Song about summer - stock.adobe.com

19.07.21
Cash Management & Zahlungsverkehr

Ernüchterung beim KYC-Register von Swift

Das KYC-Register von Swift soll Banken und Unternehmen entlasten. Doch das Projekt stockt, weil ein Antreiber fehlt. Treasurer wünschen sich mehr Engagement von Swift.

Als der Finanznachrichtendienstleister Swift Ende 2019 seine KYC-Plattform auf Corporates ausweitete, waren die Hoffnungen groß: In dem Register können Unternehmen KYC-relevante Daten hochladen und für Banken freischalten. Die Basis dieser Profile bildet ein weitgehend standardisiertes Template. Der KYC- und Kontoeröffnungsprozess soll so für Banken und Unternehmen deutlich effizienter werden, verspricht Swift.

Jetzt, anderthalb Jahre nach dem offiziellen Launch des Registers, ist bei Treasurern eine gewisse Ernüchterung einkehrt. „Das Projekt ist ins Stocken geraten“, berichtet ein für KYC-Themen zuständiger Mitarbeiter eines deutschen Großkonzerns. Ein anderer Treasurer fasst das Problem so zusammen: „Das Thema genießt bei keinem der Beteiligten Top-Priorität – weder bei Unternehmen noch bei Banken oder bei Swift. Es fehlt ein Antreiber.“

KYC-Register: Wer folgt bei Swift auf Sebastian Niemeyer?

Diese Rolle hatte bislang Swift inne. Doch der Finanznachrichtendienstleister ist gerade voll damit beschäftigt, seine neue Transaktionsmanagementstrategie umzusetzen. Hinzu kommt, dass Swift Anfang dieses Jahres mit Sebastian Niemeyer den bisherigen Projektverantwortlichen des KYC-Registers an den TMS-Anbieter Coupa verloren hat. Die Frage, ob es einen Nachfolger gebe, ließ Swift bis Redaktionsschluss unbeantwortet.

Ebenfalls nicht äußern wollte sich der Zahlungsinfrastrukturanbieter auf die Frage, ob es Fortschritte bei der Einbindung von Regulierungsbehörden gebe. Dies hatte Swift ursprünglich für 2020 geplant, um den Nutzen des Registers zu erhöhen. Allerdings nannte die Genossenschaft Nutzerzahlen: So seien inzwischen 125 Konzerne bei dem Register angemeldet und würden es nutzen. Zum Vergleich: In der Early-Adopter-Phase Anfang 2020 waren es noch 35 Unternehmen.

Treasurer setzen weiter Hoffnung auf das KYC-Register

Zwar sei man grundsätzlich bereit, den Aufbau des Registers zu unterstützen, ist von allen Treasurern zu hören. Doch oftmals mangele es an Kapazitäten, um sich um das Befüllen der Profile zu kümmern. Der initiale Aufwand dafür sei sehr hoch, berichten die Unternehmensvertreter. Das lohne sich nur, wenn ausreichend Banken KYC-Daten über das Register abriefen und auch unvollständige Profile freigeschaltet werden könnten. Das sei derzeit nicht möglich, moniert eine KYC-Verantwortliche.

Dennoch betonen alle von DerTreasurer befragten Unternehmensvertreter, man glaube weiterhin an das Konzept. „Es ist eine Win-win-Situation für Banken und Unternehmen. Wir sehen viel Potential in der Standardisierung und Digitalisierung“, heißt es etwa von einem Großkonzern. „Wenn es jemand schafft, KYC zu standardisieren, dann Swift“, meint ein anderer. Nur sei der Weg eben sehr lang. Daher brauche es wieder mehr Elan von Swift.

Buchholz[at]derTreasurer.de