Die EZB will ein einheitliches System für Echtzeitzahlungen in Europa

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18.06.15
Cash Management & Zahlungsverkehr

Erste Echtzeitzahlungen für 2017 geplant

Geht es nach der EZB und dem Zahlungsinfrastrukturbetreiber EBA Clearing sollen Banken 2017 die ersten Echtzeitzahlungen durchführen. Auch Treasurer könnten profitieren: Die Liquiditätsvorschau und das Mahnwesen ließe sich verbessern.

Nächste Woche stehen wichtige Schritte für die Schaffung einer paneuropäischen Instant-Payment-Lösung an: Der Zahlungsinfrastrukturbetreiber EBA Clearing will bis Ende Juni eine Blaupause für eine europaweit einheitliche Plattform zur Verarbeitung von Echtzeitzahlungen vorlegen. „Ziel ist es, dass 2017 die ersten Zahlungen über das System gecleart werden“, sagte eine Sprecherin gegenüber DerTreasurer. In der Breite könnten Echtzeitzahlungen dann 2018 zum Einsatz kommen.

Seit März arbeiten Experten von 21 Banken – darunter die Deutsche Bank, die Commerzbank, die HypoVereinsbank und die Helaba – an einem entsprechenden Konzept. Im Rahmen der Konsultationsperiode im Sommer und Herbst werden alle  60 Mitgliedsbanken von EBA Clearing die Gelegenheit haben, über das Papier abzustimmen. 2016 soll es dann an die technische Umsetzung gehen.

Ein ambitionierter Zeitplan, berücksichtigt man wie lange die Umstellung auf Sepa-Zahlungen gedauert hat. Doch die Banken stehen von zwei Seiten unter Druck: Zum einen fordert der Regulator eine europaweit einheitliche Instant-Payment-Lösung, um eine Fragmentierung des mit Sepa gerade erst harmonisierten Euro-Zahlungsverkehrs zu vermeiden: Das Euro Retail Payments Board (ERPB), in dem auch hohe Vertreter der EZB und der EU-Kommission sitzen, trifft sich ebenfalls Ende Juni und erwartet Input von Bankenseite. Zum anderen besteht auch die Gefahr, dass Internetriesen wie Amazon, Google und Apple, FinTechs oder Kreditkartenunternehmen den Banken den Rang bei Echtzeitzahlungen ablaufen.

Treasurer würden von Zahlungsverkehr in Echtzeit profitieren

Bei Instant Payments ist die Zahlung binnen weniger Sekunden final dem Empfänger gutgeschrieben. Das Unternehmen kann also direkt über den Betrag verfügen. Corporate Treasurer beobachten die Entwicklung daher mit Interesse: „Als Empfänger von Zahlungen können Unternehmen ihre Mahnprozesse verbessern, als Sender ihre Zahlungsziele optimal ausnutzen“, sagt Claus Wild, Zahlungsverkehrsexperte bei dem Schraubenhändler Würth. Insgesamt dürfte die kurzfristige Liquiditätsvorschau erleichtert werden.

Zwar können Cash Manager auch mit dem taggleichen elektronischen Kontoauszug MT942 avisierte Zahlungen erkennen, die Gelder sind aber noch nicht gutgeschrieben: „Instant Payments könnte damit die Risiken senken, die Warenlieferung freizugeben“, sagt Wild. Ob Unternehmen allerdings bereit wären, für diesen Mehrwert Gebühren zu zahlen, dazu wagt er keine Prognose. Für die Banken, die für die technische Umsetzung von Instant Payments wohl nach der teuren Sepa-Umstellung erneut Geld in die Hand nehmen müssen, ist dies allerdings eine zentrale Frage.

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