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04.03.22
Asset Management

Fitch steigt ins ESG-Rennen ein

Nach Moody's und S&P zieht auch die Ratingagentur Fitch am Markt für ESG-Ratings nach. So sehen die Pläne aus.

ESG-Ratings gibt es inzwischen von vielen Agenturen. Anders als seine Wettbewerber hatte sich die US-Ratingagentur Fitch bislang aber aus dem wachsenden Markt ferngehalten. Statt ein eigenes ESG-Rating anzubieten, setzte Fitch bislang darauf, die materiellen ESG-Faktoren im Bonitätsrating abzubilden. Doch nun sind die Bonitätswächter auch den Schritt an den Markt für gesonderte ESG-Ratings gegangen. Zuvor hatte schon 2019 der Konkurrent Moody's die französische Agentur Vigeo Eiris übernommen. Standard & Poor's hatte im selben Jahren einen eigenen, vom Bonitätsrating separaten ESG-Score entwickelt.

Fitchs neues Angebot heißt Sustainable Fitch. Seit Ende vergangenen Jahres bietet die Agentur ESG-Ratings an, die vom Bonitätsrating unabhängig sind. Das Angebot richtet sich sowohl an Investoren als auch an Unternehmen. Mit dem eigenen Rating habe man „mehr Transparenz“ schaffen wollen, erklärt Gianluca Spinetti, Head of Product Development bei Sustainable Fitch.

Die Agentur nutze deshalb vor allem anerkannte Standards zur Beurteilung von Nachhaltigkeit und setze darauf, dass jede Bewertung von einem Fitch-Analysten durchgeführt wird. „Uns war es wichtig, dass eine reale Person die Analyse vornimmt“, erklärt Spinetti. „So haben Unternehmen einen konkreten Ansprechpartner, wenn es um Fragen zu ihrem Rating geht“, so der Experte. Das sei bei einigen Marktteilnehmern nicht der Fall.

Fitch entert Markt nach dem Wettbewerb

Das ESG-Ratingangebot von Fitch bricht sich noch einmal in verschiedene Ratingformen herunter. Ratings gibt es für die Bereiche Entity, Framework und Instrument. Die ESG-Ratings für ein Instrument setzen sich aus den Bewertungen der Entity, also des Unternehmens insgesamt, sowie des jeweiligen Frameworks für nachhaltige Finanzierungen zusammen.

Dass Fitch den Schritt an den ESG-Markt wagt, kommt wegen des enormen Wachstums wenig überraschend. Warum aber erst so spät? „Wir wollten von Beginn an den richtigen Ansatz nutzen und haben deshalb abgewartet.“ Der Markt sei intransparent und zu wenig standardisiert. Darüber hinaus erhöhe die Flut an ESG-Daten, die derzeit von Nachhaltigkeitsagenturen angeboten werden, die Gefahr von Greenwashing. Auch auf Unternehmensseite begrüßt Spinetti die Versuche, die Berichterstattung stärker zu standardisieren. „Das wird unsere Arbeit deutlich erleichtern“. Erfolg für das neue Rating verspricht sich Fitch auch durch vollständige Markt-Coverage der aktuell ausstehenden nachhaltigen Bonds, die im Laufe des Jahres erwartet wird.

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