In den Niederlanden ist im Februar das nationale Instant-Payment-Regime gestartet.

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07.06.19
Cash Management & Zahlungsverkehr

Niederlande setzen voll auf Echtzeit

Die Niederlande meinen es ernst mit der Umstellung auf Instant Payments. Doch auch in unserem Nachbarland gibt es noch Hürden für Echtzeitzahlungen.

Echtzeitzahlungen als neue Normalität: In den Niederlanden ist diese Aussage seit kurzem keine Phrase mehr. Im Februar ist das bereits vor vier Jahren angekündigte nationale Instant-Payment-Regime gestartet. Sieben holländische Banken, die zusammen 90 Prozent des lokalen Zahlungsverkehrs abdecken, unterstützen es. Dieses baut zwar auf den Prinzipien der Sepa Instant Payments auf, geht aber weiter: Es gibt keine Betragsgrenze, die Zahlungen werden innerhalb von fünf Sekunden rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr ausgeführt. Die Clearing-Infrastruktur dafür stellt Equens Wordline zur Verfügung.

„In den Niederlanden sehen wir Instant Payments nicht als Premiumprodukt, sondern als New Normal: Echtzeitzahlungen werden normale Überweisungen mittelfristig teilweise ersetzen“, erklärt Niall Duffy, Senior Commercial Product Manager for Payments von der ING. Soweit möglich, solle jede Retail-Zahlung als Instant Payment ausgeführt werden.

Erste Bilanz für Instant Payments in den Niederlanden

Die ersten Zahlen können sich sehen lassen: Bislang wurden der ING zufolge 11,5 Millionen Transaktionen ausgeführt, was etwa 20 Prozent des inländischen niederländischen Zahlungsverkehrs für Online- und Mobiltransaktionen entspreche.

Dass es unser Nachbarland mit der Umstellung auf Echtzeitzahlungen ernst meint, spiegelt sich auch bei den Preisen wider: „Für Privatkunden sind Instant Payments kostenlos, für kleine und mittelständische Unternehmen kosten sie nicht mehr als eine gewöhnliche Sepa-Überweisung“, berichtet Duffy. Lediglich große Konzerne haben weiterhin die Wahl, ob sie in Echtzeit oder gewöhnlich Geld überweisen wollen – und müssen für Ersteres höhere Gebühren zahlen.

PSD2 könnte Instant Payments-Nutzung forcieren

Der ING zufolge zeigen zwar auch Corporates großes Interesse an den Instant Payments. Allerdings kämpfen auch holländische Unternehmen mit den dafür nötigen internen System- und Prozessumstellungen. Zudem sind Instant Payments in Holland bislang nur für Zahlungen möglich, die aus dem Online-Banking oder via Handy-App der jeweiligen Bank initiiert werden.

Am Point of Sale oder im Online-Shop von Unternehmen können Verbraucher dagegen noch nicht in Echtzeit bezahlen. Es mangelt – wie in Deutschland – an entsprechenden technischen Lösungen und einheitlichen Schnittstellen für die Informationsübermittlung. „Unser Ziel ist es, unseren Kunden in naher Zukunft Lösungen für diese Integration liefern zu können“, sagt Duffy. Fortschritte erhofft sich der Banker von der PSD2, die im September in Kraft tritt und die eine Eröffnung der Systeme erfordert.

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Warum sind andere Länder bei Echtzeitzahlungen weiter als Deutschland? Die neue Serie „Instant Payments rund um die Welt“ gibt Einblicke. Den Auftakt zur Serie machte Indien.