Für Treasurer würde es sich lohnen, einen Cash Pool in Mexiko aufzusetzen.

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02.06.21
Cash Management & Zahlungsverkehr

Cash Pooling in Lateinamerika: Geht das?

Unter den Cash-Pool-Teilnehmern binden immer mehr Treasurer auch „exotischere“ Länder an. In Lateinamerika ist das allerdings schwierig. Das müssen Treasurer beachten.

Ähnlich wie beim Cash Pooling in Afrika ist es für Treasurer sehr schwer, einen Cash Pool in Lateinamerika aufzusetzen. Allgemein sei der Zahlungsverkehr nicht mit dem in Europa zu vergleichen, erklärt Peter Stindt, Leiter Firmenkundengeschäft der Santander Bank. So seien Euro-Zahlungen von und nach Südamerika viel teurer als innerhalb von Europa.

Komplex wird die Situation vor allem dadurch, dass jedes Land in Lateinamerika eigene Regeln im Zahlungsverkehr hat. Für Treasurer heißt das: „Sie müssen sich erstmal einen Überblick verschaffen und sich mit jedem einzelnen Land auseinandersetzen, indem sie aktiv sind“, sagt Stindt.

Vergleichsweise liberal sind dem Banker zufolge Chile und Mexiko. „Dort ist Cash Pooling tendenziell möglich, hier sind die Regeln ähnlich wie beim Pooling in Europa. Es muss eine Zuständigkeit an einen Masterkonto-Betreiber vergeben werden, die dann über das Vermögen verwalten kann“, erklärt Rainer Wolff, Senior Product Manager Cash Management bei der Santander. Hier würde sich ein Cash Pool lohnen.

Cash Pool: Brasilien und Argentinien bleiben außen vor

Regionen, die dagegen nicht an den Cash Pool angeschlossen werden können, sind Brasilien und Argentinien – zwei für viele deutsche Unternehmen sehr wichtige Länder in Südamerika. „Besonders Brasilien hat viele regulatorische Vorgaben, zum Beispiel wie eine Kapitalentnahme bei lokalen Gesellschaften gewertet wird. Im Grunde bekommen Treasurer den Real nicht aus dem Land heraus, womit auch ein grenzüberschreitender Cash Pool wegfällt“, so Wolff. In Argentinien sei die Lage ähnlich.

Zusätzlich müssen sich Treasurer noch mit einem ganz anderen Problem auseinandersetzen: der mangelnden Transparenz über lokale Bankkonten. „Es gibt Mittelständler, die schon seit Jahren eine Kontoverbindung in Lateinamerika haben, aber keinen Überblick über die tatsächliche Liquiditätslage vor Ort haben“, beobachtet Stindt. „Die verlassen sich dann nur auf die lokalen Partner, die die Umsätze zum Beispiel über eine Excel-Liste schicken. Sie erhalten aber keine Kontoauszüge und können nicht prüfen, ob der Cash-Status tatsächlich übereinstimmt.

s.backhaus[at]dertreasurer.de

Bleiben Sie über alle aktuellen Entwicklungen auf dem Laufenden mit unserer Themenseite Trends im Cash Pooling. Weitere einführende Treasury-Texte finden Sie auf der Themenseite Treasury-Ratgeber.

Dieser Text ist Teil unserer mehrteiligen Serie „Cash Pooling um die Welt“, in der sich die Redaktion von DerTreasurer zahlreiche Länder und deren Besonderheiten in Bezug aufs Cash Pooling anschaut. Teil der Serie sind RusslandChina, USA und Großbritannien.