Die chinesische Zentralbank PBoC hat Medienberichten zufolge die Einschränkungen für grenzüberschreitende Renminbi-Zahlungen im ganzen Land gelockert. Banken seien nicht länger verpflichtet, Auslandsüberweisungen durch Gutschriften auszugleichen, berichtet die Financial Times. Damit würde die mündliche Anweisung („Window Guidance“) aus dem Januar aufgehoben. Die Lockerungen sollen dem Bericht zufolge seit dem heutigen Donnerstag in Kraft sein. Die Banken haben die neuen Anweisungen demnach erneut mündlich erhalten. Mit schriftlichen Instruktionen, in denen die Vorschriften für die Banken beim Umgang mit Renminbi-Zahlungen genauer ausgeführt werden sollen, ist einem Experten zufolge im Juni zu rechnen.
Für Treasurer, deren Unternehmen Geschäft in China machen, ist das eine gute Nachricht. Denn die immer schärfer werdenden Kapitalverkehrskontrollen hatten zuletzt den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr im Warenhandel stark behindert. Manch ein chinesischer Importeur hatte Probleme, seine Rechnungen zu bezahlen, was für die deutschen Exporteure Zahlungsverzögerungen nach sich zog.

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China lockert Kapitalverkehrskontrollen
China verschärfte Kapitalverkehrskontrollen 2016 schrittweise
Nach Jahren der Liberalisierung hatte China die Kapitalverkehrskontrollen seit Anfang 2016 sukzessive verstärkt, um die Kapitalflucht aus dem Land einzudämmen und die Abwertung des Renminbi zu stoppen. Die chinesische Währung hatte allein im vergangenen Jahr gegenüber dem US-Dollar 6,5 Prozent an Wert verloren. Im Januar vergangenen Jahres schränkte die PBoC zunächst das grenzüberschreitende Cash Pooling ein. Außerdem erklärte die Devisenbehörde SAFE Dividendenzahlungen ab 50 Millionen US-Dollar für genehmigungspflichtig. Deutsche Unternehmen hatten seither Schwierigkeiten, Geld von ihren chinesischen Töchtern abzuziehen.
Im November gingen die Regulatoren noch einen Schritt weiter: Seitdem wurden Auslandsüberweisungen ab 5 Millionen US-Dollar sehr genau geprüft. In einigen Regionen lag der Schwellwert sogar bei 1 Millionen Dollar, berichtete Andreas Tesch, Chief Market Officer bei dem Kreditversicherer Atradius im März dieses Jahres bei FINANCE-TV: „Mit den Prüfungen von Auslandsüberweisungen wollen die Behörden vor allem verdeckte M&A-Transaktionen chinesischer Investoren unterbinden“, sagte Tesch weiter.
Zunächst waren davon nur Finanzströme betroffen. Im Januar 2017 erfolgte dann die vorerst letzte Eskalationsstufe der Kapitalverkehrskontrollen: Damals legten die Regulatoren fest, dass die Banken in Schanghai für Auslandsüberweisungen im Gegenzug die gleiche Summe von einem Konto im Ausland auf ein Konto in China gutschreiben müssen. Diese Maßnahmen schränkten damit auch Handelszahlungen ein. In anderen Regionen gab es ähnliche Vorschriften, allerdings mussten dort die Gutschriften nicht immer die gleiche Höhe haben wie die Auslandsüberweisungen. Die Restriktionen in Peking und Schanghai sollen zu den härtesten gehört haben.
Mit der heutigen Ankündigung der PBoC scheinen diese Vorgaben nun aufgehoben zu sein. Von dem Liberalisierungslevel, das China vor knapp anderthalb Jahren im Hinblick auf Zahlungsverkehr und Cash Management erreicht hatte, ist das Land aus Treasury-Sicht dennoch weit entfernt.
Paulus[at]derTreasurer.de

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