Das Renminbi-Clearing-Center in Frankfurt ist seit gestern offiziell gestartet. Der Präsident der Bank of China – die im Juni den Zuschlag für das Clearing in der Mainmetropole erhalten hatte – eröffnete die Clearingbank vor 120 Teilnehmern im Hotel Frankfurter Hof.
Bis es tatsächlich losgeht, werden aber noch einige Woche vergehen: Mit Glück Ende September, spätestens aber im November will die Bank of China mit dem Renminbi-Clearing in Frankfurt beginnen. Die Bank arbeite derzeit mit Hochdruck daran, ein belastbares System aufzubauen, sagte Deutschland-Geschäftsleiter Bernd Meist zu DerTreasurer. Dabei gehe es um mehr als um die reine IT-Infrastruktur: „Es ist weniger die Programmierung von Schnittstellen, die Zeit kostet, als vielmehr die Einholung von Genehmigungen“, sagt Meist. Damit die Bank of China überschüssige Yuan in China anlegen darf, braucht es entsprechende Vereinbarungen mit der chinesischen Zentralbank. Diese lägen nun vor, erklärt Bernd Meist.
Darüber hinaus muss die BoC auch Verträge mit den deutschen Banken, für die sie das Renminbi-Clearing übernehmen wird, aushandeln. Mit der Deutschen Bank hat die BoC gestern eine solche Vereinbarung unterzeichnet. Gespräche laufen auch mit der Commerzbank und der DZ Bank, wie DerTreasurer erfuhr.

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Renminbi-Clearing-Center: Zahlungsabwicklung wohl nicht schneller
Bank of China hat in Frankfurt keinen direkten Clearingzugang
Unterdessen mehren sich auch kritische Stimmen, die das Clearing-Center vor allem für ein politisch motiviertes Marketinginstrument halten – ohne dass es den Firmen einen echten Mehrwert bietet. Der am häufigsten angeführte Vorteil – eine schnellere Abwicklung von Renminbi-Zahlungen – treffe nicht zu, erklärte nun ein mit der Materie vertrauter Banker gegenüber DerTreasurer. Da die Bank of China in Deutschland keinen direkten Zugang zum chinesischen Clearing-System CNAPS habe, gäbe es in Frankfurt faktisch kein Clearing. Die Bank of China müsse die Zahlung nach Erhalt und Prüfung an ihr Head Office in Peking weitergeben. Erst dort könne sie dann gecleart werden: „Rechnet man die Zeitverschiebung mit ein, wird ein gleichtätiges Clearing kaum möglich sein“, so der Banker.
Die Bank of China bestätigte auf Nachfrage, dass sie in Frankfurt nicht direkt an CNAPS angeschlossen sei. „Die Erwartungshaltung an das Clearing-Center ist hoch“, sagte Meist. „Im Hinblick auf die Cut-off-Zeiten ist sie sicherlich etwas zu hoch.“ Dennoch werde die Abwicklung von Renminbi-Zahlungen einfacher: „Der Ansprechpartner sitzt mit der Bank of China Frankfurt nun in derselben Zeitzone, spricht dieselbe Sprache und unterliegt demselben Rechtsstandard.“ Das dürfte aber vor allem Banken und nur indirekt Unternehmen zugute kommen.
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