Lange verschwunden, jetzt mit voller Wucht da: die Inflation.

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26.07.22
Asset Management

Was die Inflation mit der Geldanlage macht

Die Preissteigerungen wirbeln die Finanzmärkte durcheinander. Diese Absicherungsmöglichkeiten für das eigene Portfolio sollten Treasurer in der aktuellen Marktphase kennen.

Die Inflation ist derzeit mit das wichtigste Thema an den Kapitalmärkten. Die drastischen Preissteigerungen und die damit verbundenen Erwartungen deutlicher Zinserhöhungen wirbeln die Geldanlage durcheinander. Die Gemengelage für Investoren ist recht komplex, alle Augen sind auf die Entscheidungen der Zentralbanken gerichtet, die einerseits mit höheren Zinsen die Inflation senken müssen ohne andererseits die Wirtschaft vollends auszubremsen.

Die Prognose von Volker Kurr, Head of Europe, Institutional, bei LGIM, ist wenig optimistisch: „Wir sehen ein Rezessionsrisiko von 55 Prozent in den USA. In Europa, wo wir noch stärker von der Energiekrise betroffen sein werden, liegt das Risiko nach unserer Ansicht bei 75 Prozent.“

Was bedeutet dieses Marktumfeld für Investoren? „Die Situation ist ungewöhnlich. Während die Aktienkurse massiv sinken, leiden Anleger gleichzeitig unter Kursverlusten bei Staatsanleihen und anderen Bonds“, erklärt er. Üblicherweise entwickeln sich diese Anlageklassen entgegengesetzt. Doch aufgrund der erwarteten Zinssteigerungen sei dieser Mechanismus derzeit ausgehebelt, Bondkurse sinken. Kurr rät Investoren dazu, keine rasche Reallokation in der aktuellen Marktphase vorzunehmen. „Jetzt ist die Zeit, die Risikobudgets neu zu berechnen und die strategische Asset Allocation zu überprüfen, um dann möglicherweise im Herbst das Portfolio anzupassen“, sagt er.

Diese Inflation-Hedges können sich lohnen

Diversifikation sei in der aktuellen Lage der beste Schutz. „Ich meine damit sowohl Assetklassen als auch Regionen und Währungen“, so Kurr. Als kurzfristiger Inflations-Hedge könnten sich auch Rohstoffe eignen. „Gerade für Treasurer, deren Unternehmen selbst Rohstoffe verwenden, lassen sich über Commodity-ETFs natürliche Hedges aufbauen“, sagt der Experte. Eine andere Alternative könnten Inflation-linked Bonds sein, die aber meist langfristig gegenüber anderen Bonds underperformten.

Langfristig kann sich laut Kurr ein Blick auf Aktien lohnen. Trotz der aktuellen Verluste biete diese Anlageklasse einen Inflationsschutz. Daneben bieten sich Real Assets an, etwa Infrastrukturprojekte oder Real-Estate-Investitionen. „Aber auch Staatsanleihen sollte man nicht ganz abschreiben: In einer Rezession kann diese Anlage stabilisierend wirken“, betont der Experte. Treasurer sollten sich nicht darauf einlassen, über die weitere Entwicklung der Inflation zu spekulieren, sondern ihr Portfolio für alle Marktentwicklungen robust aufstellen.

koegler[at]derTreasurer