Über Niedrigzinsen bei der Anlage klagen CFOs und Treasurer schon lange. Inzwischen haben Banken aber begonnen, die negativen Zentralbankzinsen an ihre Kunden weiterzugeben, wenn auch noch nicht auf breiter Front. Denn die Banken haben Angst: Strafzinsen für Einlagen zu verlangen, ist sicher nicht gut fürs Image.
HVB-Chef Theodor Weimer warnte seine Branche beispielsweise davor, die Strafzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) an Bankkunden weiterzureichen. Einzelne Banken sprechen bereits seit längerem miteinander, wie sie mit dem Thema umgehen sollen, einen Alleingang wollen viele nicht wagen. „Wir prüfen das von Fall zu Fall“, heißt es bei einigen von FINANCE befragten Banken. Andere wollen nicht eindeutig Stellung beziehen. Öffentlich beklagt über Strafzinsen hat sich bisher lediglich Roland Pelka, Finanzvorstand der Baumarktkette Hornbach, bei der jüngsten Halbjahrespresskonferenz.

FINANCE
Strafzinsen können das Risikomanagement ad absurdum führen
Gelder umschichten
Besonders die Banken, die über ein gutes Rating verfügen und die Einlagen nicht unbedingt brauchen, wehren die Kundengelder mit schlechten Konditionen ab. Hier wird die Diskussion aus CFO-Sicht langsam paradox – nach der Finanzkrise war es Pflicht, die überschüssigen Gelder besonders an die Banken mit guter Bonität zu verteilen, um keine Ausfälle zu riskieren. Sollen die Unternehmen, die viel Geld auf der hohen Kante haben, ihre Gelder nun denjenigen in den Rachen werfen, die auf die Einlagen dringend angewiesen sind? Sicher nicht, denn die Risiken eines Ausfalls überwiegen klar die letztlich überschaubaren Strafzinsen. Aber es lohnt sich, seine Banken zu befragen und Gelder umzuschichten, denn ein Marktkonsens hat sich noch nicht herausgebildet. Und man sollte bei allem Gejammer nicht vergessen: Bei der Geldaufnahme profitieren Corporates zweifellos von der momentanen Ausnahmesituation.
Dentz(*)derTreasurer(.)de