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12.05.15
Cash Management & Zahlungsverkehr

Transaction Banking: Darauf müssen sich Banker und Treasurer einstellen

Das Cash-Management- und Trade-Finance-Geschäft ist für die Banken eine der wichtigsten Ertragssäulen geworden. Doch die Zeiten ändern sich. Für Treasurer sind die Umwälzungen am Markt ein zweischneidiges Schwert.

Margenstark, risikoarm, kundennah – diese drei Gründe würden dazu führen, dass das Transaction Banking eine Renaissance erlebt, prognostizierte die Strategieberatung Bain in einer Anfang 2012 erschienen Studie. Die Beratung sollte Recht behalten: Das Transaktionsgeschäft ist für die Banken derzeit so interessant wie lange nicht mehr. Deutsche Treasurer können inzwischen aus einer Vielzahl an Cash-Management- und Trade-Finance-Angeboten auswählen.

Doch die drei Vorteile bröckeln dahin: Die Margen im Cash Management stehen angesichts des hohen Wettbewerbs und des Niedrigzinsumfeldes kräftig unter Druck. Risikoarm ist insbesondere das Trade-Finance-Geschäft schon lange nicht mehr: Diverse Banken mussten zuletzt aufgrund von Verstößen gegen Geldwäsche- und Sanktionsvorschriften Milliardenstrafen zahlen.


Zudem machen neue Player den Banken die Kundennähe streitig: Immer häufiger schalten sich FinTechs in die Schnittstelle zwischen Kunde und Bank, die im Hintergrund die Zahlung abwickelt. „Der Verlust des Kundenzugangs ist die vielleicht größte Gefahr für das Transaktionsgeschäft“, sagt Thomas Herbeck, Partner bei Bain & Company. Wichtige Cross-Selling-Potentiale aus dem Zahlungsverkehr könnten verloren gehen.

Transaction Banking: Verändertes Marktumfeld bereitet Sorgen

Das Transaction Banking muss reagieren. „Wir bewegen uns in einem vollkommen veränderten Umfeld, in dem wir neu definieren müssen, wo und wie im Cash-Services-Geschäft Erträge erzielt werden können“, sagt Ingrid Weißkopf, Head Cash Services Advisory und Product Management bei der Commerzbank. Zwei führende deutsche Transaktionsbanker haben erst kürzlich unabhängig voneinander gegenüber DerTreasurer eingeräumt, dass ihnen das neue Markt- und Regulatorikumfeld große Schwierigkeiten bereitet. Das dürfte auf absehbare Zeit so bleiben: Eine Zinswende ist zumindest in der Eurozone nicht in Sicht, die EZB wird ihr milliardenschweres Anleiheankaufprogramm wohl bis September 2016 aufrechterhalten. Auch die negativen Einlagezinsen stehen derzeit nicht zur Debatte.

Bei zwei weiteren Trends – dem Wettbewerb durch neue Player wie Paypal, Apple & Co. und der Digitalisierung – steht den Banken der große Umbruch im Firmenkundengeschäft erst noch bevor. Die Zeit drängt: „Banken haben jetzt noch rund zwei Jahre, ihre Stärken im Zahlungsverkehrsmarkt in tragfähige zukünftige Geschäftsmodelle unter Digitalisierungsaspekten umzuwandeln, dann ist der Markt neu verteilt“, sagt Christian Bruck, Partner bei der Unternehmensberatung Bearing Point.

Das bedeutet aber auch: Banken müssen mehr investieren bei gleichzeitig sinkenden Margen – eine schwierige Situation. Hinzu kommt: „Unsere Budgets sind zu einem erheblichen Teil fremdgesteuert durch Regulierungsvorhaben wie Basel III oder die PSD2“, sagt Jürgen Kaczmarek, Head of Operations im Bereich Payments bei der WGZ Bank. Mit der Neufassung der Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 will die EU den Wettbewerb im Zahlungsverkehr befördern, Drittanbieter bekommen Zugriff auf die Bankkonten und damit auf die ureigene Domäne der Banken. Der Weg für die Umsetzung der Richtlinie ist nun frei: In der vergangenen Woche einigten sich die EU-Institutionen auf einen Kompromiss.

Treasurer profitieren, aber Restrisiko bleibt

Für Corporate Treasurer sind diese Umwälzungen ein zweischneidiges Schwert: Das Niedrigzinsumfeld und die regulatorischen Anforderungen insbesondere in der Handelsfinanzierung belasten sie, die Digitalisierung und der gestiegene Wettbewerb kommt ihnen zugute. Bain-Berater Thomas Herbeck rechnet damit, dass die Qualität der Angebote steigen wird: „Kleine und mittelständische Unternehmen werden künftig Zugang zu Cash-Management-Lösungen erhalten, die bislang internationalen Großkonzernen vorbehalten waren.“ Die Digitalisierung macht es möglich: Sie erlaubt einheitliche Standards und Skaleneffekte. „Für die Großkonzerne wird wiederum noch mehr Individualisierung im Transaction Banking möglich.“

Ein Restrisiko für Treasurer bleibt aber: Auch wenn der Rückzug der Royal Bank of Scotland aus dem Cash Management in Deutschland der Sondersituation der britischen Bank geschuldet ist, scheint es im derzeitigen Umfeld nicht unwahrscheinlich, dass auch andere Banken sich aus bestimmten Märkten zurückziehen. Die Auswahl der Angebote würde sinken – und damit die Abhängigkeit von einzelnen Instituten steigen.

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