Die Pensionswerke der deutschen Dax-Konzerne haben die vergangenen Krisenjahre gut überstanden. Zu diesem Ergebnis kommt die Beratung WTW. Die Gründe dafür sind die gute Kapitalmarkt-Performance und der steigende Rechnungszins. „Der Rechnungszins ist im vergangenen Jahr um rund 40 Basispunkte gestiegen“, erklärt Hanne Borst, Leiterin der versicherungsmathematischen bAV-Beratung bei WTW.
Im neuen Jahr setzte sich der Trend fort – auch die Wirren des Ukraine-Kriegs konnten die Zinssteigerung nur kurzfristig bremsen. „Im März ist der Zins um weitere 10 Basispunkte gestiegen. Betrachtet man das gesamte erste Quartal liegt der Anstieg damit bei rund 70 Basispunkten“, so die Expertin. Die Auswirkungen des Rechnungszinses auf die Verpflichtungen sind immens: Ein Anstieg um 1 Prozentpunkt würde die Verpflichtungen um mehr als 15 Prozent reduzieren.

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Zinssteigerung stützt Pensionswerke
Ausfinanzierungsgrad auf Rekordhoch
Nicht nur auf der Zinsseite, sondern auch wirtschaftlich und an den Kapitalmärkten lief es im vergangenen Jahr gut, weshalb Unternehmen ihren Ausfinanzierungsgrad deutlich erhöhen konnten. „Er liegt derzeit bei 72 Prozent, was ein absoluter Rekordwert ist“, erklärt Johannes Heiniz, Leiter General Consulting Retirement bei WTW. Nur kurz vor der Finanzkrise – im Jahr 2007 – schaffte es der Ausfinanzierungsgrad mit 71 Prozent auf ein ähnliches Level.
Ob dieser hohe Wert sich halten lässt, sei schwer zu sagen. „Durch das sehr volatile Umfeld sind verlässliche Prognosen derzeit nicht möglich“, sagt er. Klar ist allerdings, dass sich die Verantwortlichen in den Unternehmen in diesem Jahr auf der Anlageseite vor allem mit dem Thema Inflation auseinandersetzen werden. „Dieses Thema hat zwar deutlich weniger Einfluss auf die Pensionswerke als der Rechnungszins, aber man muss gegensteuern“, erklärt Heiniz.
Welche Rolle spielt die Inflation?
Die derzeit sehr hohen Inflationsraten, die vor allem durch die steigenden Energiepreise getrieben seien, spielten dabei eine geringere Rolle. „Für Pensionswerke sind die Inflationserwartungen in den nächsten 15 bis 20 Jahren relevant.“ Eine Möglichkeit, diese Risiken zu minimieren, sei zum einen die Beimischung von Inflation-linked Papieren. „Einen handfesten Trend in diese Richtung kann ich aber derzeit noch nicht erkennen“, erklärt er.
Den wichtigsten Schritt, um die eigenen Pensionswerke krisenfest und robust aufzustellen, hätten viele Finanzverantwortliche schon gemacht. „Inzwischen werden nur noch beitragsorientierte Pensionspläne abgeschlossen – leistungsorientierte Versprechen werden in der Regel nicht mehr erteilt“, so Heiniz.
Koegler[at]derTreasurer.de

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