Die HSBC-Banker sprechen über Innovationen im Treasury.

HSBC Deutschland

16.11.21
Cash Management & Zahlungsverkehr

„Digitale Währungen könnten zum Game-Changer werden“

In manchen Feldern sind deutsche Treasury-Abteilungen schon relativ digital, bei anderen Innovationen existiert aber noch Luft nach oben – das zeigt eine aktuelle Studie. Die HSBC-Firmenkundenbanker Fabian Adler und Thomas Lange ordnen die Ergebnisse ein.

Herr Adler, Herr Lange, wir haben 165 Corporate Treasurer befragt, wie viel Innovation ihr Unternehmen verträgt. Was hat Sie an den Antworten am meisten überrascht?

Fabian Adler: Die Studie zeigt das, was wir auch in der Praxis sehen. Es gab nichts, was mich komplett überrascht hat. Dennoch hätte ich nicht damit gerechnet, dass das Budget kein allzu großes Hemmnis bei der Integration von Innovationen im Treasury darstellt.

Thomas Lange: Das hätte ich so auch nicht erwartet. Ich schätze, das liegt daran, dass wir in bestimmten Bereiche einen Mangel an Fachkräften sehen, gerade um digitale Innovationen voranzutreiben. So kommt es gar nicht erst dazu, dass Unternehmen über das Budget sprechen. Mich hat hingegen mehr überrascht, dass es noch an einem bereichsübergreifenden Innovationsmanagement mangelt. Es gibt sicherlich bei vielen eine Innovationsabteilung, aber vermutlich partizipiert das Treasury nicht daran, das ist eher auf sich gestellt.

Was könnte der Grund dafür sein?

Thomas Lange: Grund dafür könnte sein, dass die meisten deutschen Corporate-Treasury-Abteilungen bereits eine ausgereifte Systemlandschaft haben, die gut funktioniert. Da stehen Innovationen, die einen Prozess verbessern sollen, nicht ganz oben auf der Agenda. Deshalb überlegen Treasurer vermutlich sehr genau, welche Innovationen sie wirklich brauchen und adaptieren wollen.

Die gesamte Studie, einschließlich Teil 2, der sich mit den Technologien, die Treasurer schon heute nutzen oder deren Einsatz sie bereits planen, befasst, können Sie hier nachlesen.

So treffen Treasurer eine Entscheidung

Wie können Treasurer entscheiden, welche Innovationen wirklich einen Mehrwert bieten?

Fabian Adler: Das fängt erstmal damit an, wie man Innovation definiert. Jeder der 165 Befragten hat vermutlich eine andere Vorstellung davon, was Innovation eigentlich ist, je nach Unternehmensphilosophie. So sieht der Early Adopter ganz andere Prozesse als Innovation an als der Late Adopter, bei dem zum Beispiel schon eine TMS-Einführung eine Innovation sein kann. Dann müssen die Unternehmen schauen, welche Innovation wirklich Mehrwert bietet und wo sie eingesetzt werden kann. Eine Innovation, die keinen Mehrwert bietet, bringt nichts. Hier geht Qualität vor Quantität. Ein langfristiger Gedanke ist dabei sinnvoll.

Thomas Lange: Ganz wichtig ist: Innovationen dürfen kein Selbstzweck sein. Sie sollten letztlich dazu dienen, dass sich das Treasury besser aufstellen kann.

Die Einführung von Innovationen muss also gut überlegt worden sein und scheint nicht einfach zu sein.

Fabian Adler: Das kommt ganz auf die Innovation und den Implementierungsaufwand an. Wichtig ist, dass Unternehmen auch darauf achten, wie Innovationen im globalen Kontext helfen. In deutschen Treasury-Abteilungen sind die Prozesse wie Inhouse-Bank oder verschiedene Payment-Lösungen schon lange integriert, deshalb suchen Treasurer eher Lösungen, die global einsetzbar sind. Sie wollen keinen Flickenteppich.

Thomas Lange: Dennoch gibt es hier Hürden.

Die wären?

Thomas Lange: Beispiel elektronisches Bankkontenmanagement (eBam): Laut der Studie gehen 44 Prozent der Unternehmen diese „innovative“ Einführung derzeit an. Doch im globalen Kontext können Treasurer dabei auf Herausforderungen treffen. Denn trotz eBam brauchen sie in manchen Ländern noch eine handschriftlich hinzugefügte Unterschrift.

In diesem Webinar diskutieren Lisa Haarhausen von Hemmersbach GmbH & Co. KG, Jens Heck von Alfred Kärcher SE & Co. KG und Rainer Stirn von B. Braun Group mit DerTreasurer und HSBC darüber, welche Bedeutung Innovationen für das Treasury haben, ob sie zwingend gebraucht werden, welche Hürden bei der Integration bestehen und welche Innovationen demnächst besonders auf die Agenda von Treasurern rücken. Hier geht es zur Anmeldung.

„Eine Innovation, die keinen Mehrwert bietet, bringt nichts. Hier geht Qualität vor Quantität. “

Fabian Adler, HSBC Deutschland

Die Befragten Treasurer setzen laut der Studie am häufigsten cloud-basierte-Lösungen, Robotic Process Automation und APIs am häufigsten ein. Bei welcher Innovation sehen Sie das größte Potential?

Fabian Adler: Es gibt zum einen Innovationen die schon lange da sind, aber der Massenrollout noch fehlt. Dann gibt es Innovationen, die noch recht „frisch“ sind, und wo der Nutzen ganz klar überzeugen kann. Dazu gehören für mich beispielsweise Instant Payments, Real Time Monitoring und APIs, unter anderem auch als Ausgangsbasis für „Banking as a Service“-Lösungen. Auch auf Bankenseite ist das Interesse an innovativen Lösungen groß. Aber am Anfang müssen Unternehmen sich immer die Frage stellen: „Was brauchen wir?“.

Pandemie könnte Innovationen beschleunigen

Müssen Treasury-Abteilungen innovativer handeln, als sie es heute schon tun?

Fabian Adler: Innovationen im Treasury werden künftig wichtiger, dennoch wird um sie kaum ein Mega-Hype entstehen, auch nicht post Corona. Je länger es schon etablierte und gut funktionierende Strukturen und Prozesse im Treasury eines Unternehmens gibt, umso schwieriger wird die Einführung von komplett neuen Innovationen.

Thomas Lange: Mit Sicherheit hat Corona das Thema Innovation und Digitalisierung beschleunigt. Treasurer profitieren jetzt davon, dass ihre Rolle seit der Pandemie wichtiger geworden ist. Das verschafft ihnen auch mehr Spielraum, Innovationen einzuführen. Digital Currencies könnten im Innovationsbereich der nächste Game-Changer werden.

s.backhaus[at]dertreasurer.de