Was kann Künstliche Intelligenz in der Geldanlage bewirken?

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28.06.23
Asset Management

KI in der Geldanlage: Nur ein Hype?

Über künstliche Intelligenz wird derzeit heftig diskutiert. In der Asset-Management-Branche gibt die Technologie schon lange. Doch beim Einsatz gibt es einige Hürden.

Künstliche Intelligenz ist derzeit in aller Munde. Für Marco Wunderlich, Vertriebschef beim Asset Manager Get Capital, hat das einen positiven Effekt. „Es gibt jetzt mehr Offenheit, sich auch bezüglich der Kapitalanlagen mit KI auseinanderzusetzen“, beobachtet der Experte. KI ist kein neuer Investmentansatz. Automatisierte, regelbasierte Anlageentscheidungen durch Algorithmen gibt es inzwischen seit über zehn Jahren.

Die Grenzen zu dem, was man heute als Künstliche Intelligenz versteht, sind dabei fließend. Get Capital setzt ausschließlich auf Algorithmen im Portfoliomanagement. „Optimierungen von Portfolien erfolgen automatisiert durch die Maschine“, so der AM-Experte. An einem Punkt muss der Mensch aber doch ran: und zwar bei der Freigabe der Orders. „Hier schauen immer zwei Personen im Vier-Augen-Prinzip darauf und geben die Transaktionen frei – zur Kontrolle“, erklärt Vertriebschef Wunderlich das eigene Konzept.

Skepsis gegenüber KI nimmt ab

Die jetzt bisweilen hitzig geführten Diskussionen um KI sieht er für die eigene Branche eher förderlich. „Am Einsatz von Algorithmen in der Kapitalanlage interessierte Treasurer hatten es bei ihren Gremien im eigenen Unternehmen früher deutlich schwerer zu überzeugen. Jetzt gibt es eine größere Neugierde“, berichtet er. Je häufiger Unternehmen zudem im eigenen Geschäft auf KI setzen, umso weniger Berührungsängste gebe es. „Entscheidend sind die Ergebnisse, denn niemand investiert nur wegen der KI“, betont er. Knackpunkt für die Akzeptanz sei neben einem attraktiven Ertrags-Risiko-Profil auch die Nachvollziehbarkeit der Ergebnisse, betont der Experte.

Auch wenn Künstliche Intelligenz von heute inzwischen schon viel mehr als frühere Quant-Ansätze kann, dürfte es etwas dauern, bis sich diese rasante Entwicklung in der Asset-Management-Branche in der Breite durchsetzt, glaubt Wunderlich. „Nicht jeder Ansatz wird KI-gesteuert werden. Aber allein aus Effizienzgründen wird KI früher oder später bei allen Managern zumindest in Teile des Investmentprozesses einziehen.“

Wann kommt die Disruption?

Disruptives Potential ist in jedem Fall da. Allerdings müssen neue KI-Investmentansätze zwei große Hürden überspringen, bevor sie sich durchsetzen. Investoren müssen von der Sicherheit und Verlässlichkeit dieser Ansätze überzeugt sein, und diese der aktuellen Regulatorik entsprechen – gerade das ist keine leichte Aufgabe in dem hochregulierten Markt.

Koegler[at]derTreasurer.de