Bei der Optimierung des Working Capital haben deutsche Unternehmen offenbar noch einiges zu tun: Eine PwC-Studie hat ihnen jetzt erneut bescheinigt, Milliardensummen an Cash ungenutzt in ihren Bilanzen schlummern zu lassen. Deutsche Unternehmen könnten aus dem Umlaufvermögen 180 Milliarden Euro freisetzen, wenn sie sich am oberen Viertel ihrer Branche orientieren würden. Das hat die Beratung PwC errechnet, die weltweit die Bilanzen von 15.763 Aktiengesellschaften untersucht hat. Ernst & Young und REL waren jüngst zu ähnlichen Ergebnissen gekommen.
Im internationalen Vergleich hinken die deutschen Firmen noch weit hinterher: Sie halten nach PwC-Berechnungen etwa 40 Prozent mehr Working Capital als ihre Konkurrenten aus Großbritannien, Irland, Osteuropa und Russland. Während die Angelsachsen den Deutschen besonders dadurch voraus sind, dass sie weniger Vorräte auf Lager halten und ihre Forderungen schneller eintreiben, profitieren die osteuropäischen Firmen vor allem davon, dass sie ihre Lieferantenrechnungen später begleichen als die deutschen Unternehmen.

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PwC-Studie: Deutsche Firmen lassen 180 Milliarden Euro Working Capital liegen
Working Capital könnte sich weiter aufblähen
Die Studienergebnisse sind jedoch mit Vorsicht zu interpretieren: In Südeuropa ist die Working-Capital-Quote im vergangenen Jahr vor allem dadurch gefallen, dass die Umsätze der Unternehmen im Nenner zurückgegangen sind – und nicht weil sie das Working Capital im Zähler erheblich verbessern konnten. Wachstum geht dagegen häufig mit einem Anstieg der Quote einher.
Trotzdem besteht Handlungsbedarf: Die EU-Zahlungsverzugsrichtlinie droht das Working Capital durch längere Zahlungsziele weiter aufzublähen. Laut PwC liegt die Zahlungsfrist in Deutschland mit 24,2 Tagen derzeit weit unter den bis zu 60 Tagen, die die Richtlinie erlaubt. Wer mehr eigenes Cash zur Verfügung hat, spart sich Kredite, die durch Basel III teurer werden könnten.
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