EPI bekommt von den Sparkassen noch eine letzte Chance.

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15.08.22
Cash Management & Zahlungsverkehr

Zahlungsverkehr: EPI, Unzer, Nets und Orderbird

EPI 2.0 erhält noch eine Chance, die Plattform von SHS Viveon ersetzt Risk-Engine bei Unzer und Nets übernimmt Orderbird vollständig – diese und weitere News im Ticker zum Thema Zahlungsverkehr.

Letzte Chance für EPI

Nachdem einige Banken aus der European Payments Initiative (EPI) ausgestiegen sind, steht das Projekt auf der Kippe. Die Sparkassen halten jedoch an EPI noch fest und geben der Initiative noch eine letzte Chance. Laut Informationen von „Finanz-Szene“ wollen sie bis spätestens Ende Oktober Fortschritte im Projekt sehen. Andernfalls wollen sie sich ebenfalls verabschieden.

Klar ist, dass EPI das ursprüngliche Vorhaben – eine Karte und Wallet – nicht mehr umsetzen kann. Gerade nach dem Rückzug der DZ Bank und Commerzbank fehlen dazu die Mittel. Aus Deutschland sind nur noch die Deutsche Bank und die Sparkassen beteiligt.

Laut einem der „Finanz-Szene“ vorliegenden Protokoll der DSGV-Vorstandssitzung machen sich die Sparkassen Hoffnung auf eine „kleine“ EPI-Lösung. Derzeit liefen die Verhandlungen „zu einer möglichen Übernahme bestehender mobiler Zahlverfahren europäischer Anbieter”, die EPI zu einem schnelleren Rollout verhelfen könnten und mehr Zahlungsvolumen und Transaktionen auf die Plattform bringen und die Erfolgswahrscheinlichkeit insgesamt erhöhen sollte.

Plattform von SHS Viveon ersetzt Risk-Engine bei Unzer

Der Zahlungsdienstleister Unzer (vormals Heidelpay) setzt auf die Fraud- und Risk-Plattform von SHS Viveon. Die Plattform soll die Bereiche Risk Management, Fraud Prevention und Buy Now, Pay Later stärken. Die Plattform ersetzt künftig die bisher eingesetzte Plattform Risk-Engine von Unzer.

„Die SHS-Viveon-Plattform genießt in der Branche einen sehr guten Ruf und ist als sehr robust bekannt. Deshalb ist uns die Entscheidung für SHS Viveon leichtgefallen, denn sie ermöglicht es uns, Services unserer diversen IT-Landschaft optimal abzubilden und zu skalieren“, begründet Jacob von Ingelheim, CFRO von Unzer, die Zusammenarbeit. Perspektivisch wolle Unzer mit dem Einsatz der Plattform seine IT-Landschaft harmonisieren. So sollen Risikoprozesse zentral in einem System verwaltet werden.

Über SHS Viveon können Händler ihre Kunden auf mögliche Bonitäts- oder Betrugsrisiken überprüfen. Zudem können im Zuge eines Merchant-Onboarding-Prozesses Payment Provider direkt evaluieren, ob die Zusammenarbeit mit neuen Händlern und Onlineshops unter Risikoaspekten überhaupt möglich ist. Ziel sei es, den Onboarding-Prozess für Händler  zu automatisieren und zu beschleunigen.

Nets übernimmt Orderbird vollständig

Der europäische Payment-Konzern Nexi/Nets schnappt sich das Kassensystem-Fintech Orderbird ganz. Bereits im September vergangenen Jahres erhöhte der dänische Zahlungsanbieter Nets seinen Anteil an Orderbird auf 40 Prozent. Ursprünglich hatte sich der Zahlungsdienstleister Concardis an dem Start-up beteiligt, wurde aber selbst übernommen. So landeten die Anteile bei Nets, Teil der Nexi Group. Nun hat Nexi sämtliche Anteile der Berliner übernommen.

Orderbird  bietet Software-as-a-Service-Lösungen (SaaS) und ergänzende Dienstleistungen für unabhängige Gastronomen und Nachbarschaftsgeschäfte in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Frankreich an. Die integrierten Softwarelösungen sollen Gastronomen dabei helfen, ihre Buchungs- und mobilen Bestellprozesse zu optimieren und gleichzeitig Reservierungs- und Menümanagement, Dateneinblicke in alle Geschäftsmetriken und finanzkonforme Datenexporte sowie digitale Zahlungen zu ermöglichen.

In der gemeinsamen Pressemitteilung heißt es, dass Nexi nach Abschluss der Transaktion 100 Prozent der Anteile an Orderbird halten wird, „mit einem Gesamtbetrag von circa. 100 Millionen Euro in bar, der auch frühere Anteilskäufe beinhaltet“. Aus Finanzkreisen ist zu hören, dass die Bewertung höher liegen soll, zwischen 130 bis 140 Millionen Euro. Das Management von Orderbird bleibt an Bord.

Durch den Deal bekomme die Nexi Group die Gelegenheit, cloud-basierte und payment-nahe Services am POS in der Gastronomie anzubieten. Ein Service, den auch die Konkurrenz auf der Agenda haben. So stieg im April Wettbewerber Unzer für 30 Millionen Euro bei dem Berliner Orderbird-Konkurrenten Tillhub ein. Wobei Orderbird bisher den Fokus auf kleinere und mittlere Gastronomen legte und Tillhub auf größere Retail-Händler. Jedoch machte Orderbird-CEO Jakob Schreyer in der Pressemitteilung klar, dass der Fokus auf dem Ausbau der Software liege: „Dadurch können wir uns auf unser nächstes Ziel konzentrieren: den Ausbau unserer vertikalen Software-Payment-Fähigkeiten auf breiterer Basis und die Etablierung von Orderbird als feste Größe in der Zahlungsdienstleistungsbranche."

 

Raisin übernimmt Payment-Sparte von Bankhaus Lenz

schluckt die die Payment-Sparte des Bankhauses August Lenz aus München. Im Zuge des Deals wechseln alle 20 Mitarbeiter zur Raisin Bank und arbeiten weiterhin von München aus. Der bisherige Lenz-Chef Mirko Siepmann wird Vorstand der Raisin Bank. Zum Kaufpreis äußern sich beide Seiten nicht.

Die Raisin Bank bietet Bankdienstleistungen für Unternehmen an. Die Bank bedient vor allem andere Fintechs, zu denen etwa Moss, Mondu, Scalapay, Creditshelf und Exporo gehören. Durch die Übernahme kommen nun noch Wefox und Bitpanda als Kunden dazu.

Mit dem Zukauf will das Fintech künftig mehr Zahlungsdienstleistungen anbieten. Dazu zählt zum Beispiel auch die Kreditkartenausgabe. Die Raisin Bank will ihr Wachstum in ganz Europa vorantreiben.

DZ Bank bietet Pay-per-Use-Kredit an

Nach der Commerzbank und der Deutschen Bank nimmt auch die DZ Bank den Pay-per-Use-Kredit in ihr Finanzierungsinstrumente auf. Dabei setzt das Bankhaus in einem Pilotprojekt auf die Blockchain-Technologie und arbeitet dazu mit dem Start-up Payper Chain zusammen. Dessen B2B-Plattform ermöglicht die Abrechnung. Wie der Kredit bei der DZ Bank im Detail funktioniert, lesen Sie bei unserer Schwesterpublikation FINANCE.

Bisher war die Nachfrage von Firmenkunden für dieses Finanzierungsinstrument noch gering, unter anderen wegen der technischen Hürden. Doch gerade durch die aktuelle Situation, in der Liquidität ein wertvolles Gut ist, hoffen Experten auf einen Aufwind für Pay per Use.

Transaction Banking: ABN Amro kooperiert mit Fintech

ABN Amro und das Berliner Infrastruktur-Fintech Upvest bauen ihre Partnerschaft aus und  kooperieren im Bereich Transaction Banking. Durch die Partnerschaft können die B2B-Kunden von Upvest ihren Endkunden die Zahlungsabwicklung bei ihren Investmentgeschäften über die Bankengruppe anbieten. Das langfristige Ziel der Kooperation sei es, die Schnittmenge aus Banking- und Tech-Expertise zu stärken und damit die Entwicklung innovativer Fintech-Lösungen zu beschleunigen.

Astropay ernennt Sofía Lanza zur Chief Banking Officer

Astropay, ein weltweiter Online-Zahlungsdienst, der es Benutzern ermöglicht, online auf internationalen Websites einzukaufen, macht Sofía Lanza zur Chief Banking Officer. Die Spanierin, die zuvor als Chief Corporate Development bei Astropay tätig war, wird für die Entwicklung und das Management der Beziehungen von Astropay zu globalen Bank- und Zahlungsdienstleistern verantwortlich sein.

IDnow will wachsen

IDnow, ein europäischer Anbieter im Bereich der Identitätsüberprüfung, sammelt 60 Millionen Euro ein. Die Kreditfinanzierung stammt aus von Blackrock verwalteten Fonds. Mit den frischen Mitteln will das Unternehmen seine Identitätsplattform weiter ausbauen, zum Beispiel durch die Einführung neuer Lösungen zur Identitätsüberprüfung oder mögliche Übernahmen. IDnow wurde 2014 in München gegründet und betreut laut eigenen Aussagen mehr als 900 branchenführende Unternehmenskunden in 195 Ländern.

Open Banking in Deutschland wird immer besser

Laut der „2022 European Open Banking League Table“ des Open-Banking-Infrastrukturanbieters Yapily hat der Reifegrad von Open Banking in den vergangenen zwölf Monaten in ganz Europa zugenommen. Demnach steht Großbritannien erneut auf Platz 1, während Deutschland auf Platz 2 und Schweden auf Platz 3 vorrückt.

Dank der bedeutenden politischen Unterstützung und einem innovationsfreundlichen regulatorischen Umfeld ist die Verbreitung von Open Banking in Großbritannien weiter in die Höhe geschnellt, heißt es in der Pressemitteilung zur Rangliste. Knapp hinter Großbritannien liegt Deutschland „mit seiner strengen Regulierungsaufsicht und der Verwendung der API-Standards der Berlin Group, die nach den von der britischen OBIE angenommenen Standards die anspruchsvollsten sind“. Zudem habe Deutschland hohe Konvertierungsraten für Zahlungen, ausgereifte API-Standards der lokalen Banken und eine breite Abdeckung aller Zahlungsarten.

s.backhaus[at]dertreasurer.de