JP Morgan und andere US-Banken wollen eine eigene Bezahl-App anbieten.

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20.02.23
Cash Management & Zahlungsverkehr

US-Banken planen eigene Bezahl-App

Einige US-Banken haben sich zusammengeschlossen und planen ein Pendant zur European Payments Initiative. Ihr Modell könnte mehr Erfolg haben.

 

Visa, Apple, Paypal – die amerikanischen Zahlungsanbieter sind für europäische Banken eine große Konkurrenz. In Europa will deshalb die European Payments Initiative (EPI) die Abhängigkeit von den Amerikanern durch ein neues Zahlungssystem verringern. Der Weg dahin ist steinig: Von den ursprünglich 30 Unterstützern sind viele abgesprungen, eine konkrete Lösung gibt es noch nicht, und wann EPI in der Praxis zu sehen sein wird, ist noch nicht bekannt.

Doch nicht nur in Europa werden amerikanische Zahlungsanbieter, die nicht zu den klassischen Banken zählen, als „Bedrohung“ gesehen, sondern auch in den USA selbst, weshalb dort einige Banken ein eigenes Modell entwickeln wollen, um die umkämpfte Schnittstelle und Hoheit zum Kunden bei Zahlungen zu verteidigen. Vor allem Apple mit „Apple Pay“ werde als großer Konkurrent gesehen, meint Bernd Richter, Payment-Experte bei dem Fintech FIS Global. Durch die Nutzung von Apple Pay werde bereits ein jährliches Transaktionsvolumen von über 6 Billionen US-Dollar, bei Google Pay über 2,5 Billionen US-Dollar erreicht.

Man könne diese Veränderung des Zahlungsverhaltens als einen wichtigen Treiber der US-Initiative sehen. „Apple könnte künftig sogar eigene Zahlungsinstrumente anbieten“, warnt Richter.

 

Wells Fargo, Bofa und JP Morgan wollen Bezahl-App

Sieben amerikanische Banken, darunter zum Beispiel Wells Fargo, Bank of America und JP Morgan, kooperieren nun und wollen gemeinschaftlich eine eigenständige Wallet-Lösung ihren Kunden anbieten. Die Lösung soll über mehrere Banken hinweg funktionieren. „Die Banken haben ohnehin den Zugang zu den Kunden und werden zum Start bereits etwa 150 Millionen Kredit- und Debitkarten von Visa und Mastercard erhalten, und so einen Gegenpol zu Apple und Google schaffen“, sagt Richter. Ein genauer Zeitplan ist noch nicht bekannt.

Richter glaubt, dass die Amerikaner im Gegensatz zu europäischen Initiativen bessere Chancen hätten, ihre Zahlungslösung umzusetzen, da die „größten Player beteiligt sind“, der Zahlungsmarkt in den USA homogen sei und weil die Grundinfrastruktur für die Wallet-Lösung schon vorliege.

So soll die Wallet über Zelle, die die Bezahl-App des Paypal-Venmo-Konkurrenten Zelle betreibt und bereits den amerikanischen Großbanken gehört, entwickelt werden. „Die Banken können später die Wallet-Struktur weiter ausbauen und als Bank weitere Zahlungsinstrumente und neue Dienste wie Identitätsmanagement anbieten“, sagt Payment-Experte Richter.

s.backhaus[at]dertreasurer.de