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19.11.15
Cash Management & Zahlungsverkehr

Webasto ist Pionier beim Renminbi-Cash-Pooling

Webasto hat mit seinen chinesischen Tochtergesellschaften einen grenzüberschreitenden Renminbi-Cash-Pool aufgesetzt. Damit ist der Automobilzulieferer eines der weltweit ersten Unternehmen überhaupt. Treasury-Chef Markus Kurfürst spricht über die Umsetzung und die Vorteile.

Webasto macht den nächsten Schritt zur Optimierung des globalen Cash Managements: Der Hersteller von Schiebedächern sowie Standheizungen hat mit seinen sechs chinesischen Tochtergesellschaften einen grenzüberschreitenden Renminbi-Cash-Pool aufgebaut. In dieser Woche hat der Cash Pool den Betrieb aufgenommen. Nach Angaben der HSBC, die umsetzende Bank, ist es der erste grenzüberschreitenden Renminbi-Cash-Pool außerhalb der Freihandelszone Schanghai. Seit rund einem Jahr ist dieses Konstrukt landesweit grundsätzlich erlaubt, allerdings an bestimmte Bedingungen geknüpft.

China ist einer der wichtigsten Märkte für den global tätigen Automobilzulieferer. Webasto hat bereits seit mehreren Jahren einen regionalen Cash Pool in China im Einsatz, mit dem die Liquidität der chinesischen Töchter auf einem Masterkonto in Schanghai gepoolt wird. „Mit dem grenzüberschreitenden Cash Pool erhöhen wir unsere Flexibilität deutlich: Wir können nun täglich Cash zwischen Deutschland und China transferieren“, so Markus Kurfürst, Director Corporate Treasury bei Webasto.

Dies erleichtert auch die Absicherung des Fremdwährungsrisikos: „Wir können den Renminbi nun kontinuierlich in Euro tauschen“, sagt der Treasury-Chef. Webasto wird den Liquiditätstransfer daher abhängig vom Bedarf steuern und gleicht die Konten der chinesischen Tochtergesellschaften deshalb manuell mit dem Masterkonto in China aus.

Webasto entscheidet sich bewusst für Pilotkundenstatus

Mit der Umsetzung des Renminbi-Cash-Pools zeigt sich Kurfürst zufrieden: „Wir haben etwa sechs Monate an der Umsetzung gearbeitet.“ Webasto hatte sich bewusst entschieden, mit der Lösung Pilotkunde der HSBC zu werden. Für Kurfürst ein Erfolg: „Natürlich war die Dokumentation für beide Seiten neu, aber Schwierigkeiten sind daraus nicht entstanden.“

Auch den grenzüberschreitenden Cash Pool außerhalb der Freihandelszone in Schanghai aufzusetzen war eine bewusste Entscheidung: „Eine Quote, die vorschreibt, in welchem Umfang Cash nach Deutschland transferiert werden darf, gibt es außerhalb von Schanghai nicht“, so Kurfürst. Diese gebe es nur umgekehrt, also für Kapitalzuflüsse nach China. Innerhalb der Freihandelszone gibt es dagegen Obergrenzen in beide Richtungen, die sich an Kennzahlen wie dem Working Capital und dem Eigenkapital orientieren. Hier gehörte der Schraubenhersteller Würth im Frühjahr zu den Vorreitern.

Für Unternehmen, die vor allem Cash aus China herausholen wollen, macht daher die Variante außerhalb der Freihandelszone mehr Sinn. Viele Firmen verfügen im Reich der Mitte über überschüssige Liquidität, während sie in Europa cash-short sind. Sie nutzen bisher vor allem den unflexiblen Weg über Dividendenausschüttungen um an das Geld ihrer chinesischen Töchter zu gelangen.

China lockert Kriterien für grenzüberschreitenden Renminbi-Cash-Pool

Dass Webasto zu den Vorreitern gehört, obwohl grenzüberschreitendes Renminbi-Cash-Pooling bereits seit einem Jahr landesweit erlaubt ist, liegt vor allem an den Restriktionen: Unternehmen müssen bestimmte Umsatzschwellen in China erreichen und die Tochtergesellschaften müssen ein Mindestalter erreicht haben, um an den Cash angebunden werden zu dürfen. Diese Bedingungen führten dazu, dass Mittelständler diese Möglichkeit zunächst de facto nicht nutzen konnten.

Die Kriterien wurden in diesem September gelockert: Der Mindestumsatz aller chinesischen Tochtergesellschaften, die am Cash Pool teilnehmen wollen, jetzt nur noch bei 1 Milliarde Renminbi (139 Millionen Euro). Bislang war es fünf Mal so viel.

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