Einige deutsche Unternehmen verstärken ihre Vorkehrungen, um ihre Liquidität besser zu schützen. Das geht aus dem aktuellen Zahlungsmoralbarometer für die Region Westeuropa des Kreditversicherers Atradius hervor. Demnach erwarten 27 Prozent der deutschen Unternehmen, dass sich in den kommenden zwölf Monaten das Zahlungsverhalten ihrer Firmenkunden im In- und Ausland verschlechtern wird. Nur ein Unternehmen von zehn rechnet hingegen mit einer Verbesserung.
Grund hierfür sind Unsicherheitsfaktoren wie der Brexit, ein möglicher US-Protektionismus sowie die Abkühlung der chinesischen Konjunktur. Diese Punkte veranlassen schon jetzt 23 Prozent der befragten 218 deutschen Firmen ihr Kreditmanagement zu verstärken, um sich vor Forderungsausfällen zu schützen.
Dabei setzen die Befragten vor allem auf eine stärkere Überprüfung der Bonität ihrer Kunden: In den USA wollen 31 Prozent der deutschen Studienteilnehmer, die Kreditwürdigkeit ihrer Geschäftspartner vermehrt kontrollieren. In China setzen 27 Prozent der deutschen Befragten auf dieses Instrument, in Großbritannien 30 Prozent. Als Reaktion auf den Brexit will zudem fast ein Viertel der befragten deutschen Unternehmen Forderungen verstärkt durch Kreditversicherungen decken.

Brian A. Jackson/iStock/Thinkstock/Getty Images
Unternehmen rechnen mit schlechterer Zahlungsmoral
Zahlungsverzögerungen bleiben ungefähr auf Vorjahresniveau
Im vergangenen Jahr ist die Zahlungsmoral der Kunden deutscher Unternehmen im Vergleich zum Vorjahr im Durchschnitt bereits ganz leicht gesunken. Neun von zehn der deutschen Unternehmen gaben an, dass sie im vergangenen Jahr von einem oder mehreren ihrer in- oder ausländischen Kunden zu spät bezahlt worden sind. Umgerechnet 41 Prozent des Gesamtwerts der Außenstände wurden demnach bei den Studienteilnehmern erst nach Ablauf der Zahlungsfrist beglichen. Damit liegt dieser Wert ungefähr auf dem Vorjahresniveau von 40 Prozent.
Überfällige Forderungen haben die deutschen Umfrageteilnehmer im Durchschnitt 45 Tage nach Rechnungsstellung erhalten, also fünf Tage später als 2016. Damit stieg der durchschnittliche Zahlungsverzug im Vergleich zum Vorjahr leicht an. Inländische Firmenkunden deutscher Umfrageteilnehmer zahlten im Durchschnitt zwei Tage später als 2016, ausländische Firmenkunden ließen sich einen Tag mehr Zeit.
Zahlungsfristen in Deutschland sehr kurz
Darüber hinaus gewähren die befragten deutschen Lieferanten ihren Firmenkunden seltener Zahlungsziele als Lieferanten anderer westeuropäischer Länder. Bei inländischen Kunden ist dies bei 29 Prozent der Fall, bei ausländischen bei lediglich 24 Prozent. Mit diesen Werten liegt Deutschland der Studie zufolge deutlich unter dem westeuropäischen Durchschnitt (Inland: 42,6 %; Ausland: 35,1 %).
Die Zahlungsfristen in Deutschland zählen zudem nach wie vor zu den kürzesten in Westeuropa. Die durchschnittlichen Zahlungsfristen haben sich hierzulande zwar im Vergleich zum Vorjahr um zwei Tage auf 24 Tage verlängert, aber das ist immer noch sehr kurz. Lediglich Großbritannien (23 Tage), die Niederlanden und Dänemark (je 24 Tage) liegen auf einem ähnlichen Niveau.
Paulus[at]derTreasurer.de

Bleiben Sie über Trends im Cash Management, Updates bei der Treasury-Software, Treasurer-Wechsel und alle andere News auf dem Laufenden – mit unserer Xing-Gruppe.