Premiere im britischen Zahlungsverkehr: Transferwise hat eigenen Angaben zufolge als erster Anbieter, der keine Bank ist, ein Verrechnungskonto bei der Bank of England erhalten und ist damit direkt an das Faster-Payments-System angebunden. Durch diesen Schritt braucht das britische Fintech, das auf günstige Auslandsüberweisungen spezialisiert ist, nun keine Bank mehr, um weltweit Echtzeitüberweisungen in britische Pfund abzuwickeln.
„Die Bank of England gibt Technologieunternehmen die gleichen Rechte, Zahlungen abzuwickeln, wie traditionellen Banken“, sagt Kristo Käärmann, CEO und Mitgründer von Transferwise. „Dies ermöglicht es uns, den Mittelmann auszuschalten und unseren Kunden schnellere und günstigere Dienstleistungen zu bieten.“ Diese Aussage kann als Kampfansage von Transferwise an die Banken verstanden werden – auch wenn sich dies zunächst nur auf Großbritannien bezieht.
Welche Einsparung es im Bereich der gesamten Transaktionskosten geben wird, kann das Fintech zwar im Moment eigenen Angaben zufolge noch nicht beziffern. „Bei den Kosten für die Zahlungsabwicklung in britischen Pfund, die einen Teil der Transaktionskosten ausmachen, wird es aber eine Kostenreduktion um das Achtfache geben“, teilte Transferwise auf Anfrage von DerTreasurer mit.

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Fintech Transferwise will Zahlungsverkehr ohne Banken stemmen
Folgen andere Zentralbank dem Vorbild der Briten?
Die Bank of England hatte im vergangenen Juli angekündigt, dass ab sofort auch bankfremde Finanzdienstleister die Einrichtung eines Verrechnungskontos beantragen können. Die Zahlungsinfrastruktur Großbritanniens solle mit der Entwicklung der Finanzbranche Schritt halten und innovativer werden, begründete die britische Zentralbank damals ihre Entscheidung.
Transferwise fordert nun auch andere Zentralbanken wie die EZB auf, dem Beispiel der Bank of England zu folgen und Technologieunternehmen traditionellen Banken gleichzustellen. Sollte es tatsächlich dazu kommen, wäre das eine schlechte Nachricht für die Banken, die bisher im Hintergrund das Settlement für Fintechs übernehmen.
Transferwise will Geschäft mit Unternehmenskunden ausbauen
Diese Entwicklung dürfte für Treasurer eine interessante Nachricht. Denn gerade bei grenzüberschreitenden Zahlungen klagen viele von ihnen über hohe und intransparente Kosten. Transferwise verlangte dagegen nach eigenen Angaben Überweisungsgebühren von nur 0,5 Prozent (Stand: Herbst 2017). Damit seien Auslandsüberweisungen, die über das Fintech abgewickelt werden, deutlich günstiger als klassische Banküberweisungen, betont das Start-up. Zudem habe Transferwise bereits in den vergangenen Monaten die Preise auf zahlreichen Routen verringert, heißt es weiter.
Insbesondere das Geschäft mit Unternehmenskunden will das britische Start-up ausbauen. Seit Mai vergangenen Jahres fokussiert sich das Fintech verstärkt darauf, Unternehmen als Kunden zu gewinnen. Eine konkrete Zahl kommuniziert Transferwise zwar nicht, aber es sind Unternehmensangaben zufolge einige Zehntausend.
Paulus[at]derTreasurer.de

Fintechs werden auch für Treasurer immer interessanter. Welche neuen Anbieter es gibt, warum Unternehmen die innovativen Technologien nutzen und wie Banken darauf reagieren, erfahren Sie auf der Themenseite Fintechs im Treasury.