Request to Pay soll Kartenzahlungen ersetzen.

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17.08.20
Cash Management & Zahlungsverkehr

Banken schaffen Vorbereitungen für neues Bezahlverfahren

Im November soll mit Request to Pay ein neues Sepa-Bezahlverfahren an den Start gehen. Instant Payments sollen dadurch einen Push erhalten. Das bietet auch Chancen für Treasurer.

Der Zahlungsverkehr im Sepa-Raum ist bald um einen Standard reicher: Im November wird das Request-to-Pay-Verfahren offiziell an den Start gehen. Dabei handelt es sich um eine der Zahlung vorgeschaltete Zahlungsaufforderung („Request to Pay“/RTP). Diese Nachricht enthält alle Informationen zur Transaktion und löst – sofern der Kunde sie bestätigt – eine Überweisung aus.

„RTP kann neben Zahlungsinformationen auch Beleginformationen transportieren“, erklärt Nils Brinkhoff, Leiter Firmenkundenlösung Zahlungsverkehr bei der DZ Bank. Das Verfahren könne somit zum „Katalysator für die Echtzeitüberweisung und die E-Rechnung“ werden. In Ländern wie beispielsweise Indien gibt es solche Verfahren bereits, im Sepa-Raum fehlt bislang allerdings noch ein Standard für RTP.

DZ Bank und Deutsche Bank starten 2021

Dessen Veröffentlichung steht nun kurz bevor. Über die technischen Feinheiten der Zahlungsaufforderung wird derzeit allerdings noch diskutiert. Bis Ende August können Marktteilnehmer Änderungsvorschläge zum RTP-Regelwerk beim Standardsetzer European Payment Council (EPC) einreichen. Gleichzeitig laufen die Tests für die RTP-Infrastruktur, die Eba Clearing betreiben wird. 27 Banken haben den Aufbau finanziert – aus Deutschland sind Commerzbank, Deutsche Bank, DZ Bank und Hypovereinsbank (HVB) dabei.

Sie dürften auch die ersten Häuser sein, die ihren Kunden das neue Sepa-Verfahren tatsächlich anbieten werden. Eine Verpflichtung dazu gibt es nicht, ab November gibt es lediglich das finale Regelwerk und die Infrastruktur. 

So erklärte etwa die DZ Bank auf Anfrage von DerTreasurer man werde „2021 erste Lösungen für Firmenkunden auf den Markt bringen“. Die Deutsche Bank will den neuen Sepa-Standard ebenfalls „ab dem kommenden Jahr anbieten“, sagt Ole Matthiessen, Cash-Management-Chef der Deutschen Bank: „Bereits heute bieten wir in den Onlineshops unserer globalen Firmenkunden Request to Pay als alternatives Bezahlverfahren an, was auf starkes Interesse stößt.“

Viele Branchen könnten von RTP profitieren

Die HVB will RTP „zeitnah anbieten“, wie Gerhard Bystricky, Leiter Produktentwicklung im Bereich Payments der Bank erklärte: „Wir sind überzeugt, dass Request-to-Pay-Bezahlverfahren künftig in der Zahlungsabwicklung eine wichtige Rolle spielen werden.“ Perspektivisch sei denkbar, dass sie sowohl Kartenzahlungen als auch das Lastschriftverfahren „in Teilen ersetzen werden“.

„Durch Request to Pay sind wir in der Lage, Transaktionszeiten dramatisch zu verkürzen und Kosten für unsere Kunden zu reduzieren.“

Ole Matthiessen, Cash-Management-Chef bei der Deutschen Bank

Neben dem Einsatz im Onlinehandel sei auch Verwendung durch Telekommunikationsunternehmen oder Versicherungen denkbar, so Bystricky: „Hier ließen sich etwa die monatlichen Lastschriften durch sofortige und unwiderrufliche Zahlungen ersetzen.“ Weitere Anwendungsfälle seien der Autohandel und Streaming-Anbieter.

Deutsch-Bank Matthiessen nennt zudem Fluglinien, „die eine hohe Dichte an Kartenzahlungen erhalten“ sowie Versorgern, bei denen Auszahlungen zum Tagesgeschäft gehören: „Durch Request to Pay sind wir in der Lage, Transaktionszeiten dramatisch zu verkürzen und Kosten für unsere Kunden zu reduzieren“, sagt Matthiessen.

Banken wehren sich gegen Apple und Co.

Die Hypovereinsbank war im November 2017 das erste Haus, das Instant Payments in Deutschland zur Verfügung stellte. Allerdings spielt die Echtzeitüberweisung auch drei Jahre nach dem offiziellen Launch noch immer eine eher untergeordnete Rolle. Der Versandhändler Otto und Telefónica Deutschland gehören zu den ersten Unternehmen, die Instant Payments aktiv nutzen.

Für die zurückhaltende Nutzung gibt es viele Gründe. Einer isrt, dass Instant Payments bislang gerade für online-basierte Zahlungen kompliziert im Handling sind. Mit Request to Pay wollen die Banken dieses Problem beheben – und Bezahlung und Grundgeschäft direkt miteinander verbinden.

Damit bietet RTP auch für die Banken eine Chance: Zum einen können sie Händlern so ein bequemes, kontenbasiertes Zahlverfahren anbieten. Das ist wichtig, um sich gegen die Konkurrenz der Bezahlangebot von Paypal, Apple, Google und Co. zur Wehr zu setzen. Zum anderen wollen die Banken die Auslastung ihrer Instant-Payment-Systeme erhöhen und so die Stückkosten für Echtzeitzahlungen senken.

Zugleich dämpft HVB-Banker Bystricky aber auch die Erwartungen an das neue Sepa-Verfahren: Man rechne zunächst mit einem langsamen Wachstum bei Abdeckung und Zahlungsvolumen. Das liege zum einen daran, dass es RTP für Banken nicht verpflichtend sei. Allerdings: „Auch auf Unternehmensseite müssten zunächst die technischen Voraussetzungen und Prozesse geschaffen werden, um das Potential des neuen Verfahrens nutzen zu können.“

Buchholz[at]derTreasurer.de

Ein neues Bezahlverfahren geht an den Start. Was leistet die Zahlungsaufforderung für das Treasury und wie reagieren die Banken? Mit unserer Themenseite Request to Pay bleiben Sie auf dem Laufenden.