Indien ist das Instant-Payment-Vorbild

Während in Deutschland selbst manch große Bank noch keine Echtzeitzahlungen ausführen kann, sind Instant Payments aus dem indischen Zahlungsverkehr kaum mehr wegzudenken: Seit 2010 gibt es in dem Schwellenland bereits ein Echtzeit-Clearingverfahren für den Interbankenmarkt: Pro Monat werden über den Immediate Payment Service (IMPS) 192 Millionen Transaktionen im Wert von 22 Milliarden Euro durchgeführt. „Indien hat im Hinblick auf die Funktionalitäten und Einsatzmöglichkeiten aktuell das international am weitesten fortgeschrittene Instant-Payment-Regime“, meint Christof Hofmann, Global Head of Payments & Collections bei der Deutschen Bank.

UPI bringt den Durchbruch für Instant Payments

Das liegt an der sogenannten Unified Payments Interface (UPI), die seit November 2016 existiert. Diese appbasierte Infrastruktur ermöglicht den bankübergreifenden Geldtransfer via Smartphone in Sekundenschnelle. „Zu Beginn wurden über UPI vor allem Zahlungen zwischen Privatpersonen ausgeführt“, sagt Hofmann. „Inzwischen sind Echtzeitzahlungen aber auch im Handel angekommen.“ Über die UPI laufen derzeit pro Monat 800 Millionen Transaktionen, Tendenz steigend, 142 Banken sind angebunden.

Zum Vergleich: Die nur ein Jahr später gestarteten Sepa Instant Payments kommen europaweit nur auf Transaktionszahlen im unteren zweistelligen Millionenbereich. Dabei erfolgt die Unterstützung der Banken in beiden Regimen freiwillig, und es gibt eine Betragsobergrenze. In Indien liegt sie bei 100.000 Rupien (1.280 Euro), hierzulande bei 15.000 Euro.

Indien will das Bargeld abschaffen

Dass die Verbreitung in Indien so viel schneller gelingt, hat Gründe: Viele Inder besitzen kein Bankkonto, Initiativen wie UPI sollen den Zugang („Financial Inclusion“) erhöhen. Zudem verfolgt das Land offen das Ziel, Bargeld abzuschaffen. Dennoch könne Europa von Indien lernen, sagt der Banker Hofmann: „Bei der Einführung von UPI hat man die Kundenerfahrung im Onlineshop oder am Point of Sale sofort mitberücksichtigt.“ So gebe es in Indien etwa die Möglichkeit, per QR-Code oder NFC-Schnittstelle Zahlungen zu initiieren oder eine Zahlungsaufforderung („Request to Pay“) auszulösen. „Diese Funktionalitäten, die Echtzeitzahlungen für Verbraucher und Händler attraktiv machen, hat man direkt ins Clearing integriert.“ In Europa wird an solchen Bezahlverfahren gerade noch gearbeitet.

Info

Warum sind andere Länder bei Echtzeitzahlungen weiter als Deutschland? Die neue Serie „Instant Payments rund um die Welt“ gibt Einblicke. Indien macht den Auftakt, in Folge zwei beleuchten wir die Niederlande.