Der Import-Zahlungsverkehr mit China ist für Merck nun viel einfacher gworden.

Merck

27.06.23
Cash Management & Zahlungsverkehr

Merck nutzt neue Crossborder-Payments-Lösung

Durch eine neue Lösung kann Merck Importzahlungen mit China viel schneller ausführen. Für den Konzern ist das ein wichtiger Schritt, um das Cash Management weiter zu zentralisieren.

Neues aus dem Treasury von Merck: Der Pharma- und Technologiekonzern hat zusammen mit der Bank JP Morgan eine neue Lösung für Crossborder Payments in China entwickelt. Im Fokus stehen dabei Importzahlungen: Merck produziert in China für China und importiert Waren aus der ganzen Welt nach China.

„Der Zahlungsverkehr mit China ist ein komplexes Unterfangen, der chinesische Regulator State Administration of Foreign Exchange (SAFE) stellt zahlreiche komplexe Anforderungen und Regeln auf“, erklärt Daniel Calle Palomo, Executive Director bei JP Morgan Payments, die Ausgangssituation. Importzahlungen könnten beispielsweise erst vollzogen werden, wenn die zu bezahlenden Produkte aus dem Ausland einen chinesischen Hafen erreicht haben.

Diese Regel galt auch für den Pharmakonzern Merck: „Nachdem wir aus Deutschland Produkte nach China verschickt hatten, mussten wir teilweise drei bis sechs Monate auf die Zahlung warten“, erklärt Jörg Bermüller, Head of Cash and Risk Management bei Merck. Diesen Prozess wollte Merck verkürzen und hat sich dabei für JP Morgan als Partner entschieden. Davor war die amerikanische Bank für die Darmstädter keine der Hauptbanken für den Zahlungsverkehr mit China. „Aber JP Morgan hat einen sehr guten Draht zur SAFE“, argumentiert Bermüller.

Merck kann Dokumente nun digital einreichen

So hat die Bank eine Vereinbarung mit dem chinesischen Regulator getroffen. Wie Banker Calle Palomo erklärt, ist es JP Morgan nun erlaubt, die Rechnungstellung und Zahlung auszuführen, sobald Merck die Ware losgeschickt hat. Das verkürze den Zahlungseingang immens. „Im Idealfall können wir die Zahlung schon am selben Tag einnehmen“, freut sich Bermüller. Das sei ein wichtiger Schritt, um das Cash Management weiter zu zentralisieren.

Zudem könne Merck so auch FX- Hedging-Kosten im Vergleich zum vorherigen Prozess reduzieren. „Wir können uns intern relativ gut abstimmen, an welchem Tag die Fälligkeiten in Renminbi beglichen werden, und können dann direkt konvertieren. Durch gutes Timing können wir uns so Vorteile sichern“, erklärt Bermüller. Wie viel genau damit schon eingespart werden konnte, wollte der Pharmakonzern nicht preisgeben.

Grundlage der getroffenen Vereinbarung mit dem chinesischen Regulator sei ein neuer Prozess für das Einreichen der Dokumente, mit denen die Importware von SAFE getrackt wird. Merck kann diese Dokumente nun überwiegend elektronisch einreichen, erklärt Luis Lopes, Leiter Risk Management bei Merck. „Früher mussten wir einige Dokumente sogar persönlich vor Ort in China abgeben, das war sehr aufwendig.“ Nun schicke Merck die Dokumente elektronisch an JP Morgan und die Bank übernehme den Prozess mit SAFE, erklärt Tilmann Dengler, Managing Director bei JP Morgan Payments, der in der Vergangenheit einige Jahre in China tätig war.

JP Morgan will Lösung weiter ausbauen

Laut eigenen Angaben nutzt Merck das Advanced-Payments-Programm seit einem Jahr und führt darüber mindestens einmal im Monat Zahlungen aus. Den Aufwand im Vorfeld habe das

Unternehmen aus Darmstadt überschätzt. „Insgesamt hat die Vorarbeit mit JP Morgan nur zwei Monate gedauert“, erinnert sich Lopes. Zunächst mussten zum Beispiel die bestehenden Kontoverbindungen mit der amerikanischen Bank auf China erweitert werden. „Im Set-up ändert sich prinzipiell aber nichts, man braucht ein Konto und eine elektronische Anbindung wie Ebics oder Swift“, erklärt der Leiter Risk Management.

Noch ist Merck das einzige Unternehmen, das die JP-Morgan-Lösung nutzt, teilt Banker Dengler mit. Allerdings gehen beide Parteien davon aus, dass sich weitere Marktteilnehmer anschließen, um den Prozess noch weiter auszubauen.

s.backhaus[at]dertreasurer.de