Weil die chinesische Wirtschaft schwächelt, schauen deutsche Unternehmen verstärkt in die Nachbarregion Südostasien. Eine Beobachtung, die Experten der HSBC gemacht haben. Zwar dürften auch in Malaysia, Indonesien und Singapur die BIP-Wachstumsraten in diesem Jahr leicht zurückgehen. Die Region biete aber langfristig aufgrund der günstigen demographischen Entwicklung und der stark wachsenden Mittelschicht gute Perspektiven für deutsche Unternehmen, so die Meinung der Bank.
Das hat auch Auswirkungen auf das Corporate Treasury, insbesondere für das Cash Management: Deutsche Unternehmen müssen sich vermehrt mit den lokalen Regulierungen und Kapitalverkehrskontrollen befassen. Anders als in China gibt es in Südostasien kein klares Bekenntnis zur Liberalisierung: Während etwa Vietnam, Kambodscha und Laos stark reguliert sind, geben sich andere Länder wie Malaysia und Singapur deutlich liberaler: „Insgesamt beobachten wir aber einen leichten Trend hin zur Öffnung“, sagt Ivan McAdam O’Connell, dessen Team in Singapur lokale Tochtergesellschaften deutscher HSBC-Kunden betreut. Trotz der regulatorischen Anforderungen gebe es in den meisten Fällen eine Lösung, um Cash grenzüberschreitend zu bewegen.
Auch innerhalb der Region könnte der freie Kapitalverkehr künftig einfacher werden: Bis Ende des Jahres soll die Asean Economic Community (AEC) umgesetzt sein, die auch den Freihandel ausbauen soll. HSBC bremst jedoch die Erwartungen: „Es wird sich nicht über Nacht ändern“, sagt Joseph Incalcaterra, der die Region für die Bank als Volkswirt beobachtet. „Es gibt keine Strafen bei Nichtumsetzung der Richtlinien.“

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Cash Management: Südostasien öffnet sich
Treasury-Hub in Singapur: BASF, Siemens und ZF sind schon da
Dennoch dürfte damit auch die Bedeutung des Standortes Singapur als regionaler Treasury-Hub weiter stärken. Schon heute beheimatet der Stadtstaat laut HSBC die größte Anzahl an Treasury-Einheiten in Asien: 7.000 multinationale Unternehmen sind vor Ort vertreten, 60 Prozent davon haben regionale Verantwortung. „Singapur ist der ideale Zugangsweg für deutsche Unternehmen in der Region Südostasien“, sagt McAdam O’Connell. Von den deutschen Unternehmen unterhalten dort etwa BASF, Siemens oder ZF Friedrichshafen regionale Treasury-Einheiten.
Einer Auswertung des Economist Corporate Network zufolge managen rund drei Viertel der ausländischen Unternehmen, die in der Region tätig sind, ihre Aktivitäten von Singapur aus. Es folgt Malaysia mit 17 Prozent auf Platz zwei - weit vor Thailand und Hongkong mit jeweils 3,6 Prozent. Allerdings hat die Hongkonger Regierung im Februar einige Maßnahmen wie etwa Steuersenkungen angekündigt, um mehr Corporate Treasury Hubs anzuziehen. Insbesondere für deutsche Unternehmen mit großen Aktivitäten in China dürfte die ehemalige Kronkolonie ein attraktiver Standort sein.
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