Herr Rabe, viele Asset Manager positionieren sich zum Thema ESG. Wie weit sind Unternehmen dabei, diese Kriterien in der Geldanlage zu berücksichtigen?
Das Bewusstsein wächst stetig dafür, dass auch das ein Bereich ist, den die Finanzabteilung stärker in den Blick nehmen sollte. Je mehr Unternehmen in der eigenen Investorenkommunikation auf das Thema Nachhaltigkeit setzen, umso mehr kann ein Reputationsrisiko entstehen, wenn sie diese Faktoren bei der eigenen Geldanlage nicht berücksichtigen. Gerade dort, wo die Regulierung Unternehmen bislang nicht zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet hat, beispielsweise im Rahmen des Liquiditätsmanagements oder auch bei der Anlage von Rückstellungen für Direktzusagen, stehen die meisten noch am Anfang.
Ist es denn zu erwarten, dass die Regulierung da nachzieht?
Bislang gibt es dazu keine konkreten Vorschläge. Auch im jetzigen Entwurf der neuen Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) ist das Thema erstmal ausgeklammert. Auf Anfrage bei denjenigen, die an der künftigen Regulatorik feilen, wie beispielsweise die European Financial Reporting Advisory Group, ist allerdings zu hören, dass eine lückenlose Nachhaltigkeitsberichterstattung der Geldanlagen von Unternehmen diskutiert wird. Aus meiner Sicht sollten Treasurer allerdings nicht so lange warten, bis die Regulierung greift oder sie von Wettbewerbern unter Zugzwang gesetzt werden. Insbesondere Investoren prüfen Unternehmen verstärkt auf Widerspruchsfreiheit.
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