Verband Deutscher Treasurer

10.04.19
Cash Management & Zahlungsverkehr

Treasury-Verband VDT kündigt KYC-Leitfaden an

Der Verband Deutscher Treasurer (VDT) will die Harmonisierung von KYC-Prozessen vorantreiben. Seit anderthalb Jahren befasst sich eine Arbeitsgruppe mit diesem Ziel – jetzt hat sie erste Ergebnisse präsentiert.

Seit Jahren beschweren sich Treasurer über den Umgang ihrer Banken mit Know-Your-Customer-Vorgaben. Die Finanzverantwortlichen stört vor allem, dass jedes Geldhaus die KYC-Anforderungen der Regulierungsbehörden anders auslegt. Je mehr Bankbeziehungen ein Unternehmen zu managen hat und je internationaler es aufgestellt ist, desto aufwendiger wird es für die Treasury-Abteilungen. Vor anderthalb Jahren hat deshalb der Verband Deutscher Treasurer (VDT) einen Arbeitskreis zum Thema KYC ins Leben gerufen. Sein Ziel: Die Unternehmen im Tagesgeschäft zu entlasten.

Bei einer Veranstaltung am Düsseldorfer Flughafen am gestrigen Dienstag präsentierte der Arbeitskreis nun erste Ergebnisse der anderthalbjährigen Arbeit. So hat die Gruppe, der 20 Vertreter von Unternehmen, Banken und Systemanbietern angehören, ein KYC-Informationspaket erstellt. In dieser tabellarischen Übersicht hält der Verband fest, welche Dokumente Banken üblicherweise für KYC-Checks im Rahmen einer Kontoeröffnung abfragen. 

KYC-Empfehlungen für Treasurer

Zudem gibt es ein Best-Practice-Dokument, das Treasurern „konkrete, praxistaugliche Empfehlungen für eine Optimierung des KYC-Prozesses“ liefern soll, wie es HSBC-Banker Franz Xaver Puy Michl ausdrückt. Er leitet die Arbeitsgruppe gemeinsam mit Jutta Demant, Group Director Treasury bei dem Chemiehändler OQEMA.

Das Dokument soll Treasurern als Argumentationshilfe dienen – etwa, wenn es darum geht, Geschäftsführern oder Gesellschaftern zu erklären, warum die Bank Personalausweiskopien von ihnen benötigt. Der VDT kündigte an, sowohl das KYC-Informationspaket als auch das Best-Practice-Dokument beim diesjährigen Finanzsymposium in Mannheim zu veröffentlichen.

Banken dämpfen Erwartung auf KYC-Harmonisierung

Zugleich dämpfte die Arbeitsgruppe jedoch die Erwartungen. „Es gibt keine endgültige Lösung für KYC“, sagt Puy Michl. Eine bankübergreifende Standardisierung der Prozesse, die der eigentliche Befreiungsschlag aus Treasurer-Sicht wäre, sei nicht zu erwarten. „Bei KYC handelt es sich um einen risikobasierten, nicht um einen regelbasierten Prozess“, so der Banker. KYC sei vergleichbar mit einem Kreditprozess: „Auch hier können die Einschätzungen der Banken unterschiedlich ausfallen.“

Diese Antwort stellt einige Treasury-Vertreter nicht zufrieden, was auch in den Diskussionen auf der VDT-Konferenz deutlich wurde. Sie erkennen zwar an, dass der regulatorische Druck auf die Banken, Geldwäsche und andere Finanzkriminalität zu bekämpfen, hoch sei. Als alleinige Entschuldigung wollen sie dies aber nicht gelten lassen. So moniert ein anwesender Treasurer etwa einen Selbsterhaltungstrieb der stark gewachsenen Compliance-Abteilungen der Banken: „Diese haben keinen Anreiz, ihren eigenen Arbeitsplatz durch mehr Transparenz oder Standardisierung wegzurationalisieren.“

Zahlreiche KYC-Initiativen

Dennoch glaubt die Mehrheit der Treasurer, dass eine Initiative zur Verbesserung der KYC-Prozesse von den Banken ausgehen muss, wenn sie Aussicht auf Erfolg haben soll. In einer Umfrage, die die Treasury-Beratung Schwabe, Ley & Greiner (SLG) im Vorfeld der Veranstaltung durchgeführt hatte, sahen 79 Prozent der Befragten Banken- oder Bankenverbände in der Pflicht, hier etwas zu unternehmen. 43 Prozent halten Initiativen von Regulierungsbehörden am vielversprechendsten. 37 Prozent glauben, dass sich Corporate Treasurer einbringen müssen.

In der Tat gab es auf Bankenseite zuletzt Bewegung: So forderte etwa der deutsche Bankenverband von der EU eine Vereinheitlichung der KYC-Prozesse innerhalb des EU-Binnenmarkts. So sollten etwa Aktualitätsvorschriften sowie die Weitergabe von KYC-Dokument einheitlich geregelt werden. 

„Bei KYC handelt es sich um einen risikobasierten, nicht um einen regelbasierten Prozess.“

HSBC-Banker Franz Xaver Puy Michl

Die Bankgenossenschaft Swift wiederum arbeitet an einem Register für KYC-relevante Firmenkundendaten, das noch in diesem Jahr an den Start gehen soll. Das dort definierte Dokumentenset soll in ersten Ausbaustufe etwa 60 bis 70 Prozent der globalen Anforderungen abdecken, wie Swift-Vertreter Sebastian Niemeyer bei der Veranstaltung erklärte. Die anderen Informationen müssen dann weiter bilateral zwischen Unternehmen und Bank ausgetauscht werden. Das könne aber ebenfalls über die Plattform stattfinden, so Niemeyer.

KYC ist nicht eBam, aber es gehört zusammen

Das reicht einigen Unternehmen aber nicht aus. So verfolgt etwa der Energiekonzern E.on das Ziel, mit all seinen Banken einen KYC-Katalog abzustimmen, der die Anforderungen der jeweiligen Bank für die Kontoeröffnung dann vollumfänglich abdeckt. Mit der ING ist das den Düsseldorfern nach eigener Aussage bereits gelungen, jetzt laufen Gespräche mit weiteren Banken. „Unser Fokus war zunächst einmal die interne Standardisierung, nicht die externe“, erklärt Jens Otto, Leiter Financial Settlement von E.on bei der Veranstaltung.

E.on hat das Thema KYC im Rahmen eines Projektes zum elektronischen Bankkontenmanagement (eBam) mit auf die Agenda genommen. Denn zwischen diesen beiden Themenkomplexen gibt es gerade bei der Kontoeröffnung große Überschneidungen. Allerdings gibt es für die digitale Kontoverwaltung – anders als bei KYC – bereits seit Jahren Standards für die Kommunikation zwischen Kunde und Bank.

In der Praxis kommen die jedoch bislang nur selten zum Einsatz. Das liegt zum einen daran, dass Banken diese Nachrichten nicht verarbeiten können. Zum anderen haben aber auch die wenigsten Unternehmen die dafür nötigen Informationen zentral und digital gespeichert, wie Vertreter der Treasury-Systemanbieter in der abschließenden Diskussionsrunde monierten.

Entsprechend sehen 89 Prozent der von SLG befragten Treasurer großes Potenzial für Verbesserungen durch Automatisierung in diesem Bereich. 60 Prozent wären bereit, dafür Anpassungen in der eigenen IT vorzunehmen und 54 Prozent würden sogar in Erwägung ziehen die Bank zu wechseln. Allerdings wären nur 11 Prozent bereit für eine Verbesserung des Bankkontenmanagement Geld auszugeben – kein gutes Zeichen auch für die KYC-Initiativen.

Backhaus[at]derTreasurer.de

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Der Kampf gegen Finanzkriminalität ist für viele Banken ein Krampf. Das sorgt auch bei Treasurern für Unmut. Wie sehen Lösungsansätze aus? Unsere Themenseite KYC - Know Your Customer gibt einen Überblick.