JP Morgan schnappt sich den Zahlungsdienstleister Volkswagen Payments. Wie die US-Investmentbank im September mitteilte, will sie 75 Prozent an dem Zahlungsdienstleister von VW erwerben. Dieser ist eine hundertprozentige Tochter der hauseigenen Bank Volkswagen Financial Services. Der Kaufpreis ist nicht bekannt, dem "Handelsblatt" zufolge lag er laut Insidern im niedrigen bis mittleren zweistelligen Millionenbereich.
VW Payments entwickelt und koordiniert die gesamten Zahlungsprozesse für den Autokonzern und steuert damit die globalen Payment-Aktivitäten für Volkswagen Financial Services. Der Zahlungsabwickler punktet vor allem mit auf den Automobilsektor zugeschnittenen mobilen Zahlungsdienstleistungen, sogenannten In-Vehicle-Payments. Ein Beispiel ist das mobile Bezahlen eines Tank- beziehungsweise Ladevorgangs. Dieses Geschäftsfeld ist laut der Bank im Jahr 2021 4 Milliarden US-Dollar schwer. Ein Sprecher von VW Payments sagte gegenüber DerTreasurer, dass derzeit die Produkte „Lizenzverlängerungen, Functions-On-Demand-Erweiterungen und Auto-Abo-Produkte im Fokus stehen“.
JP Morgan will davon profitieren. Der Einstieg soll das digitale Portfolio erweitern – nicht nur in der Automobilindustrie. „Die Plattform ermöglicht es uns, das Angebot um die mobilen Zahlungsdienstleistungen noch weiter auszubauen, zunächst für das Automobilsegment, dann aber auch für andere Marktplätze“, erklärt Shahrokh Moinian, EMEA Head of Wholesale Payments bei JP Morgan. Die VW-Tochter hingegen verspricht sich, von der Erfahrung und der globalen Präsenz der Investmentbank zu profitieren.

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Das hat JP Morgan mit Volkswagen Payments vor
Digitale Bezahlmodelle werden für Treasurer immer wichtiger
Insbesondere die In-Vehicle-Zahlungsabwicklung sowie die Mobile-Payment-Infrastruktur von VW Payments will sich die Bank zunutze machen. Finanzkreisen zufolge ist das auch der Grund dafür, warum sich JP Morgan ausgerechnet für einen Mehrheitsanteil entschieden hat. Auch werde die Bank damit ihre Präsenz auf dem europäischen Markt stärken.
VW und die VW-Bank sollen weiterhin Gesellschafter an VW Payments bleiben, und die Zahlungsabwicklung soll für den gesamten Konzern gesichert bleiben. Auch Audi bietet mit Audipay programmierbare Zahlungen an, denn das Geschäftsfeld wird für Unternehmen immer wichtiger. „Der Markt für vernetzte Autos soll bis 2025 ein Volumen von 166 Milliarden US-Dollar erreichen, mit einem Volumen von 86 Milliarden US-Dollar für Zahlungen im Fahrzeug. Die Nachfrage ist da“, prognostiziert Banker Moinian.
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