Das auf günstige internationale Überweisungen spezialisierte Fintech Transferwise hat frisches Geld eingesammelt und will damit sein weiteres Wachstum finanzieren.

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03.11.17
Cash Management & Zahlungsverkehr

Fintech Transferwise will Banken im Zahlungsverkehr attackieren

Transferwise hat in einer weiteren Finanzierungsrunde frisches Geld eingesammelt. Das britische Fintech will damit insbesondere das Geschäft mit Unternehmenskunden ausbauen.

Das Start-up Transferwise hat im Rahmen einer großen Finanzierungsrunde 280 Millionen US-Dollar (etwa 240 Millionen Euro) eingesammelt, wie die Nachrichtenagentur dpa-AFX berichtet. Das britische Fintech, das jetzt mit 1,6 Milliarden US-Dollar bewertet wird, ist auf günstige Auslandsüberweisungen spezialisiert und will mit dem Kapital sein weiteres Wachstum finanzieren. Der Fokus liegt dabei auf der internationalen Expansion, unter anderem in Asien.

Besonders das Geschäft mit Unternehmen will Transferwise stärken. Gerade bei grenzüberschreitenden Zahlungen sind vielen Treasurern die hohen und intransparenten Kosten ein Dorn im Auge. Insbesondere Überweisungen mit exotischen Währungen können für Unternehmen oft teuer werden. Seit Mai dieses Jahres fokussiert sich das britische Start-up deshalb verstärkt darauf, Unternehmen als Kunden zu gewinnen. Das 2011 gegründete Fintech stellt den Firmen lokale Kontozugänge in verschiedenen Ländern zur Verfügung, wodurch die Unternehmen Kosten für internationale Überweisungen sparen können sollen.

Transferwise verlangt zudem nur Überweisungsgebühren von 0,5 Prozent und ist damit deutlich günstiger als die Banken. Nach eigenen Angaben überweist das Start-up im Monat eine Summe von mehr als 1 Milliarde Pfund (rund 1,13 Milliarden Euro).

Fintechs greifen angestammtes Geschäft der Banken an

Das Geschäft mit grenzüberschreitenden Geldüberweisungen werde gerade der klassischen Finanzbranche von der Tech-Industrie abgenommen, wird Mitgründer und Transferwise-Chef Kristo Käärmann zitiert. „Es findet ein Paradigmenwechsel statt. Und wir stehen erst am Anfang davon“, sagte Käärmann gegenüber dpa-AFX.

Das deutsche Fintech Giroxx verfolgt einen ähnlichen Ansatz. Der Zahlungsverkehrsanbieter ist 2016 an den Start gegangen und will den FX-Zahlungsverkehr für Unternehmen und Privatpersonen leichter und günstiger machen: „Unternehmen können mit uns 30 bis 40 Prozent ihrer Kosten im Auslandszahlungsverkehr einsparen“, sagte Klaus Hoffmann, Mitgründer und Geschäftsleiter von Giroxx, im Frühsommer vergangenen Jahres zu DerTreasurer.

Start-ups wie Giroxx, Transferwise, Traxpay und Taulia, aber auch etablierte Zahlungsanbieter wie American Express konkurrieren mit den Banken und greifen deren angestammtes Geschäftsmodell an. Sie werben damit, Zahlungen rund um die Uhr in Echtzeit gutschreiben zu können. Außerdem verknüpfen sie den Zahlungsverkehr zunehmend mit Reporting- und Working-Capital-Tools.

„Tech-Firmen werden unweigerlich die Rolle der Banken verändern“, wird Käärmann weiter zitiert. Verschiedene Start-ups griffen sich aus der Angebotspallette der traditionellen Finanzinstitute einzelne Aufgaben heraus und erfüllten sie besser. „Banken finden es dann schwierig, in diesen Bereichen zu konkurrieren, und ändern ihr Geschäftsmodell“, sagt Käärmann weiter. Jüngere Banken setzten beispielsweise zum Teil auf Dienste von Transferwise, statt eigene Systeme für Auslandsüberweisungen aufzubauen.

Deutsche Banken kooperieren in Teilen mit Fintechs

In einer globalen Umfrage der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft PwC aus dem Frühjahr 2017 räumten 88 Prozent aller Finanzdienstleister ein, dass sie Marktanteile an Finanz-Start-ups verlieren würden. Global gesehen kooperierten der Umfrage zufolge bereits 45 Prozent aller Finanzdienstleister mit Fintechs.

In Deutschland ist dieser Trend laut PwC sogar noch stärker ausgeprägt. Hierzulande arbeiten sieben von zehn Banken mit solchen Finanz-Start-ups zusammen. Im Frühjahr dieses Jahres hat sich beispielsweise die Deutsche Bank erstmals an einem Fintech beteiligt und 12,5 Prozent an der Auktionsplattform Trustbills übernommen. 2016 war bereits die DZ Bank mit 25 Prozent bei der Auktionsbörse für bilanzentlastende Verkäufe internationaler Handelsforderungen eingestiegen.

Paulus[at]derTreasurer.de

Fintechs werden auch für Treasurer immer interessanter. Welche neuen Anbieter es gibt, warum Unternehmen die innovativen Technologien nutzen und wie Banken darauf reagieren, erfahren Sie auf der Themenseite „Fintechs im Treasury“