Visa geht mit einem eigenen grenzüberschreitenden B2B-Zahlungsnetzwerk an den Markt.

Peshkov/iStock/Thinkstock/Getty Images

12.06.19
Cash Management & Zahlungsverkehr

Kreditkartenanbieter Visa greift Swift an

Die Dynamik im internationalen Zahlungsverkehr steigt weiter: Der Kreditkartenanbieter Visa startet ein eigenes grenzübergreifendes B2B-Zahlungsnetzwerk und macht damit Swift Konkurrenz.

Der Finanznachrichtendienstleister Swift bekommt Konkurrenz: Der US-amerikanische Kreditkartenanbieter Visa hat ein grenzübergreifendes B2B-Zahlungsnetzwerk gestartet, das Finanzinstitute dabei helfen soll, grenzüberschreitende Zahlungen „mit hohem Volumen schnell und sicher“ abzuwickeln, so Visa.

Dem Kreditkartenanbieter zufolge können Banken das Netzwerk zum Start weltweit auf 30 wichtigen Handelsachsen nutzen. Allerdings variiere die „Verfügbarkeit von Land zu Land“, heißt es weiter. Bis zum Jahresende will Visa die Reichweite auf 90 Märkte ausweiten.

„Das Netzwerk vereinfacht den direkten Zahlungsverkehr zwischen Banken und reduziert Zwischenschritte”, sagt Kevin Phalen, Senior Vice President und Global Head of Visa Business Solutions. „Mit Visa B2B Connect machen wir Zahlungen schneller und einfacher und verbessern gleichzeitig die Konsistenz der Daten.”

Visa nutzt Blockchain für B2B-Zahlungsnetzwerk

Visa zufolge ermöglicht das Netzwerk direkte grenzüberschreitende Transaktionen zwischen Banken. Dazu tokenisiert es mit seinem Digital-Identity-Feature sensible Geschäftsinformationen wie Bankdaten und Kontonummern. So erhielten diese Informationen eine „einzigartige Kennung“, mit der Zahlungen einfach abgewickelt werden könnten, erklärt Visa. Das Netzwerk setzt dabei auf die Blockchain-Technologie Hyperledger Fabric unter anderem von IBM. Damit könnte die Zahlungsabwicklung nahezu in Echtzeit erfolgen. Pilotpartner des Netzwerks sind beispielsweise die Commerce Bank und die Cornèr Bank.

Bei der weiteren Entwicklung der neuen Zahlungsplattform arbeitet Visa mit dem Zahlungsserviceprovider Bottomline und den beiden Softwareanbietern FIS und IBM zusammen. Bottomline und FIS bieten laut Visa ihren Kunden auf Bankenseite Zugang zur Plattform.

Wettbewerb im internationalem Zahlungsverkehr steigt

Mit dieser neuen Zahlungsplattform greift Visa den Finanznachrichtendienstleister Swift an. Die US-Amerikaner wollen wie die beiden Fintechs Ripple und R3 mit der Blockchain-Technologie den Treasurern weltweit eine Alternative zum Korrespondenzbanksystem von Swift bieten. Die Bankgenossenschaft gilt heute als Rückgrat des internationalen Zahlungsverkehr: Über ihr Netzwerk können weltweit mehr als 10.000 Banken miteinander kommunizieren und Zahlungen initiieren. Weil aber kein globales Clearing-Netzwerk existiert, erfolgt die Verbuchung internationaler Zahlungen über Korrespondenzbanken.

Die belgische Bankgenossenschaft setzt sich gegen die Angreifer zur Wehr und treibt ihre Global Payments Innovation-Angebot voran. Mit dieser GPI-Initiative will Swift ebenfalls eine schnellere und leichtere Abwicklung von Zahlungen erreichen. Offenbar mit Erfolg: Denn die Anzahl an GPI-Zahlungen steigt. Mehr als 56 Prozent des grenzüberschreitenden Swift-Traffics werden bereits als GPI-Zahlungen ausgeführt. Dabei werden durchschnittlich 40 Prozent dieser Überweisungen den Empfängern innerhalb von fünf Minuten gutgeschrieben.

Ob Swift die Angreifer auf Abstand halten kann, bleibt abzuwarten. Aber eines ist schon jetzt sicher: Die Dynamik in der Entwicklung neuer Methoden im internationalen Zahlungsverkehr nimmt weiter zu.

Paulus[at]derTreasurer.de

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