Der Finanzdistrikt in Peking: Durch das neue Zahlungsverkehrssystem CIPS wird grenzüberschreitender Zahlungsverkehr in Renminbi einfacher.

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08.10.15
Cash Management & Zahlungsverkehr

China startet internationales Zahlungsverkehrssystem CIPS

China bringt heute sein neues grenzüberschreitendes Zahlungsverkehrssystem CIPS an den Start. Die bestehenden Patchwork-Netzwerke werden nun schrittweise ersetzt. Das ist auch eine gute Nachricht für Treasurer, denn eine wichtige Hürde für die Internationalisierung des Renminbi entfällt.

Endlich ist es soweit: Die People’s Bank of China (PBoC) hat vor wenigen Stunden bekanntgegeben, dass ihr lange erwartetes neues Zahlungsverkehrssystem CIPS an den Start gegangen ist. CIPS werde ab sofort eine Reihe von bestehenden Netzwerken im grenzüberschreitenden Interbankenzahlungsverkehr ersetzen, teilte die chinesische Notenbank mit.

Für China ist die Einführung von CIPS ein wichtiger Schritt, um die Internationalisierung des Renminbi weiter voranzutreiben. Die chinesische Währung hat gerade erst den japanischen Yen vom vierten Platz der am meisten genutzten Währungen im internationalen Zahlungsverkehr verdrängt. Laut dem Finanznachrichtendienstleister Swift wurde der Renminbi im September für 2,79 Prozent aller weltweiten Zahlungen verwendet. Auch das britische Pfund dürfte der Renminbi früher oder später überholen und zum US-Dollar und dem Euro als wichtigste Reservewährungen vorstoßen, glauben Experten.

CIPS schließt Lücke zwischen Onshore- und Offshore-Zahlungen

Die Aufholjagd befeuern soll nun CIPS, die die neue Plattform standardisiert und beschleunigt die Abwicklung von grenzüberschreitenden Renminbi-Zahlungen. Das Problem bislang: Chinas lokales Interbankensystem CNAPS ist nicht kompatibel mit den Swift-Nachrichten. Nationaler (onshore) und internationaler (offshore) Zahlungsverkehr in Renminbi sind daher strikt voneinander getrennt, die Abwicklung grenzüberschreitender Zahlungen erfordert deshalb eine manuelle Übersetzung. Dafür waren diverse Patchwork-Lösungen im Einsatz. Die neue Plattform CIPS soll diesen Bruch beseitigen: Sie basiert auf globalen Zahlungsstandards und ermöglicht so eine schnellere und einfachere Abwicklung.

19 Banken waren an der Entwicklung von CIPS beteiligt, darunter auch acht ausländische Institute wie HSBC, Citi und die Deutsche Bank. Sie gehören nun auch zu den ersten Banken, die direkt an CIPS angeschlossen sind: „Wir können damit unseren Kunden den bestmöglichen Service für deren Renminbi-Zahlungen anbieten und werden von nun an auch Volumina auf CIPS umschichten“, sagt Lothar Meenen, Leiter Cash Management und Trade Finance Corporates Deutschland bei der Deutschen Bank. Bislang hat die Deutsche Bank Renminbi-Zahlungen vor allem über Hongkong gecleart.

Auch die Standard Chartered Bank gehört zu den Unterstützern von CIPS. Die Bank gab heute bekannt, für den schwedischen Möbelhändler Ikea eine Renminbi-Transaktion über das neue System abgewickelt zu haben. „Das direkte Clearing von internationalen Renminbi-Zahlungen durch die Bank vereinfacht den Zahlungsverkehr und erleichtert Ikea's Liquiditätsmanagement“, sagt Lena Li, Treasury Manager bei Ikea China.

Großkonzerne fieberten auf CIPS-Einführung hin

CIPS ist zwar ein Interbankensystem, doch auch Corporate Treasurer dürften profitieren: Grenzüberschreitende Renminbi-Zahlungen können nicht nur schneller durchgeführt werden, auch die Fehleranfälligkeit sinkt, weil Brüche in der Zahlungsabwicklung beseitigt werden. „Eine internationale Renminbi-Zahlung ist nun nahezu vergleichbar mit einer Euro- oder US-Dollar-Zahlung“, sagt Meenen. Er rechnet in der Folge damit, dass mehr deutsche Unternehmen künftig den Renminbi als Fakturierungswährung akzeptieren werden.

Darauf deutet auch eine Umfrage der Anwaltskanzlei Allen & Overy aus dem Frühjahr 2015 hin: 74 Prozent der befragten 150 Manager aus internationalen Großkonzernen nannten damals die Verspätung der CIPS-Einführung als wichtige oder sogar sehr wichtige Hürde für die grenzüberschreitende Nutzung des Renminbi. Ursprünglich war der Start des Systems bereits für 2014 geplant gewesen, war damals jedoch wegen technischer Schwierigkeiten verschoben worden.

Für die angeschlossenen internationalen Banken hat CIPS einen weiteren Vorteil: Sie sind nun nicht mehr von einer chinesischen Korrespondenzbank abhängig, um Renminbi-Zahlungen auch innerhalb Chinas zu tätigen. Wann weitere Banken aufgesattelt werden könnten, ist noch nicht bekannt.

Die Offshore-Clearing-Center wiederum könnten an Bedeutung verlieren, vermuten Experten. Das gelte auch für das vor einem Jahr gestartete Center in Frankfurt, das bislang hinter den Erwartungen zurückbleibt. Da über diesen Weg aber ohnehin hauptsächlich kleinere Bankinstitute ihre Renminbi-Zahlungen abwickeln, die zumindest vorerst keinen direkten Zugang zu CIPS haben werden, dürfte der Effekt gering sein.

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