Jan Rabe von Metzler Asset Management rät Treasurern in der Geldanlage auf ESG-Kriterien zu achten.

Metzler Asset Management

13.12.21
Asset Management

Zieht die ESG-Regulierung an?

Unternehmen, die mit ihrer Nachhaltigkeitsleistung werben, sollten das eigene Asset Management nicht vergessen. Jan Rabe, Experte bei Metzler Asset Management, spricht über Reputationsrisiken bei der Geldanlage.

Herr Rabe, viele Asset Manager positionieren sich zum Thema ESG. Wie weit sind Unternehmen dabei, diese Kriterien in der Geldanlage zu berücksichtigen?
Das Bewusstsein wächst stetig dafür, dass auch das ein Bereich ist, den die Finanzabteilung stärker in den Blick nehmen sollte. Je mehr Unternehmen in der eigenen Investorenkommunikation auf das Thema Nachhaltigkeit setzen, umso mehr kann ein Reputationsrisiko entstehen, wenn sie diese Faktoren bei der eigenen Geldanlage nicht berücksichtigen. Gerade dort, wo die Regulierung Unternehmen bislang nicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet hat, beispielsweise im Rahmen des Liquiditätsmanagements oder auch bei der Anlage von Rückstellungen für Direktzusagen, stehen die meisten noch am Anfang.

Ist es denn zu erwarten, dass die Regulierung da nachzieht?
Bislang gibt es dazu keine konkreten Vorschläge. Auch im jetzigen Entwurf der neuen Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) ist das Thema erstmal ausgeklammert. Auf Anfrage bei denjenigen, die an der künftigen Regulatorik feilen, wie beispielsweise die European Financial Reporting Advisory Group, ist allerdings zu hören, dass eine lückenlose Nachhaltigkeitsberichterstattung der Geldanlagen von Unternehmen diskutiert wird. Aus meiner Sicht sollten Treasurer allerdings nicht so lange warten, bis die Regulierung greift oder sie von Wettbewerbern unter Zugzwang gesetzt werden. Insbesondere Investoren prüfen Unternehmen verstärkt auf Widerspruchsfreiheit.

Was raten Sie Treasurern konkret?
Sie sollten sich im ersten Schritt über ihr Exposure bewusst werden. Aus meiner Sicht sollten sie sich nicht ausschließlich auf die langfristigen Geldanlagen der Pensionsseite konzentrieren, sondern auch die Anlage der strategischen Liquidität in den Blick nehmen.

Denn auch da können Reputationsrisiken lauern. Ein einfaches Beispiel: Wenn ein Unternehmen im eigenen Geschäft stark auf erneuerbare Energien setzt, aber gleichzeitig noch in Kohleunternehmen investiert, könnte das von Asset Managern, Journalisten oder der Öffentlichkeit allgemein kritisch gesehen werden - mit den entsprechenden Folgen für das Unternehmen.

Bislang bekommt das aber keiner mit, da Unternehmen nicht offenlegen müssen, wie ihre Anlageportfolien aussehen.
Richtig, unsere Hypothese ist, dass diese Regulierung kommen könnte. Und dann werden Unternehmen wahrscheinlich sehr schnell Einblick gewähren müssen. Deshalb wäre es sinnvoll, bereits jetzt damit anzufangen, eine stichhaltige Strategie dafür zu entwickeln. So können später Kosten, die mit der Einhaltung einer strikteren Regulierung verbunden sind, geringer ausfallen. Außerdem kann jetzt Know-how Inhouse aufgebaut, was andernfalls extern eingekauft werden müsste. Eine ESG-Strategie zu entwickeln geht nicht von heute auf morgen. Dazu braucht es entsprechende Daten und Kenntnisse, wie kapitalmarktrelevante Nachhaltigkeitsaspekte zu interpretieren sind. Treasurer sollten daher auf Asset Manager setzen, die nicht nur die notwendigen Kompetenzen im Bereich der ESG-Integration mitbringen. Vor allem müssen diese in der Lage sein, Auswirkungen von Nachhaltigkeitspräferenzen auf Portfoliostrukturen zu bewerten und, bei Bedarf, gegenzusteuern.

Koegler[at]derTreasurer.de

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