Rewe Group

05.07.21
Cash Management & Zahlungsverkehr

Rewe baut Payment Service Provider auf

Der Handelskonzern Rewe will seine Aktivitäten im Zahlungsverkehr ausbauen. Die Kölner gründen dafür einen eigenen Payment Service Provider. Der soll aber nicht nur Zahlungen von Rewe abwickeln.

Nach dem Versandhändler Otto gründet nun der nächste deutsche Handelskonzern einen eigenen Payment Services Provider: Die Rewe Gruppe baut eine neue Tochtergesellschaft unter dem Namen „Paymenttools“ auf. Wie der auf Lebensmittelhandel und Reisen spezialisierte Konzern mitteilte, entwickle die neue Einheit eine „eigene B2B-Bezahlplattform für Kunden und Partner“. Ziel sei es die „komplette Abwicklung des Bezahlvorgangs im stationären und digitalen Einkauf aus einer Hand“ anzubieten.

Rewe folgt im Zahlungsverkehr dem Beispiel Otto

Das neue Angebot richtet sich damit explizit nicht nur an Konzerntöchter von Rewe. Die Kölner wollen auch Aufträge von fremden Händlern für die Zahlungsabwicklung an Land ziehen. Mit diesem Ansatz folgt Rewe dem Beispiel des Hamburger Versandhändlers Otto, der im vergangenen Herbst angekündigt hatte, einen eigenen Payment Service Provider aufzubauen, um Zahlungsverkehr über den unternehmenseigenen Marktplatz komplett in Eigenregie abwickeln zu können.

Fachleute waren damals bereits davon ausgegangen, dass dieses Modell Schule mache würde. Zum einen, weil der Zahlungsdienstleister Wirecard gerade pleite gegangenen war, zum anderen wegen der strategischen Relevanz des Themas Payments bei digitalen Geschäftsmodellen. 

Vor allem für Konzerne mit vielen kleinen Transaktionen sei der Aufbau eines eigenen Zahlungsabwicklers interessant, erklärte etwa Stefan Quermann, Payment-Experte des Beratungshauses Capco, gegenüber DerTreasurer. Neben der Versicherungsbranche sei vor allem der Einzelhandel und die Reisebranche prädestiniert, so Quermann.

Rewe-Treasury kümmert sich um neue Bezahlverfahren

Rewe ist in beiden Segmenten aktiv, auch der Zahlungsverkehr ist für die Kölner keineswegs ein neues Feld: Das Unternehmen betreibt eigenen Angaben zufolge bereits seit neun Jahren „erfolgreich und profitabel ein eigenes Bezahlnetzwerk“. Dahinter verbirgt sich die Tochter Rewe Group Card Service, über die der Handelskonzern Zahlungen mit der in Deutschland dominierenden Girocard selbst abwickelt.

„Mit jährlich annähernd einer Milliarde Transaktionen ist die Rewe Group schon heute einer der größten Girocard-Netzbetreiber in Deutschland. Da ist es nur konsequent auch weitere Bezahlvorgänge bei uns zu bündeln“, erklärte Klaus Wirbel, Group Treasurer von Rewe den Aufbau der neuen Tochter.

An dieser Bündelung wirkt auch das Treasury der Kölner mit, wie Wirbel vor zwei Jahren gegenüber DerTreasurer verraten hatte: „Wir sind einerseits Ideengeber und screenen den Markt nach neuen, potentiell relevanten Bezahlmethoden. Andererseits fungieren wir als Schnittstelle zwischen den internen Stakeholdern – dem Vertrieb, der IT und dem Rechnungswesen – und den externen Stakeholdern, also den Anbietern der Bezahlverfahren“, berichtete der Finanzleiter 2019. Damals befassten sich vier seiner Mitarbeiter mit dem Thema.

Paymenttools startet mit 26 Mitarbeitern

Die neue Tochter Paymenttools, die ebenfalls in Köln ansässig sein wird, soll nun um ein Vielfaches größer werden: Das Team umfasse „aktuell“ 26 Mitarbeiter, wie ein Unternehmenssprecher gegenüber DerTreasurer erklärte. Der Lebensmittel-Zeitung zufolge rekrutiert Rewe aber derzeit mit Hochdruck Softwareentwickler und Zahlungsspezialisten für die neue Tochter. Tatsächlich finden sich einige Stellenausschreibungen auf der Website des neuen Unternehmens.

Einen konkreten Startzeitpunkt für die neuen Services wollte Rewe noch nicht nennen. Man werde nach und nach neue Angebote auf den Markt bringen, so der Sprecher: „Diese Tech-Projekte haben aber – unmittelbar nach der Gründung – noch keinen Status, diese zu kommunizieren.“

Buchholz[at]derTreasurer.de