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27.04.21
Cash Management & Zahlungsverkehr

Was bei der Liquiditätsplanung schiefläuft

Viele Treasurer sind mit ihrer Liquiditätsplanung nicht zufrieden, wie das aktuelle Treasurer-Panel zeigt. Eine Verbesserung ist dringend nötig – auch um die Qual durch Negativzinsen zu lindern.

Mit Blick auf die Liquiditätsplanung haben viele Unternehmen noch Luft nach oben. Das zeigen die Ergebnisse des Treasurer-Panels, das DerTreasurer von Anfang bis Mitte März in Kooperation mit der Deutschen Bank durchgeführt hat. Demnach erteilen 42 Prozent der Befragten dem eigenen Cashflow Forecast lediglich die Schulnote 3 (befriedigend), 12 Prozent vergeben sogar eine Vier und stufen das Niveau der Liquiditätsplanung damit nur als „ausreichend“ ein.

Mehrheitlich liegen die Unternehmen damit nicht im guten Bereich. Das ist insofern problematisch, weil ein akkurater und effizienter Forecast die Voraussetzung für ein passgenaues Cash Management ist. Wer nicht weiß, wann das Unternehmen wie viel Liquidität benötigt, trifft womöglich falsche Finanzierungs- und Anlageentscheidungen. „Die Praxis zeigt, dass Unternehmen wegen ihrer ungenauen Prognosefähigkeit zu einem eher konservativen Cash Management tendieren und sich auf Vorrat finanzieren“, kommentiert Ole Matthiessen, Leiter des globalen Cash Management bei der Deutschen Bank, die Ergebnisse. Die Folge: Die Unternehmen haben bei Geldanlagen mit Negativzinsen zu kämpfen. Ein Problem, das sich dadurch verschärft, dass Banken kaum noch Freibeträge gewähren.

Negativzinsen als Last im Cash Management

Daran hat auch die Deutsche Bank ihren Anteil: Das Geldhaus war Ende 2019 mit seiner Ankündigung vorgeprescht, Negativzinsen an große Firmenkunden weiterzureichen. Inzwischen sind viele Banken dem Beispiel gefolgt, beobachtet Matthiessen: „Dort, wo man vor einem Jahr noch zu null Prozent anlegen konnte, ist das heute nicht mehr möglich.“ Man lasse die Kunden mit den Herausforderungen aber nicht allein, sondern helfe „mit diversen Lösungen“, die negativen Effekte zu minimieren, beteuert Matthiessen.

Wie groß die Last dennoch ist, zeigt ein weiteres Ergebnis der Umfrage: In einer offenen Frage, in der die befragten Treasurer die größten Herausforderungen selbst benennen konnten, taucht in nahezu jeder zweiten Antwort der Umgang mit Negativzinsen auf. Die „Verwahrentgelte“ sind deshalb so problematisch, weil viele ihre Liquiditätspuffer wegen der Coronakrise aufgestockt haben. Dieses Cash wenigstens zum Nulltarif zu parken ist nun kaum noch möglich, ohne im Gegenzug höhere Risiken in Kauf zu nehmen.

„Die Praxis zeigt, dass Unternehmen wegen ihrer ungenauen Prognosefähigkeit zu einem eher konservativen Cash Management tendieren und sich auf Vorrat finanzieren.“

Ole Matthiessen, globaler Cash-Management-Chef der Deutschen Bank

Liquiditätsplanung automatisieren

Die Liquiditätsplanung zu verbessern könnte für Entlastung sorgen. Dabei gibt es aber Hürden: So nennt mehr als die Hälfte der Befragten (52 Prozent) die geringe Automatisierung im Prozess als größte Herausforderung bei der Planung. Doch dieses Problem ist lösbar, zumindest wenn das Treasury die Ressourcen und das Budget für ein entsprechendes Automatisierungsprojekt erhält. Das war während der Coronakrise zum Teil nicht der Fall, könnte sich nun allerdings ändern: Der Umgang mit Treasury-IT rückt auf den Agenden der Abteilungen wieder weiter nach oben, wie das Panel ebenfalls zeigt.

Insgesamt setzen 36 Prozent der Befragten eine Treasury Management Software für die Erstellung des Forecasts ein, ebenso viele nutzen Excel. Weitere 12 Prozent haben eine spezielle Planungssoftware im Einsatz, 9 Prozent eine eigene Anwendung entwickelt. Welches dieser Tools zur Liquiditätsplanung eingesetzt wird, beeinflusst allerdings nicht maßgeblich den Grad der Zufriedenheit mit dem Cashflow Forecast. Denn bei den Treasurern, die ihren Cash Forecast als gut einstufen, ergibt sich eine ähnliche Verteilung.

Lediglich bei denjenigen Befragten, die ihrer Liquiditätsplanung die Note 4 erteilen, überwiegt klar die Excel-Nutzung. Allerdings handelt es sich hier absolut gesehen nur um wenige Befragte.

Nicht immer ist das Treasury zuständig

Wo liegt also das Problem? Neben der mangelnden Automatisierung bereitet den befragten Treasurern auch die Festlegung von Planungsannahmen Kopfzerbrechen: 46 Prozent nennen dies als Schwierigkeit bei der Erstellung der Liquiditätsplanung. Eher untergeordnete Bedeutung haben dagegen eine heterogene IT-Infrastruktur (20 Prozent), die Definition der relevanten Daten (19 Prozent), der fehlende Zugriff auf Daten (16 Prozent) sowie unklare Verantwortlichkeiten bei der Erstellung (7 Prozent).

Mit Blick auf die Zuständigkeiten zeigt die Umfrage unterschiedliche Herangehensweisen: Bei zwei Drittel der befragten Unternehmen ist das Treasury federführend für die Liquiditätsplanung zuständig, bei einem Viertel liegt die Leitung im Controlling. 6 Prozent haben den Cashflow Forecast im Accounting angesiedelt.

Buchholz[at]derTreasurer.de

Alle Resultate des Treasurer-Panels können Sie hier nachlesen.

Liquiditätsplanung, Finanzierungsumfeld und Co.: Die Panel-Ergebnisse diskutieren wir am 6. Mai im Rahmen eines Webinars. Hier geht es zur Anmeldung.