Standard Chartered setzt auf Sustainable Deposits

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04.02.22
Asset Management

ESG auch in der kurzfristigen Geldanlage?

Der ESG-Trend macht auf vor kurzfristigen Anlagen nicht Halt. Einige Banken, wie die Standard Chartered, entwickeln dafür neue Produkte. Wie reagieren die Treasurer darauf?

 

Das Thema ESG hat viele Treasurer zuerst auf der Finanzierungsseite erreicht, Green Bonds und Co. boomen seit Jahren. Es folgte ein stärkeres Augenmerk auf die langfristige Geldanlage. Bislang weniger beachtet ist dagegen die kurzfristige Geldanlage. In dem Segment gibt es bisher nur wenige Produkte, die Treasurern eine Anlage nach ESG-Kriterien ermöglichen, aber das Angebot wächst.

So bietet Standard Chartered ihre Sustainable Deposits seit Ende 2021 auch in Deutschland an, andere Banken haben ähnliche Produkte am Start. Bei den 2019 von der britischen Großbank aus der Taufe gehobenen Festgeldern werden die Einlagen gegen nachhaltige Projekte referenziert, die die Bank vorwiegend in ihren Kernmärkten Asien, Afrika und dem Nahen Osten finanziert. Bei der Bank lagen im vierten Quartal 2021 weltweit rund 3,5 Milliarden US-Dollar in diesen Deposits, über 80 Prozent der Gelder aus Europa.

„Auch einige deutsche Treasurer haben sich schon dafür entschieden“, erklärt Martin Sohns, Head Of Corporate Sales Germany. Die durchschnittliche Laufzeit liegt bei drei bis vier Monaten, die Produkte funktionieren genau wie klassische Festgelder. „Aufwand entsteht dadurch, dass viele Finanzabteilungen die Strukturen aufbauen müssen, um diese Anlagen auch intern bei sich als nachhaltig deklarieren zu können“, erklärt er.

Im Laufe dieses Jahres könnte die Bank zudem mit einem weiteren Angebot in Deutschland starten – den Sustainable Accounts. „Die Gelder auf diesen Konten werden wie bei den Deposits für die Finanzierung von Projekten eingesetzt, die unsere Bank im Rahmen unseres Sustainable Product Framework als nachhaltig definiert“, erklärt Karin Flinspach, Regional Head Transaction Banking Europe & Americas.

Der Unterschied zu den Deposits liegt in der täglichen Verfügbarkeit der Gelder. „Allerdings vereinbaren wir mit den Treasurern eine Unter- und Obergrenze der Liquidität auf diesen Konten, damit wir den Anlagen immer die entsprechenden nachhaltigen Projekte gegenüberstellen können.“ Das Produkt eigne sich daher für die strategische, nicht die operative Liquidität.

Über die Projekte, die Standard Chartered über diese Mittel finanziert, berichtet die Bank einmal jährlich. Durch die interne Bewertung der eigenen Finanzierungsaktivitäten und das Matching mit den ESG-Anlagen entsteht natürlich ein Zusatzaufwand. „Da Treasurer über diese Produkte ihr Commitment zum Thema Nachhaltigkeit dokumentieren können, sind sie auch zugänglicher für ein kleines Premium“, so Flinspach. 

Für viele Treasurer dürfte sich die Frage nach der Wirkung stellen: Werden über solche Produkte wirklich neue nachhaltige Projekte finanziert? „Derzeit stehen wir tatsächlich da noch ganz am Anfang. Wenn die Nutzung solcher Produkte allerdings steigt, dann könnte auch wirklich mehr Kapital in nachhaltige Projekte fließen. Gerade in den Entwicklungsländern gibt es noch ein extrem großes Funding Gap, das geschlossen werden muss, um die Transformation der Wirtschaft hin zur Klimaneutralität zu meistern“, betont Sohns.