Die chinesische Zentralbank lockert einige Kapitalverkehrskontrollen, deutsche Unternehmen könnten davon profitieren.

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20.10.23
Cash Management & Zahlungsverkehr

Was sich für Treasurer in China ändert

Der Zahlungsverkehr mit China ist sehr komplex. Treasurer könnten nun von gelockerten Kapitalverkehrskontrollen profitieren. Gleichzeitig kommen auf das Treasury neue Aufgaben zu.

 

Der Zahlungsverkehr in China ist für Treasurer seit Jahren ein komplexes und anspruchsvolles Thema – es gibt viele regulatorische Anforderungen und strenge Kapitalverkehrskontrollen. Doch es tut sich was: In den vergangenen zwei Jahren wurden einige regulatorische Hürden gelockert, und für Treasurer ergeben sich neue Möglichkeiten in den Bereichen Crossborder Cash Pooling, lokale Finanzierungen und Working Capital Management.

„Obwohl sich die wirtschaftliche Lage in China nach Aufhebung der Corona-Maßnahmen nicht so wie erwartet entwickelt hat, bleibt das Land – trotz geopolitischer Themen – für deutsche Unternehmen einer der wichtigsten Märkte“, so die Einschätzung von Kim Marc Heinen, der seit 2023 für HSBC in Schanghai die Verantwortung für das europäische Großkundengeschäft trägt.

Veränderung bei Cash Pooling

Die Regeln der chinesischen Währungsbehörden für das Crossborder Cash Pooling sind sehr streng. Verschiedene Programme ermöglichen es multinationalen Unternehmen, Cash Pools aufzusetzen, die sowohl chinesische Renminbi (RMB) als auch Fremdwährungen umfassen können. In den Jahren 2022 und 2023 gab es in diesem Bereich einige Neuerungen, die Vorteile für deutsche Treasurer haben. „Die jüngste Änderung, die seit Juli gilt, beinhaltet eine Lockerung der Zulassungskriterien sowie Flexibilität bei der Zuteilung von In- und Outbound-Quoten“, sagt Ole Matthiessen, der das globale Cash Management der Deutschen Bank leitet.

Heinen erklärt, dass dadurch „mehr Geld aus dem Cash Pool nach Deutschland herausgezogen werden sowie hineinfließen kann“. Allerdings sei das zunächst nur nach Antragstellung bei der State Administration of Foreign Exchange (SAFE) und der Zentralbank von China (PBOC) möglich und sofern die chinesische Tochtergesellschaft, die den Cash Pool führt, ihren Sitz in bestimmten Städten in China hat.

Zahl der Panda Bonds steigt

Neue Chancen gibt es für Treasurer auch im Bereich der lokalen Finanzierung. Hierfür hat aber nicht nur der Regulator gesorgt, sondern auch das allgemeine Zinsumfeld. Da in China die Zinsen gesenkt wurden, hätten lokale Finanzierungen in Renminbi an Attraktivität gewonnen, so HSBC-Banker Heinen. „Wir führen mehr Gespräche über lokale Finanzierungen, seien es bilaterale Loans, syndizierte Kredite, Club Deals oder Panda Bonds.“

Auch Matthiessen von der Deutschen Bank beobachtet, dass die von anderen großen Volkswirtschaften abweichende Geldpolitik Chinas Unternehmen Zugang zu wettbewerbsfähigen Finanzierungsoptionen sowohl über den RMB-Kapitalmarkt als auch über den inländischen Bankkreditmarkt biete. Gerade die Panda Bonds seien laut Matthiessen gefragter – VW hat im September einen Panda Bond mit einem Volumen von 1,5 Milliarden Yuan emittiert.

Lokale Finanzierungen wurden zudem durch eine Erleichterung in der Regulatorik beflügelt, wie Heinen erklärt: „Seit diesem Jahr ist es möglich, dass zum Beispiel das deutsche Headquarter eines Unternehmens einen Onshore Loan in China in Renminbi aufnimmt und das Geld aus dem Land heraustransferiert. Das war in China bisher nicht möglich.“ Allerdings sei auch das nicht trivial, da zunächst ein Antrag bei der SAFE und der PBOC für die Nutzung im Ausland gestellt werden und die kreditgebende Bank über eine spezielle Lizenz verfügen müsse. Zudem müsste die deutsche Einheit nachweisen, wofür das Geld genutzt werde.

Working Capital wird wichtiger

Auch das Working Capital Management rückt bei den Unternehmen, die in China aktiv sind, mehr in den Vordergrund. „In wirtschaftlich guten Zeiten wird Working-Capital-Optimierung oft vernachlässigt. Weil nun erwartet wird, dass das Wachstum nicht mehr so stark sein wird wie in der Vergangenheit, fragen Unternehmen solche Maßnahmen nach“, sagt Heinen. So würden sie vermehrt darauf achten, Cash schneller zu generieren, und nutzten zum Beispiel ausgeprägter die Möglichkeit, Zahlungen später zu leisten.

Mit dem größeren Fokus auf Working-Capital-Themen und neue Chancen bei lokalen Finanzierungen kämen auf Treasury-Abteilungen in China zusätzliche Aufgaben und Herausforderungen zu.

Zudem könnte es regionale Verschiebungen geben, wie Banker Heinen beobachtet: Bisher hätten multinationale Unternehmen vor allem regionale Treasury-Abteilungen in Singapur und Hongkong gehabt. „China will für internationale Unternehmen den Stadtbezirk Pudong in Schanghai attraktiver machen.“ Dazu wolle die chinesische Regierung in einem aktuellen Pilotprojekt womöglich Anreize bei den Steuern schaffen oder administrative Hürden abbauen. „Für Unternehmen könnte es dann Sinn machen, mehr regionale Treasury-Aufgaben nach Festlandchina zu verlagern und die Teams vor Ort auszubauen“, sagt Experte Heinen.

s.backhaus[at]dertreasurer.de