Wim Raymaekers (links) und Damien Vanderveken von Swift im Interview mit DerTreasurer

Swift; Montage: DerTreasurer

05.12.17
Cash Management & Zahlungsverkehr

Swift: „R3 ist ein Blockchain-Anbieter unter vielen“

DerTreasurer hat mit Wim Raymaekers, Head of Banking Market and GPI bei Swift, und Damien Vanderveken, Head of R&D bei dem Finanznachrichtendienstleister, über das Start-up R3, Blockchain und die Zukunft des Zahlungsverkehrs gesprochen.

Das Start-up R3 und 22 Banken haben eine Plattform für internationale Zahlungen auf Basis der Distributed-Ledger-Technologie entwickelt. War Swift daran beteiligt?
Nein, wir waren nicht involviert. Wir begrüßen es aber, dass derzeit so viele unserer Mitgliedsbanken mit der Blockchain-Technologie experimentieren. Diese Tests sind wichtig, um die Potentiale der neuen Technologie zu verstehen. Auch Swift lotet deshalb ja aus, inwiefern die Blockchain das Korrespondenzbankgeschäft verbessern kann.

R3 behauptet, man habe die erste gemeinsame Infrastruktur gebaut, die den kompletten Zahlungsprozess erleichtere. Das klingt nach einem Angriff auf Swift. Wie sehen Sie das?
Wir können nicht für R3 sprechen. Aber wir bei Swift wollen unsere bestehende Infrastruktur mit dem Einsatz neuer Technologien heute schon verbessern, statt uns zu fragen, was in fünf Jahren sein könnte. Unser Ziel ist es, unseren Kunden sofort konkrete Vorteile zu liefern, die sie schnell und mit geringen Kosten implementieren können. Das ist das, was sowohl Banken als auch Firmenkunden wollen. Deshalb haben wir die Initiative Global Payments Innovation (GPI) ins Leben gerufen, die die Transparenz und Effizienz im weltweiten Zahlungsverkehr erhöhen soll.

Laufen Sie so nicht Gefahr, disruptive Veränderungen zu verpassen?
Viele Player befassen sich gerade mit dem disruptiven Potential der Technologie, und auch wir schauen uns das natürlich sehr genau an. Aber noch einmal: Es geht vor allem um schnelle und echte Vorteile im Hier und Jetzt.

Sind Kommunikationsvermittler wie Swift bald überflüssig?

Wenn Banken mit Hilfe einer dezentralen Infrastruktur direkt Zahlungen initiieren und abwickeln können – wofür braucht es dann künftig einen Kommunikationsvermittler wie Swift?
Die Frage ist ja: Können und wollen alle Banken überhaupt direkt miteinander in Kontakt treten? Wir sehen doch derzeit, dass Banken ihre Korrespondenzbankbeziehungen streichen und nicht ausbauen. Das ist kein Technologie-, sondern ein Regulierungsthema: Denn Know Your Customer (KYC) und andere Compliance-Vorgaben sorgen dafür, dass Banken sehr vorsichtig bei der Wahl ihrer Geschäftspartner sind.

Swift hat 10.000 Mitglieder, R3 etwa 100. Ärgert es sie nicht, dass ihre Anteilseigner R3 als Forum für Innovationen nutzen und nicht Swift?
Es ist völlig normal, dass an unterschiedlichen Stellen und in unterschiedlichen Gremien an neuen Entwicklungen gearbeitet wird. R3 ist ein Blockchain-Lösungsanbieter unter vielen, mit denen wir uns im Übrigen regelmäßig austauschen.

Sie haben Anfang des Jahres selbst ein Projekt gestartet, um zu prüfen, ob die Blockchain-Technologie den Echtzeitabgleich der Nostro-Konten im Korrespondenzbankgeschäft ermöglicht. Was sind Ihre Erkenntnisse?
Wir machen gute Fortschritte. Inzwischen beteiligen sich 34 Banken an der Machbarkeitsstudie, die Testphase soll bis Jahresende abgeschlossen sein. Sobald dies der Fall ist, werden wir einen finalen Bericht über die Ergebnisse veröffentlichen und die nächsten Schritte erläutern. Vorläufige Ergebnisse wurden bereits im Oktober veröffentlicht. Bis zum Abschluss der Testphase können wir noch nicht mehr dazu sagen.

Backhaus[at]derTreasurer.de

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