Die Nagel Group ist der erste Pilotkunde des neuen Supply-Chain-Projekts von Commerzbank und T-Systems.

Nagel Group

03.05.23
Cash Management & Zahlungsverkehr

Supply Chain Finance goes Blockchain

Die Commerzbank und die Telekom-Tochter T-Systems wollen mithilfe der Distributed Ledger Technology (DLT) Zahlungen in der Supply Chain automatisieren. Erster Pilotkunde ist das Logistikunternehmen Nagel.

Der Hype um die Blockchain ist zuletzt merklich abgeflaut. Dafür gibt es gute Gründe: Viele Versuche, mit Hilfe der Technologie realwirtschaftliche Probleme zu lösen, sind gescheitert. Einige Marktteilnehmer wollen sich aber nicht entmutigen lassen: So auch im Fall einer Mitte vergangenen Jahres entstandenen Kooperation zwischen der Commerzbank und der Telekom-Tochter T-Systems. 

Erklärtes Ziel des Projekts ist es, die Zahlungen in der Supply Chain zu automatisieren und mittels Smart Contracts zu dokumentieren - als Grundlage für weitere mögliche Anwendungsfälle im Bereich Supply Chain Finance und Working Capital Management. Die Rollen in der magenta-gelben Partnerschaft sind klar verteilt: Während T-Systems die Technologie in das Projekt einbringt, kümmert sich die Bank um das finanztechnische Know-how. „Zusammen wollen wir durch die ereignisbasierte Automatisierung von Zahlungsströmen entlang von Lieferketten manuelle Abrechnungsprozesse signifikant reduzieren", erklärt Alexander Pawellek, Leiter Trade Finance Strategie und Digitalisierung der Commerzbank. 

Der erste Pilotkunde ist die Nagel Group. Für das Logistikunternehmen fahren sowohl eigene Fahrzeuge wie auch vielzählige Subunternehmer täglich auf Europas Straßen und liefern schwerpunktmäßig frische Lebensmittel und Tiefkühlprodukte aus. Für die Auftragsabwicklung wurde folgendes Konzept erarbeitet: Sobald ein Transportauftrag durch einen Subunternehmer der Nagel Group abgeschlossen wird, wird dieser sogenannte Messpunkt im Transportmanagementsystem (TMS) der Nagel-Group dokumentiert. Dieser „digitale Trigger" wird genutzt, um die Bezahlung des Subunternehmers für den Transport vollautomatisch durchzuführen. 

Fälschungssichere Dokumentation via Smart Contracts

Dazu werden die Informationen vom TMS an die von T-Systems und Commerzbank entwickelte Plattform übermittelt. Dort werden alle Informationen zu dem Vorgang fälschungssicher in einem Smart Contract dokumentiert und am Ende an das Finanz-Backend der Commerzbank übergeben, das dann den Auftrag für die eigentliche Zahlung abwickelt - auf Basis der Blockchain beziehungsweise der Distributed Ledger Technology. 

Die Grundlage bilden dabei Smart Contracts: „Alle relevanten Informationen - vom Auftrag über die verschiedenen Messpunkte bis hin zu den Zahlungsinformationen - können hier transparent hinterlegt werden", berichtet Florian Seffert, Leiter IT Innovation bei Nagel. 

Die Smart Contracts regeln, welche Finanztransaktionen durch welche vordefinierten Bedingungen, sogenannte Trigger, automatisch ausgelöst werden. „Ein Beispiel ist der digitale Lieferschein. Grundsätzlich ist das System aber so ausgelegt, dass es verschiedenste Arten von Triggern verarbeiten kann", so Markus Lindemann, Leiter Business Unit IoT & Connectivity von T-Systems. Über eine API schickt die Bank zudem die Daten an die ERP-Systeme der Unternehmen, damit sie auch dort verarbeitet werden können.

Markteinführung soll Ende 2023 erfolgen

Noch ist das Projekt in der Testphase, bis Ende 2023 soll die Lösung auf dem Markt eingeführt werden. Der Effizienzgewinn wäre für Nagel erheblich: „Für jede Teilfahrt, die ein Transporter zurücklegt, muss ein Fahrauftrag abgewickelt werden", so Seffert. Diese Fahraufträge enthalten auch Rechnungen der einzelnen Lieferanten. „Für das Treasury ist das enorm viel manueller Aufwand", bringt Seffert es auf den Punkt. 

Wie genau das Pilotprojekt funktioniert, lesen Sie in der aktuellen Zeitschrift von DerTreasurer.

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