Deutsche Bank

24.02.21
Cash Management & Zahlungsverkehr

Deutsche Bank macht Kampfansage im Zahlungsverkehr

Die Deutsche Bank kehrt ins Acquiring-Geschäft zurück – und macht eine Kampfansage an die Technologieriesen. Das könnte auch für Treasury-Kunden interessant sein.

Die Deutsche Bank will eine Lücke in ihrem Payment-Angebot schließen. Wie das Geldhaus am heutigen Mittwoch bekanntgab, steigt die Bank wieder ins Merchant Acquiring ein – also das Geschäft rund um die Zahlungsakzeptanz im Handel. Bereits im dritten Quartal des laufenden Jahres will die Bank in der Region EMEA neue Produkte auf den Markt bringen. Den Start macht Deutschland, anschließend solle die globale Expansion folgen.

„Wir beobachten eine sehr stark wachsende Nachfrage von Unternehmen nach digitalen Zahlungslösungen – auch als Folge der Corona-Pandemie“, sagt Ole Matthiessen, Leiter globales Cash Management bei der Deutschen Bank im Rahmen eines digitalen Pressegesprächs. Deshalb wolle man die Lücke in der Wertschöpfungskette im Zahlungsverkehr schließen und zu einem Full-Service-Provider im Bereich Zahlungsakzeptanz werden.

Wirecard-Skandal als Chance für Banken?

Aus dem Bereich Merchant Acquiring hatten sich die Banken in den vergangenen Jahren zurückgezogen. Auch die Deutsche Bank hatte in der Vergangenheit Beteiligungen an entsprechenden Unternehmen verkauft: So ging etwa die Deutschen Card Services 2012 an Evo Payments, 2015 veräußerte die Bank das Acquiring-Geschäft der Postbank ebenfalls an Evo.

Die Margen seien zu gering, die Regulatorik zu hoch gewesen, wie Matthiessen einräumt. Das Feld übernahmen die inzwischen durch zahlreiche M&A-Deals zu Großkonzernen gewachsenen Payment Service Provider (PSP): Worldline übernahm im vergangenen Jahr den Acquirer Ingenico, die dänische Nets kaufte Concardis, an der die Deutsche Bank bis 2017 ebenfalls beteiligt war. Weitere große Player im Markt sind Adyne, First Data – und bis vor kurzem der Skandalkonzern Wirecard.

Nach dem Bilanzskandal sehen die Banken jetzt offenbar eine gute Gelegenheit, das rasant wachsende Geschäftsfeld des digitalen Zahlungsverkehrs  zurück zu erobern. Gerade Großkonzerne sind bei der Auswahl ihrer Zahlungsabwickler vorsichtiger geworden, wie einige Treasurer berichten. Zugleich verschmilzt das Angebot zwischen der technischen Abwicklungen (PSP) und klassischen Bankdienstleistungen (Acquiring) immer mehr.

Das neue Merchant-Services-Angebot der Deutschen Bank zielt aber nicht nur auf bestehende Händler und das boomende E-Commerce-Geschäft, wie Matthiessen erklärt: „Wir scheuen den Verdrängungswettbewerb nicht, es ist gerade viel Bewegung im Markt.“ Großes Potential sehe die Bank aber vor allem im B2B-Geschäft: „Es gibt einige Unternehmen, die im Zuge der Geschäftsmodell-Transformation erst in Zukunft Zahlungsakzeptanz-Lösungen benötigen werden.“ Für diese Kunden wolle man ein strategischer Partner sein.

E-Commerce fordert das Treasury

Beispiele für solche Unternehmen gibt es genügend: So erzielt etwa Konsumgüterhersteller Henkel inzwischen 15 Prozent seines Konzernumsatz über digitale Kanäle, die Vermarktung direkt an Endkunden („Direct-2-Consumer“) gewinnt stark an Bedeutung. Ähnliches erleben die Sportartikelhersteller Adidas und Puma oder die Automobilhersteller Volkswagen, BMW und Daimler.

Das stellt auch die Treasury-Abteilungen vor Herausforderungen – selbst in klassischen Industrieunternehmen müssen sich Treasurer vermehrt mit der Frage auseinandersetzen, wie sie mit Gelder umgehen sollen, die über alternative Bezahlverfahren ins Unternehmen kommen. Dabei stellt sich die Frage, wie sie diese ins Cash Management und das Währungsmanagement integrieren können. Mit steigenden Volumen der digitalen Bezahlmethoden gewinnen diese Fragen an Dringlichkeit.

Zahlungsabwicklung wird in Treasury-Angebot integriert

Genau hier will die Deutsche Bank eigenen Angaben zufolge ansetzen, um als neuer Player in einem bestehenden Markt reinzukommen. Ein entscheidender Wettbewerbsvorteil gegenüber Nicht-Banken sei die bestehende große Kundenbasis von rund 800.000 KMUs sowie einer hohen Zahl an Großkonzernen, berichtet Kilian Thalhammer, Leiter Merchant Solutions. Er war im vergangenen Sommer von Wirecard zur Deutsche Bank gewechselt. Auch mit Blick auf die Kosten sei man wettbewerbsfähig: „Wir haben Infrastruktur und Produkte, die wir intelligent kombinieren können.“

„Wir scheuen den Verdrängungswettbewerb nicht, es ist gerade viel Bewegung im Markt.“ 

Ole Matthiessen, Leiter globales Cash Management bei der Deutschen Bank

Letztlich wolle man aber nicht in einen Preiswettbewerb eintreten, sondern sich über Produkte differenzieren. So sei geplant, das Acquiring-Angebot mit Lösungen im Bereich FX, Ratenzahlung und Cash Pooling zu kombinieren: „Wir sehen nicht, dass eine andere europäische Bank in der Breite dieses Geschäftsfeld angeht“, so Thalhammer. Er räumt allerdings ein, dass JP Morgan eine ähnliche Kombination in den USA anbiete.

Merchant Services als Wachstumsfeld

Besonders lukrativ ist Thalhammer zufolge die Abwicklung von Zahlmethoden, bei der die Bank selbst eine großen Teil der Wertschöpfung übernehme. Dazu gehörten etwa die Lastschrift, Request to Pay, aber auch Rechnungs- und Ratenkauf. „Hier sehen wir die Chance viel Marge zu machen“, so Thalhammer. Die Abwicklung von Kartenzahlungen werde dagegen mehr Umsatz aber weniger Marge liefern. Die geringste Marge würde die Abwicklung von alternativen Wallet-basierten Zahlmethoden wie Paypal, WeChat oder Amazon Pay liefern.

Das Geschäftsfeld Merchant Service soll damit künftig ein wichtiger Teil der Unternehmensbank werden, die von Stefan Hoops geleitet wird. Konkrete Ziele zu Erträgen und Kunden in dem Bereich wollte Matthiessen auf Nachfrage allerdings nicht nennen.

Buchholz[at]derTreasurer.de