07.04.20
Cash Management & Zahlungsverkehr

Zahlungsverkehr: BNP Paribas baut Plattform für virtuelle Konten

BNP Paribas will im Juli eine neue Plattform für virtuelle Konten an den Start bringen. Das soll Treasurern die Zentralisierung des Zahlungsverkehrs erleichtern – und deutlich über das bisherige Angebot hinausgehen.

Unternehmen, die ihren Zahlungsverkehr zentralisieren, prüfen in der Regel, ob der Einsatz von virtuellen Konten für sie Sinn ergibt. Dabei handelt es sich um nicht-physische Konten, die mit einem real existierenden Bankkonto verknüpft werden. Bald wird auch BNP Paribas eine solche Lösung anbieten: Im Juli will die französische Bank eine Plattform für virtuelle Konten auflegen, die auch deutsche Firmenkunden nutzen können.

Bislang bietet BNP Paribas lediglich virtuelle IBANs an, erklärt Andrej Ankerst, Leiter Cash Management der Bank für Deutschland und Österreich: „Diese Kontonummern können verwendet werden, um die Zuordnung eingehender Zahlungen zu Rechnungen oder Kunden zu automatisieren.“ Mit der neuen Plattform erweitert BNP Paribas das Angebot nun auf virtuelle Konten, womit zwei neue Funktionalitäten einhergehen: „Unternehmen können dann auch Zahlungsausgänge über diese virtuellen IBANs vornehmen und Kontoauszüge erhalten.“

Das soll vor allem den Betrieb einer Inhouse-Bank vereinfachen: „Eine Struktur basierend auf virtuellen Konten lässt sich einfacher in den Systemen abbilden als eine klassische Payment-on-Behalf-(Pobo)- und Collection-on-Behalf-(Cobo)-Struktur.“ Zudem ließen sich neue Gesellschaften im Falle von Zu- oder Verkäufen deutlich schneller in die Inhouse-Bank integrieren.

Allerdings gibt es auch Kritik an virtuellen Konten: So bemängeln Treasurer, dass sich das Leistungsangebot der Banken in dem Bereich unterscheide. Das liegt auch daran, dass die Begrifflichkeiten „virtuelle IBAN", die sich nur auf die Eingangsseite bezieht, und „virtuelles Konto“ oft vermischt werden. Die Folge ist oft eine gewisse Frustration auf Seiten der Firmen.

Kritisiert wird auch, dass sich bestehende physische Konten nicht in virtuelle transferieren lassen. Stattdessen müssten neue Konten eröffnet werden – mit dem dazugehörigen Know-Your-Customer-Check. „Dass physische Konten nicht in virtuelle überführt werden können, hat regulatorische und systemseitige Gründe. Allerdings sind die KYC-Checks für virtuelle Konten deutlich schlanker als für physische Konten", meint Ankerst. Generell gelte: Bei solchen Vertragsstrukturen sei der physische Kontoinhaber für die virtuelle Kontenstruktur verantwortlich.

Über die neue Plattform sollen Unternehmen künftig auch selbst virtuelle Konten eröffnen können. Für das Tool wird es Ankerst zufolge unterschiedliche Preismodelle geben, die sich aus einer Bereitstellungs- sowie einer transaktionsbasierten Gebühr zusammensetzen werden.

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