Die Coronakrise hat die Digitalisierungslücken in deutschen Treasury-Abteilungen schonungslos aufgedeckt. Sie könnte aber auch dazu führen, dass das Thema massiv vorangetrieben wird. Das zeigt eine Studie von DerTreasurer, F.A.Z. Business Media | research und HSBC, an der sich 165 Treasurer sowie Finanzleiter aus deutschen Konzernen und dem gehobenen Mittelstand beteiligt haben.
Als hoch oder sehr hoch bewerteten 34 Prozent der Befragten den digitalen Reifegrad ihrer Treasury-Abteilung. Dabei fällt auf, dass besonders große Unternehmen mit einem Jahresumsatz von 5 Milliarden Euro und mehr vorauseilen: Dort sind es schon 47 Prozent. Nachholbedarf haben kleinere Unternehmen mit bis zu 1 Milliarde Euro Umsatz, von denen lediglich 22 Prozent der Befragten den Reifegrad ihrer Treasury-Abteilung als „hoch" oder „sehr hoch" einstufen.
Damit tun sich also noch gravierende Lücken auf. Das ist durchaus problematisch, sind digitale Prozesse doch die Voraussetzung dafür, weitere Innovationen im Treasury einzuführen. Doch wie weit sind deutsche Treasurer bei diesem Thema? Auch dieser Frage geht die Studie nach. Die Umfrage zeigt, dass die Pandemie bei 35 Prozent der Befragten dazu geführt hat, dass Innovationsprojekte im Treasury forciert wurden. Auch hier ist es so, dass große Unternehmen mit einem Umsatz von 5 Milliarden Euro und mehr solche Projekte sogar noch häufiger vorantrieben (41 Prozent). Für kleinere Unternehmen mit einem Jahresumsatz von weniger als 1 Milliarde Euro war die Situation oft schwieriger: Jeder Fünfte gibt hier an, dass Innovationsprojekte aufgrund von Corona aufgeschoben wurden.

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Innovation im Treasury: Daran hakt es noch
Integration von Innovationen im Treasury ist schwierig
Bereits in der Vergangenheit hinkten Unternehmen dieser Größenordnung in der Digitalisierung hinterher, die Pandemie hat sie jetzt zusätzlich ausgebremst. „Das ist nicht verwunderlich, dort zeigten sich eher Ressourcenengpässe als bei großen Unternehmen“, sagt Fabian Adler, Senior Sales Manager Global Liquidity and Cash Management bei HSBC.
Ein Grund, warum die Mehrheit noch keine Innovationsprojekte forciert, ist unter anderem die unklare Antwort auf die Frage nach der Integration. Treasurer gehen lieber überlegt an neue Technologien heran und setzen gern auf bereits Erprobtes. Dennoch zählt mit 47 Prozent fast die Hälfte der Befragten aus großen Unternehmen ihr Treasury, wenn es um die Einführung neuer Technologien geht, zur sogenannten "frühen Mehrheit". Diese nimmt innovative Angebote in einem Stadium an, wenn sie schon recht erprobt sind. Early Adopters, die neue Ideen schon ganz am Anfang übernehmen, sind die wenigsten.
Doch damit nicht genug der Herausforderungen: Nachdem sich Treasurer für eine neue Technologie entschieden haben, muss sie in die bestehenden Strukturen und Prozesse integriert werden. Hier zahlt es sich laut Studie aus, wenn die Abteilungen Innovationen in der Regel selbst vorantreiben. In den Unternehmen der Befragten klappt die Integration überwiegend gut bis sehr gut. „Schwerer könnten es hier kleinere Unternehmen haben, weil sie weniger Projekterfahrung haben“, meint Adler.
Das sind die Voraussetzungen für Treasurer
Eine Voraussetzung für Innovationen ist unter anderem das notwendige Budget. Innovationsprojekte zahlen Unternehmen in der Regel aus dem laufenden Budget. Das geben 73 Prozent an. „Wenn Treasury-Abteilungen ein extra Innovationsbudget haben, dann ist das eher bei größeren Unternehmen. Die kleineren nutzen das Geld dann auch eher für die Einführung eines Treasury-Management-Systems", meint Thomas Lange, Director Global Liquidity & Cash Management Sales bei HSBC. Neben dem notwendigen Budget sind bereits vorhandene digitalisierte und automatisierte Geschäftsprozesse eine weitere Voraussetzung. Etwas weniger als die Hälfte der Befragten beurteilt deshalb eine Digitalisierungsstrategie als wichtig. Daneben braucht es für mehr als die Hälfte der Befragten auch ein agiles Mindset und eine agile Unternehmenskultur.
Keine zwingende Voraussetzung sind dagegen ein strategisches Innovationsmanagement und eine unternehmenseigene Innovationsabteilung. Sie werden nur selten als begünstigende Faktoren für die innovative Weiterentwicklung des Treasury eingestuft.
Doch selbst wenn einige Voraussetzungen gegeben sind, sehen die Treasurer noch einige Hemmnisse auf dem Weg, ein innovatives Treasury aufzubauen. Vor allem aus Sicht der großen Unternehmen mit einem Umsatz von 5 Milliarden Euro und mehr bremst Silodenken die Integration von Innovationen im Treasury (75 Prozent). Bei kleineren Unternehmen belasten hingegen lange Entscheidungswege die Integration von Innovationen fast genauso oft. Die Befragten aus mittleren und größeren Unternehmen nennen die fehlende Agilität und das fehlende Know-how der Mitarbeiter häufiger als Hemmnis.
s.backhaus[at]dertreasurer.de

Den ganzen ersten Teil der Studie können Sie hier nachlesen.