Dominierte im vergangenen Jahr noch der Unmut über Konstruktionsfehler und ungeklärte Fragen bei Sepa, waren die 110 Teilnehmer beim 2. Cash Management Campus in diesem Jahr schon einen Schritt weiter: Wie können Unternehmen die Vorteile eines harmonisierten Euro-Zahlungsverkehrsraumes nutzen? Die Zentralisierung des Zahlungsverkehrs dominierte die Diskussion der Treasurer bei der Veranstaltung von DerTreasurer und BNP Paribas in Köln. Dank Sepa ist es für Unternehmen nun einfacher, den Zahlungsverkehr innerhalb der Sepa-Zone zu zentralisieren und zu konsolidieren.
Der Tank- und Servicekartenspezialist DKV Mobility Services macht es vor: 40 Bankkonten schließt das Familienunternehmen aus Düsseldorf gerade außerhalb von Deutschland – um Kosten zu sparen und die Liquiditätssteuerung zu vereinfachen. Lastschriften könnten künftig grenzüberschreitend eingezogen werden. Ohne Sepa wäre dies nicht möglich. „Für uns war Sepa von Anfang an ein strategisches Thema und keine lästige Pflicht“, sagte Daniel Kriener-Plump, Finanzdirektor bei DKV.

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Nach Sepa: Zahlungsverkehr auf Zentralisierungskurs
Zahlreiche Hürden bei der Zentralisierung des Zahlungsverkehrs
Auch andere Unternehmen wollen ihren Zahlungsverkehr stärker zentralisieren, wie sich in diversen Gruppendiskussionen herausstellte. Mehr Effizienz, Transparenz und Kosteneinsparungen waren die schlagenden Argumente. Doch die Treasurer sehen sich mit zahlreichen Hindernissen konfrontiert: Trotz Sepa bleiben selbst innerhalb Europas nationale Besonderheiten bei den Formaten bestehen. So klagte ein Teilnehmer darüber, dass eine deutsche Bank die niederländische Sepa-Spezifikation nicht annimmt, mit der er die Gehaltszahlungen für die niederländischen Mitarbeiter ausführen will. Ein weltweit einheitliches Format wie das von der CGI-Initiative entwickelte XML-Format wäre die Lösung. Insbesondere die anwesenden Treasurer von Großunternehmen zeigten Interesse an CGI. Doch insgesamt herrschte auch viel Skepsis unter den Treasurern, ob das Format wirklich hält, was es verspricht. Nach den Erfahrungen mit dem letztlich uneinheitlichen Sepa-XML-Format bestehen daran Zweifel.
Auch heterogene Kommunikationskanäle mit den Banken stehen einer Zentralisierung im Weg: Oft kommunizieren Unternehmen über Host-to-Host-Verbindungen mit ihren Banken. Eine Anbindung über Swift könnte dies vereinheitlichen – doch für viele Unternehmen ist sie trotz Preissenkungen der vergangenen Jahre zu teuer.
Einige Prozesse werden sich dagegen aufgrund von juristischen Hürden wie Steuer- und Zollgesetzgebungen gar nicht zentralisieren lassen, wie ein Teilnehmer zu bedenken gab. So stoßen Treasurer bei ihren Zentralisierungsbemühungen an zahlreiche Grenzen. Die Bemühungen, diese Probleme zu lösen, waren bei der Konferenz aber dennoch erkennbar.
Merck: Cash Management in Schwellenländern große Herausforderung
Auch das internationale Cash Management – insbesondere in den Schwellenländern – bereitet einigen Teilnehmern Kopfzerbrechen. Während China kräftig dereguliert, gibt es in einigen Ländern Rückschritte bei Kapitalverkehrskontrollen. Die Emerging Markets werden für die Unternehmen immer wichtiger, gleichzeitig können sie Tools wie Cash Pooling und Payments on Behalf in einigen Ländern aber schlicht nicht einsetzen, wie Jörg Bermüller, Leiter Cash und Risk Management bei dem Darmstädter Chemie- und Pharmaunternehmen Merck erklärt: „Vor allem in südamerikanischen und afrikanischen Ländern funktioniert das nicht.“ Laut Bermüller hat Merck allerdings immerhin einen Teil seiner Treasury-Ziele wie zentralisierte Liquidität und hohe Transparenz erreicht – dank der Unterstützung lokaler Kollegen und individueller Lösungen. Für seine Kollegen hat er vor allem zwei Ratschläge: „Lasst euch nicht frustrieren und bleibt flexibel.
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