Zahlungsabwicklung ist der Kerngeschäft von Concardis. Der Konzern steht wirtschaftlich offenbar unter Druck.

Nattakorn - stock.adobe.com

10.02.21
Cash Management & Zahlungsverkehr

Wie schlimm steht es um Concardis?

Die Pleite des Reiseveranstalters Thomas Cook hat Concardis schwer zugesetzt. Eigentümer Nets musste 150 Millionen Euro zuschießen. Vom E-Commerce-Boom kann der Zahlungsabwickler offenbar nicht ausreichend profitieren.

Um den Zahlungsabwickler Concardis scheint es schlechter zu stehen als angenommen. Wie aus dem im Bundesanzeiger veröffentlichten Geschäftsbericht 2019 zu entnehmen ist, mussten die Eschborner in dem Geschäftsjahr satte 214 Millionen Euro abschreiben, was das Eigenkapital von 157 Millionen Euro deutlich übersteigt. Der Banken-Blog „Finanz-Szene“ hatte zuerst darüber berichtet.

Concardis konnte den riesige Brocken anscheinend nicht selbst stemmen, weshalb der dänische Zahlungsdienstleister Nets, der Concardis 2018 von den Private-Equity-Investoren Bain und Advent übernommen hatte,  einspringen musste. Aus den „sonstigen betrieblichen Erträgen“ geht hervor, dass „die Alleingesellschafterin einen nicht rückzahlbaren Gesellschafterzuschuss“ in Höhe von 152 Millionen Euro geleistet hat.

Weiter generierte Concardis durch die „Veräußerung selbst entwickelter Software und Weiterbelastung von Kosten Erlöse“ 60 Millionen Euro innerhalb der Nets-Gruppe. Trotz der erheblichen Geldzufuhr verzeichnete Concardis unter dem Strich einen Verlust von 25 Millionen Euro.

Concardis leidet unter Thomas-Cook-Pleite

Der Löwenanteil der Abschreibungen kommt mit 212 Millionen Euro aus dem Kreditgeschäft durch den Ausfall einzelner Kunden aus der Tourismus- und Luftfahrtbranche. Hier hat die Pleite des Reiseveranstalters Thomas Cook voll ins Kontor geschlagen, wie Concardis bestätigte. Weil Kunden ihre Reisen zum Teil Monate im Voraus bezahlen, ergeben sich für Zahlungsabwickler in dieser Branche besonders hohe Ausfallrisiken für den Fall einer Insolvenz. Welche weiteren Kunden Concardis zusetzten, wollte ein Sprecher des Unternehmens auf Anfrage von DerTreasurer nicht verraten.

Kurz vor der Pleite hatte der britische Reisekonzern vorübergehend auch Teile der Sepa-Lastschriftverfahren einstellen müssen, weil ein Bankpartner zur Abwicklung der Zahlungen fehlte. Zudem geriet die Tochter Condor über das Cash Pooling in den Sog der Pleite der Mutter.

Wie sehr leidet Concardis unter Corona?

Nur mit großer Mühe und mit Hilfe der Muttergesellschaft hat Concardis 2019 einen Mega-Verlust vermieden, dabei handelt es sich hier um den Zeitraum vor der Coronakrise. Wie sich die Pandemie im Ergebnis des Zahlungsabwickler niederschlägt, wird daher wohl erst erkennbar, wenn der Geschäftsbericht für 2020 im Bundesanzeiger veröffentlicht wird.

Auf Anfrage erklärte Concardis, man rechne für den Abschluss 2020 nicht mit wesentlichen weiteren Verlusten, allenfalls die Umsätze würden sinken. Der Prognosebericht aus dem Geschäftsbericht 2019 für das Jahr 2020 klingt dagegen skeptischer: „Aufgrund der Covid-19-Pandemie erwarten wir jedoch nicht unerhebliche Verminderungen des Ergebnisses 2020, da wir auch in Kundensegmenten der besonders betroffenen Branchen (Airlines, Travel, etc.) engagiert sind“, heißt es dort.

Sollte sich die Pandemie allerdings länger hinziehen, oder es zu erheblichen Chargeback-Belastungen aufgrund der wirtschaftlichen Schwäche von Vertragspartnern kommen, wäre eine „Zufuhr von Liquidität und aufgrund einer dann entstehenden Verlustsituation eine Stärkung der Eigenmittel erforderlich“, schreibt Concardis im Prognoseteil. Man versuche unter anderem durch striktes Net-Working-Capital-Management entgegenzuwirken und prüfe die Inanspruchnahme staatlicher Förderprogramme.

Wirecard-Skandal: Zahlungsabwickler im Fokus

Die Probleme von Concardis sollten vor allem die Treasurer aufhorchen lassen, deren Unternehmen Zahlungen von dem Anbieter abwickeln lassen. Nach der Pleite des Skandalkonzerns Wirecard war viel Bewegung in den Markt für Zahlungsabwickler gekommen. Der Fall habe vor allem Großkunden vor Augen geführt, wie wichtig es sei, verlässliche Partner für die Zahlungsabwicklung zu haben, berichten Transaktionsbanker.

Die Geldinstitute freut das. Denn während die Margen im klassischen Zahlungsverkehr sinken, gibt es bei der Abwicklung von Online-Zahlungen noch Geld zu holen. Vor allem durch die Corona-Pandemie gewinnt E-Commerce als Absatzkanal an Bedeutung. Davon wollen aber nicht nur die Banken, sondern auch Anbieter wie Wordline aus Frankreich, Adyen aus den Niederlanden oder die Concardis-Mutter Nets profitieren, die zuletzt durch M&A-Deals massiv an Größe gewonnen haben. Zudem gibt es auch noch kleinere Player wie die deutsche Computop.

Eich[at]derTreasurer.de