Treasurer können beim Working Capital viel Cash-Potential heben.

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13.06.23
Cash Management & Zahlungsverkehr

Cash-Potentiale besser heben

Working Capital ist der größte Hebel, um Cash zu gewinnen. Auch Liquiditätsspitzen können ausgesteuert werden.

Die Inflation und das stark gestiegene Zinsniveau üben seit Langem erstmals wieder Druck auf viele Unternehmen hinsichtlich Kapitalbedarf und Liquidität aus. Alban Baiker, Partner bei der Unternehmensberatung Alix Partners, sieht noch viel ungenutztes Cash-Potential aus den „fetten Jahren“, in denen Cash keine Rolle gespielt habe.

Der größte Hebel liege laut dem Treasury- und Cash-Management-Experten im Working Capital. In diesem Bereich habe sich zuletzt einiges verändert. So zeige eine Auswertung von Alix Partners unter mehreren Dax-Handelsunternehmen, dass im vergangenen Jahr im Vergleich zum Vorjahr die Lagerbestände deutlich gestiegen seien, während die Verbindlichkeiten gesunken seien.

„Im Handel liegt beispielsweise sehr viel Geld im Lager“, sagt Baiker. Auch in anderen Branchen sei das so. Das hänge auch damit zusammen, dass viele Unternehmen wegen Lieferkettenproblemen die Lagerbestände hochgefahren hätten.

Wichtige Kennzahl Cash Conversion Cycle

Als Maßnahme im Working Capital könnten Unternehmen zum Beispiel nach der Kennzahl „Cash Conversion Cycle“ steuern. Diese Kennzahl zeigt, wie sich der Kapitalbedarf für das Nettoumlaufvermögen in Relation zum Umsatz verändert. „Das ist für große Unternehmen eine klassische Kennzahl, um den Cash-Bedarf ihrer Geschäftsbereiche oder Tochtergesellschaften zu steuern“, so Baiker. Damit würden die Unternehmen vorgeben, wie viel Working Capital sie bei welchem Umsatz haben dürfen.

Zudem sollten Treasurer stärker auf fällige Kundenforderungen achten und diese eintreiben. Weitere Hebel seien längere Zahlungsziele bei Kunden und kürzere bei Lieferanten, ein Genehmigungsprozess für abweichende Zahlungsziele, Altware abzuverkaufen und die Sortimentskomplexität zu reduzieren. „Weil das Thema Liquidität bei vielen Unternehmen in den vergangenen Jahren so gut wie keine Rolle spielte, lohnt es sich, das Wissen über Cash Management aufzufrischen“, sagt Baiker.

Steuerung von monatlichen Liquiditätsspitzen

Als weitere Maßnahme empfiehlt Baiker die Feinsteuerung von monatlichen Spitzen im Liquiditätsbedarf. „Es gibt viele Unternehmen, die einmal im Monat einen hohen Liquiditätsbedarf haben.“ Diese Spitzen könne man besser aussteuern, indem Treasurer auf den zeitlichen Verlauf von externen und internen Zahlungen achten. Cash solle idealerweise nur an den Tagen in Auslandstöchtern liegen, an denen es dort auch tatsächlich benötigt werde, empfiehlt Baiker.

s.backhaus[at]dertreasurer.de