Die Zahlungsmoral der deutschen Unternehmen hat sich im Januar leicht verschlechtert: Nur noch 88 Prozent der deutschen Unternehmen beglichen ihre Rechnungen pünktlich oder vorfristig, ein Minus von 0,29 Prozentpunkten gegenüber dem vergangenen Dezember. Das ist das Ergebnis der monatlichen Erhebung des Wirtschaftsinformationsdienstes Bisnode. Damit ist die Zahlungsmoral auf den tiefsten Stand seit Oktober 2012 gesunken. Im Vergleich zu anderen Ländern zahlt die Mehrzahl der deutschen Unternehmen ihre Rechnungen aber immer noch pünktlich.
Im vergangenen Jahr hatte sich der Zahlungsindex von Bisnode konstant gezeigt und verzeichnete seit April nur geringe Schwankungen im Bereich zwischen 88 und 89 Prozent. Zuletzt gab es sogar einen leichten Aufwärtstrend. Auch Bisnode-Konkurrent EOS hatte im September einen überraschenden Anstieg vermeldet.
Bisnode sieht jedoch trotz des im Verhältnis niedrigen Januar-Wertes noch keine Trendwende im Zahlungsverhalten deutscher Unternehmen. Dennoch stimmt eine andere Zahl nachdenklich: Der Bisnode-Deutschland-Index, der einen Ausblick für die weitere Entwicklung geben möchte. Demnach ist das Insolvenzrisiko im Dezember angestiegen, von 87,3 auf 89,2 Prozent, wobei 100 Prozent den Stand im Dezember 2010 widerspiegelt. Es ist der höchste Wert seit Februar 2013. Die Darmstädter befürchten daher „eine steigende Anzahl von Insolvenzen in der deutschen Wirtschaft für die kommenden 12 Monate“. Dennoch wolle man die Ergebnisse des Zahlungsindex nicht überbewerten, heißt es in der Pressemitteilung. Der Wirtschaftsinformationsanbieter sieht „die jetzigen Zahlen als eine erste, leichte Korrekturbewegung. Insgesamt betrachtet befindet sich die Zahlungsmoral der deutschen Wirtschaft weiterhin auf einem hohen Niveau“.

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Zahlungsmoral in Deutschland leicht gesunken
Zahlungen: Großunternehmen im Automobilsektor weniger zuverlässig
Unterdurchschnittlich präsentierte sich im vergangenen Jahr jedoch die deutsche Automobilbranche. Zwar verlief die Entwicklung der Zahlungsmoral bei der Automobil- und Zulieferindustrie parallel zur gesamtdeutschen Entwicklung, jedoch auf einem um rund vier Prozentpunkte niedrigerem Niveau. Vor allem Großunternehmen ab 1.000 Mitarbeiter zahlten ihre Rechnungen weitaus seltener fristgerecht, was darauf schließen lässt, dass sie ihre Marktmacht gegenüber kleineren Zulieferern ausnutzen. Während Unternehmen zwischen zehn und 249 Mitarbeitern mit 89,1 Prozent etwa auf demselben Niveau wie der bundesdeutsche Schnitt lagen, folgten bei den größeren Mittelständlern nur 75,2 Prozent dem Vorbild, bei Unternehmen mit über 2.500 Mitarbeitern waren es sogar nur 73,6 Prozent.
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