Zinsanstieg: Investoren in Wartestellung.

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13.05.22
Asset Management

Zinsanstieg: Investoren in Wartestellung

Bei Anleihen gab es seit Jahresbeginn deutliche Kursverluste zu beklagen, dennoch sind die Investoren froh über die Zinswende. So reagieren Treasurer.

Bei den zehnjährigen Bundesanleihen gingen die Renditen seit Jahresbeginn kräftig nach oben. „Das hat sich bei Anleihen in deutlichen Kursverlusten niedergeschlagen“, sagt Michael Lesnik, der bei Metzler Asset Management den Rentenbereich verantwortet. „Einige Portfolios mussten Verluste von um die 8 Prozent verkraften.“ Das langjährige Niedrigzinsumfeld habe den Markt vulnerabel gemacht gegenüber Zinsschwankungen.

Doch das ist nur eine Seite der Medaille: „Investoren wollen ja den Zinsanstieg und sind auch froh, dass es jetzt so weit ist“, sagt Mathias Weil, verantwortlich für Wertsicherungsstrategien bei Metzler Asset Management. „Für Lebensversicherer und die Anlage von Pensionsgeldern hat der steigende Zins auf der Verpflichtungsseite außerdem positive Effekte, was die Kursverluste zumindest relativiert.“

Noch ist der Zinsanstieg nicht groß genug, um Euro-Anleihen als Assetklasse wieder wirklich attraktiv zu machen. „Der Zeitpunkt, bei Investitionen in Bonds schon wieder auf längere Durationen zu setzen, ist aus unserer Sicht noch nicht gekommen“, so Portfoliomanager Lesnik. Allerdings bereiten sich Treasurer schon darauf vor. „Man sieht in diesem Jahr, dass wieder deutlich mehr Bondmandate ausgeschrieben werden.“

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So sollten sich Treasurer vorbereiten

Wenn man sich entscheidet, die Duration wieder zu erhöhen, dann empfiehlt Wertsicherungsexperte Weil, dies schrittweise mit einem guten Risiko-Overlay zu tun. „Grundsätzlich gilt, dass man das Portfolio so aufstellen sollte, dass Verluste verkraftbar bleiben, wenn die eigenen Prognosen nicht eintreten.“ Das sei etwa im Hinblick auf die weitere Entwicklung von Zinsen und Inflation, geopolitischer Krisen oder der Pandemie sinnvoll.

Eine positive Folge gestiegener Zinsen könnten Anleger außerdem schon nutzen: „Lange gab es im Negativzinsumfeld keine wirkliche Alternative zu den Verwahrentgelten, die Anleger bei Banken bezahlen mussten“, so Lesnik. „Inzwischen gibt es bei kurzlaufenden Anleihen mit ein, zwei oder drei Jahren Laufzeit wieder Möglichkeiten, deutlich über der schwarzen Null zu landen.“ Am Geldmarkt liegen die Zinsen dagegen weiter im Negativen. Das werde sich erst ändern, wenn die EZB die Zinsen anhebt.

„Zinssteigerungen sind immer ein schmerzlicher Prozess, aber letztlich ist es gut, dass der Markt sich auf eine Normalisierung zubewegt“, meint Weil. Wenn es wieder mehr Zinsen auf Anleihen gibt, dann könnten Geldmarkt und Staatsanleihen möglicherweise wieder ihren Status als Safe Haven zurückgewinnen. 

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