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19.01.16
Cash Management & Zahlungsverkehr

Mittelstand nutzt selten Cash-Management-Systeme

Der Mittelstand hat Nachholbedarf beim professionellen Cash Management. Eine automatisierte Liquiditätsplanung betreiben die wenigsten Mittelständler, von anderen System-Features ganz zu schweigen.

Der Einsatz von Cash-Management-Systemen ist im deutschen Mittelstand nicht sehr weit verbreitet. Das geht aus einer Studie der Fachhochschule des Mittelstands (FHM) und der Commerzbank hervor, für die 84 Finanzverantwortliche in Unternehmen mit mehrheitlich bis zu 50 Millionen Euro Jahresumsatz befragt wurden. Demnach nutzen lediglich 36 Prozent der Befragten ein Cash-Management-System – und das obwohl die Studie den Begriff bereits sehr weit definierte: „Dazu zählt jedes System, das über ein reines Electronic-Banking-Tool zur Abwicklung des Zahlungsverkehrs hinausgeht“, sagte Studienleiter Professor Volker Wittberg.

Zwei Drittel der Unternehmen, die Cash Management betreiben, verwenden eine von ihrer Bank angebotene Lösung, während 14 Prozent auf Produkte externer Softwarehäuser zurückgreifen. Gut jedes fünfte Unternehmen nutzt ein eigenes System. „Damit dürfte in der Regel ein Excel-Sheet gemeint sein“, so Wittberg.

Cybercrime und sinkende Ressourcen erfordern besseres Cash Management

Frank-Oliver Wolf, Leiter Vertrieb Deutschland Zahlungsverkehr und Auslandsgeschäft der Commerzbank, sieht daher Nachholbedarf: „Gerade in Zeiten von Cybercrime und begrenzten Ressourcen im Finanzbereich ist es dringend notwendig, dass sich das Cash Management im Mittelstand professionalisiert.“ Dabei gehe es weniger um die Optimierung von Zinszahlungen, als vielmehr darum, sicherzustellen, dass ausreichend Liquidität zur Verfügung stehe.

Der Professionalisierungsgrad unterscheidet sich laut der Studie zum Teil deutlich: Rund die Hälfte der Unternehmen, die ein Cash-Management-System im Einsatz haben, nutzt es zur Liquiditätsplanung und -steuerung. Gut jeder vierte Mittelständler fährt Auswertungen für das Management oder die Bank und immerhin 16 Prozent betreiben eine Payment Factory. Weitergehende Treasury-Funktionalitäten wie Netting, Zins- und Währungsmanagement oder Akkreditivverwaltung sind dagegen eine Seltenheit. Solche Module dürften für den kleinen Mittelstand allerdings auch überdimensioniert sein.

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