Nächster Schritt im Siemens-Treasury: Nachdem die Münchener ihren Zahlungsverkehr via Blockchain automatisieren und das Thema virtuelle Konten voranbringen, wollen sie nun auch das Thema Echtzeit-Treasury forcieren.
Dazu geht Siemens eine Partnerschaft mit dem Finanztechnologie-Unternehmen Finlync ein, wie das US-Fintech diese Woche verkündete. Der Konzern nimmt den Multi-Bank-Aggregator von Finlync in Anspruch. Mithilfe des Aggregators verknüpfe der Technologiekonzern sein Banken-Ökosystem mit seiner internen, speziell für Siemens entwickelten Treasury-Anwendung.

Ricochet64 - stock.adobe.com
Siemens macht nächsten Schritt zum Echtzeit-Treasury
APIs spielen zentrale Rolle
Finlync wirbt vor allem damit, dass es multibankenfähig ist. Derzeit ist es in den meisten Fällen so, dass jede Bank eine eigene API hat. Deshalb ist die Anbindung an mehrere Banken mit unterschiedlichen Formaten, Protokollen und Sprachen ein bislang zeitaufwändiger Prozess, verbunden mit umfangreichen IT-Ressourcen. Der Finlync-Aggregator „Banklync“ normalisiert laut dem Fintech automatisch Daten über APIs von dutzenden Banken weltweit, übernimmt die gesamte API-Wartung und kann an jedes ERP-, TMS-, Data-Lake-, Gehaltsabrechnungs-, Cash-Management-, Business-Intelligence- oder proprietäres System angebunden werden. Ein komplexer Anbindungsprozess soll so zum Plug-and-Play-Angebot werden.
Gerade die APIs sind für Siemens zentral. Der Konzern sucht nach Wegen, um zur weltweiten Bankenanbindung in Echtzeit und zu sofortigen grenzüberschreitenden Zahlungen überzugehen. „Cut-off-Beschränkungen und dateibasierte Kommunikation beeinträchtigen das Treasury. Die Bankenanbindung hat einen Wendepunkt erreicht und APIs sollten in der Welt des Unternehmens-Banking Standard sein“ sagt Heiko Nix, Leiter Cash Management and Payments bei Siemens.
Das Unternehmen treibt mit der Partnerschaft die Nutzung von Echtzeitzahlungen voran. „Finlync unterstützt den sofortigen Transfer von Papiergeld- und Digitalwährungen in einem Permissioned Distributed Ledger und ist bereits bei unseren wichtigsten Bankpartnern rund um den Globus eingebunden. Beides waren Schlüsselfaktoren in unserem Auswahlprozess,“ so Nix.
Instant Payments noch nicht in der Breite
Das US-Fintech hat jüngst einige Kooperationen bekanntgegeben: Die Deutsche Bank arbeitet zum Beispiel mit Finlync zusammen. Auch die Standard Chartered kooperiert mit Finlync, ebenso wie die Raiffeisen Bank International.
Dienstleister wie Finlync können den Weg für Instant Payments ebnen, denn die Echtzeitzahlungen bringen Treasurern wenig, wenn die Treasury-Systeme nicht in Echtzeit funktionieren. Aber es hakt auch an anderer Stelle, denn noch sind Echtzeitzahlungen ein optionales Angebot von Banken und die Nutzung kostet zudem Gebühren. Doch hier zeichnet sich gerade ein möglicher Durchbruch ab. Die EU könnte hier bald Abhilfe schaffen.
s.backhaus[at]dertreasurer.de