„The Cube“ - die Konzernzentrale der Deutschen Börse: Die Frankfurter treiben ihre Blockchain-Aktivitäten voran.

Deutsche Börse AG

23.01.17
Cash Management & Zahlungsverkehr

Deutsche Börse kündigt risikolosen Geldtransfer mit Blockchain an

Die Deutsche Börse treibt ihre Blockchain-Aktivitäten voran. Das neueste Projekt ist ein Konzept, um Geschäftsbankgeld risikolos zu übertragen.

Die Deutsche Börse lotet weiter die Potentiale der Technologie Blockchain aus. Sie hat ein Konzept auf Basis der Distributed-Ledger-Technologie entwickelt, um Geschäftsbankgeld risikolos übertragen zu können, teilte die Deutsche Börse heute mit. Mit anderen Worten: Die Deutsche Börse hat damit das Clearing-Konzept, in dem Abwicklungshäuser einspringen, wenn im Handel ein Investor ausfällt, auf Basis von Blockchain weiterentwickelt.

Durch die Integration der Blockchain-Technologie in die Post-Trade-Infrastruktur der Gruppe erhoffen sich die Frankfurter Effizienzsteigerungen, beispielsweise bei Abwicklungs- und Asset-Servicing-Diensten. Verschiedene Anwendungsfälle des Konzepts, dem die Idee einer besicherten digitalen Münze zugrunde liegt, sind demnach denkbar: zum Beispiel bei kreditrisikofreien Zahlungen und bei der Übertragung von Vermögenswerten mittels Lieferung-gegen-Zahlung auf der Blockchain.

„Dabei agieren wir als eine Art Türwärter“, sagte Eric Müller, CEO von Eurex Clearing, gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. „Banken und Investoren emittieren über uns besicherte digitale Münzen und hinterlegen dafür Sicherheiten.“ Mit den besicherten Münzen könnten sie dann auf der Blockchain Währungen, Derivate und andere Vermögenswerte handeln, ohne die Bonität anderer Markteilnehmer überprüfen zu müssen. „Fällt ein Handelspartner aus, können sie ihre digitalen Münzen beim Clearinghaus in echtes Geld einlösen“, sagte Müller weiter.

Deutsche Börse treibt Blockchain-Aktivitäten voran

Gleichzeitig untersucht die Deutsche Börse eigenen Angaben zufolge auch, welche neuen Geschäftsmöglichkeiten sich aus der Blockchain-Technologie ergeben könnten. „Die Distributed-Ledger-Technologie birgt großes Potential“, sagt Deutsche-Börse-CEO Carsten Kengeter. „Mit unserem Pilotprojekt für Zahlungen und die Übertragung von Vermögenswerten stellen wir eine neue wegweisende Studie im Rahmen der Blockchain-Debatte vor.“

Im nächsten Schritt will die Deutsche Börse die Meinung von Kunden, Aufsichtsbehörden und Zentralbanken zu dem neuen Konzept einholen. Ein funktionsfähiger technischer Prototyp auf Grundlage einer Blockchain des sogenannten Hyperledger-Projekts, das die Technologie branchenübergreifend vorantreiben will, befinde sich derzeit schon in der Entwicklung, ein Patent sei bereits angemeldet worden, heißt es weiter.

Das neue Konzept reiht sich in verschiedene Blockchain-Aktivitäten der Deutschen Börse ein. Deren erklärtes Ziel ist es, Anwendungsbereiche für die Distributed-Ledger-Technologie in der Finanzbranche zu eruieren. Erst Mitte vergangener Woche hatte die Deutsche Börse bekannt gegeben, eine Blockchain-Lösung für den grenzüberschreitenden Sicherheitentransfer in Kooperation mit der „Liquidity Alliance“ entwickelt zu haben. Im vergangenen November hatte die Deutsche Börse zusammen mit der Deutschen Bundesbank einen funktionsfähigen Prototyp für die auf Blockchain-Technologie basierende Abwicklung von Wertpapiertransaktionen vorgestellt.

Potential von Blockchain im Zahlungsverkehr

Blockchain gilt als Technologie mit disruptivem Potential in der Finanzwelt. Verschiedene Marktteilnehmer, unter ihnen Finanzdienstleister und Banken, untersuchen derzeit, die Möglichkeiten, die diese Technologie bietet. Blockchain ist, vereinfacht ausgedrückt, eine dezentrale, stetig wachsende Datenbank. Durch ihren dezentralen Charakter können die verschiedenen Teilnehmer direkt miteinander interagieren.

Das ist gerade im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr eine spannende Möglichkeit, da die besonders für Treasury-Abteilungen relevanten Zahlungen mithilfe von Blockchain direkt zwischen den Beteiligten ausgetauscht werden könnten. Das dürfte die Prozesse erheblich vereinfachen und damit Zeit und Kosten sparen. Die spanische Bank Santander hatte im Sommer 2015 errechnet, dass sich durch Blockchain im weltweiten Zahlungsverkehr 18 Milliarden US-Dollar einsparen ließen. Aufsichtsbehörden prüfen derzeit allerdings noch, wie mit der neuen Technologie in der Regulierung umgegangen werden soll.

Paulus[at]derTreasurer.de

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