Werner Brinkkötter (links) und Klaus Hukriede treiben die Zentralisierung im Cash Management von Storck weiter voran.

Edgar Schoepal

05.06.14
Cash Management & Zahlungsverkehr

Storck poolt Cash aus Russland in Euro-Zone

Werner Brinkkötter, Head of Accounting, und Klaus Hukriede, Group Treasurer, von Storck sprechen mit DerTreasurer über den neuen grenzüberschreitenden Rubel-Cash-Pool in Russland.

Storck hat Russland geknackt: Seit einigen Wochen betreibt der Süßwarenhersteller einen grenzüberschreitenden Rubel-Cash-Pool in Moskau und in Wien. Die Konten der russischen Tochtergesellschaft werden jetzt täglich voll automatisiert abgeräumt beziehungsweise gefüllt („Zero Balancing“), das Cash landet auf oder kommt von einem Masteraccount bei der Raiffeisen Bank International (RBI) in Wien.

„Für uns ist die automatisierte Zentralisierung von Cash ein ganz wichtiges Thema“, sagt Werner Brinkkötter, Head of Accounting bei Storck. „Sie hilft uns, den Überblick über die Liquidität zu bewahren, Kosten zu sparen und den Ein-Mann-Betrieb im Treasury zu ermöglichen.“ Hintergrund: Group Treasurer Klaus Hukriede ist der einzige lupenreine Treasurer des Unternehmens. Das ist nur möglich, weil der Süßwarenhersteller aus Halle vor gut acht Jahren – wo erlaubt – für alle Töchter das Zero Balancing eingeführt hat.

Storck führt seine Liquidität nun in zwölf Euro-Cashpools und 13 Fremdwährungs-Cashpools am Ende des Tages auf einen Masteraccount pro Währung und pro Bank in Deutschland zusammen. MultiCash Transfer von Omikron räumt diese Konten dann mit Eilzahlungen ab und legt die Liquidität auf nur einem Konto an: „Am Ende des Tages liegt der Großteil unseres Cashs auf nur einem Konto“, sagt Treasurer Hukriede.

Cash Pool: Storck ist Pilotkunde der Raffeisen Bank International

Russland hat sich bislang jedoch als schwierig erwiesen: Zwar ist grenzüberschreitendes Cash Pooling anders als etwa in Indien nicht grundsätzlich verboten, der Devisentransfer ist aber stark reguliert. Banken unterliegen bei grenzüberschreitenden Rubel-Transaktionen aufwendigen Dokumentationsanforderungen – was die Automatisierung erheblich erschwert.

Für Storck ist der Zugriff auf die Liquidität der russischen Tochter allerdings wichtig: „Als reine Vertriebsgesellschaft hat sie laufende Einnahmen, mit Ausnahme der Personal-, Werbungs- und Verwaltungskosten fallen allerdings wenige Ausgaben vor Ort an“, sagt Brinkkötter. „Das überschüssige Cash ist daher in Deutschland gut aufgehoben, da es die Warenlieferungen von Deutschland betrifft.“

Deshalb ist Storck nun Pilotkunde für eine neue Lösung der RBI. Im Namen der Muttergesellschaft hat das Unternehmen bei der Bankzentrale in Wien einen Masteraccount eröffnet, der Pool Account bei der RBI Moskau läuft auf den Namen der Storck-Tochtergesellschaft. Jeden Tag zieht die Bank das überschüssige Cash aus Russland ab oder füllt das Konto in Moskau.

Konzerninternes Darlehen als Basis für den Cash Pool

Doch damit ist leider noch nicht Schluss: Um der Regulierung Rechnung zu tragen, liegt der Struktur ein konzerninternes Darlehen („Intercompany Loan“) zugrunde. Daher müssen die beiden Konten alle drei Monate abgeglichen werden. Storck zahlt das Darlehen ebenso wie die angefallenen Zinsen per Überweisung an seine Tochter  – nur um das nach Russland transferierte Geld gleich wieder über den Cash Pool nach Österreich zu schaffen. Dieser Extraschritt ist notwendig, da Netting in Russland nicht erlaubt ist. „Dieser Zusatz wäre aus unserer Sicht natürlich nicht notwendig, er hat aber letztendlich keine Auswirkungen für uns“, sagt Brinkkötter.

Die Cashüberschüsse aus Russland liegen nun in Österreich und damit innerhalb der Eurozone. Seit dem Ausbruch der Ukraine-Krise und drohenden Wirtschaftssanktionen gegen Russland ist das ein weiterer Vorteil für Storck – man ist weniger abhängig von russischen Banken. Entscheidend war jedoch die Philosophie, dass das russische Cash für das zentrale Cash- und Währungsmanagement zur Verfügung stehen soll – so wie die Liquidität von nahezu allen Storck-Töchtern. Mit der nun gefunden Lösung hat Storck dieses Ziel erreicht.

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