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27.06.19
Cash Management & Zahlungsverkehr

Mexiko baut Echtzeitlösungen für den Handel

In Mexiko sind Echtzeitzahlungen im Corporate-Umfeld laut HSBC fast schon Standard, jetzt baut die Zentralbank eine Lösung für den Handel – Teil 3 der Serie „Instant Payments rund um die Welt“.

Aus technischer Sicht haben deutsche Unternehmen mit Blick auf ihren mexikanischen Zahlungsverkehr wenig Grund zur Klage: Der XML-Formatstandard ist in dem Schwellenland weit verbreitet und eine Anbindung per Swift oder Host-to-Host üblich. Und das lokale Großbetragszahlungssystem Spei ist nicht nur rund um die Uhr geöffnet, sondern auch echtzeitfähig: Seit Dezember 2017 werden Peso-Zahlungen innerhalb von fünf Sekunden verarbeitet.

Die Folge: „In Mexiko sind 24/7-Echtzeitzahlungen im Corporate-Umfeld absolut üblich“, beobachtet Wilbert Evers, Head of Sales Global Banking bei HSBC Deutschland. „Lieferanten- und Kundenzahlungen laufen – sofern sie als Einzelzahlung erfolgen – sehr oft über Spei.“ Das liege zum einen daran, dass sich die Preise des 2004 aufgelegten Systems für Unternehmen mit größeren Geschäftsvolumina den Preisen des Massenzahlungsverkehrs angenähert haben. Zum anderen gebe es in Mexiko auch keine Eilüberweisung wie im Sepa-Raum. Entsprechend weit verbreitet ist das Echtzeit-Clearing: 2018 sind der HSBC zufolge 608 Millionen Transaktionen über Spei abgewickelt worden. Zum Vergleich: Über das normale ACH-Clearing liefen in dem Zeitraum nur 27 Millionen Transaktionen.

In Mexiko starteten Instant Payments in der B2B-Welt

Der Fall Mexiko zeigt aber auch: „Die Instant Payments haben das Cash Management der Unternehmen nicht grundlegend verändert“, meint Evers. „Das dürfte sich erst ändern, wenn Echtzeitzahlungen auch im B2C-Geschäft ankommen.“ Dort spielen sie bislang eine untergeordnete Rolle. Um das zu ändern, baut die mexikanische Zentralbank mit einigen Banken gerade eine Instant-Payment-Lösung für den Handel.

Unter dem Namen Codi soll es künftig möglich sein, Zahlungen per QR-Code zu initiieren und sofort über Spei abzuwickeln. „Der Roll-out von Codi ist für das dritte Quartal geplant“, berichtet Evers. Der Banker glaubt: „Damit dürfte die Relevanz der Instant Payments am Point-of-Sale und im E-Commerce deutlich steigen und auch den Unternehmen neue Geschäftsmodelle ermöglichen.“

Mit dieser Initiative folgt Mexiko dem Beispiel Indiens, wo es eine derartige Infrastruktur bereits gibt. In Deutschland sind es dagegen die Händler, die mit ihrem Projekt Hippos auf Echtzeitzahlungen am Point-of-Sale drängen. Sie wollen so eine Alternative zu Bargeld, Kreditkarten- und den Mobile-Payment-Angeboten von Apple und Co. bauen. Doch das Projekt stockt - unter anderem, weil die Unterstützung der Banken fehlt.

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Warum sind andere Länder bei Echtzeitzahlungen weiter als Deutschland? Die neue Serie „Instant Payments rund um die Welt“ gibt Einblicke. In den ersten beiden Ausgaben ging es um die Niederlande  und Indien.