwirtschaften lässt. Interessant ist zudem, dass es die Depotbanken waren, die als erste negative Zinsen weitergegeben haben. Nach allem was wir hören, verlangen einige deutlich mehr als den negativen Einlagenzins der EZB für die Cash-Komponente, die Unternehmen bei Ihnen halten. Das heißt, es sind nicht nur die Treasurer, die vor Problemen bei der Anlage von Überschussliquidität stehen, sondern auch die Pensionsseite.

Schichten die Unternehmen deshalb um?
Zum Teil. Vor allem auf der Pensionsseite setzen Unternehmen verstärkt auf Total Return Strategien und diversifizieren ihre Assetklassen. Im Moment sind das vor allem eher illiquide Anlageklassen wie Immobilien, Private Debt oder Infrastruktur. Insgesamt sehen wir sowohl bei der kurzfristigen als auch bei der langfristigen Anlage einen Trend dazu, verstärkt auch auf SRI-Faktoren, also nachhaltige und soziale Aspekte, zu achten. Die Entwicklung ist noch ganz am Anfang, aber langfristig wird das ein zusätzlicher Renditetreiber sein.

koegler[at]derTreasurer.de

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