Auch die deutschen Banken beteiligen sich an der European Payment Initiative (EPI). Das neue Bezahlverfahren aufzubauen, kostet Milliarden.

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14.07.21
Cash Management & Zahlungsverkehr

Zahlungsverkehr: EPI, Unzer, Swift

Die European Payment Initiative (EPI) kostet die Banken Milliarden, der Zahlungsdienstleister Unzer hat Probleme mit der Bafin und Swift startet einen neuen Service für grenzüberschreitende Zahlungen – diese und weitere News in unserem Ticker.

EPI: Banken müssen Farben bekennen

Die European Payment Initiative (EPI) geht in die heiße Phase: Wie das „Handelsblatt“ unter Berufung auf Insider berichtet, muss die Gesellschaft, an deren Spitze die Zahlungsexpertin Martina Weimert steht, den beteiligten Banken bis Anfang August einen Business Plan vorlegen. Anschließend müssen die Häuser entscheiden, ob sie die nötigen Investitionen stemmen oder nicht.

Derzeit gehören der EPI 31 Banken sowie die zwei Zahlungsdienstleister Worldline und Nets an. Die Geldhäuser hatte die Initiative ins Leben gerufen, um den US-Schwergewichten Paypal, Apple, Google, Mastercard und Visa eine europäische Lösung für den elektronischen Zahlungsverkehr entgegenzusetzen. Auch Verbraucher und Händler sollen von dem neuen Verfahren profitieren, das auf den Sepa Instant Payments aufsetzt.

Allerdings müssen die Banken für den Aufbau eines eigenen Bezahlsystems einen finanziellen Kraftakt schultern: Die beteiligten Institute rechnen für die kommenden vier Jahre laut „Handelsblatt“ mit Kosten von bis zu 4,2 Milliarden Euro. Auf die deutschen Geldhäuser – darunter Commerzbank, Deutsche Bank, DZ Bank und die Sparkassen – käme dem Bericht zufolge bis zu einem Viertel der Gesamtkosten zu. 

Bafin nimmt Payment Service Provider Unzer ins Visier

Die Finanzaufsicht Bafin hat eine Sonderprüfung bei dem Zahlungsdienstleister Unzer (früher Heidelpay) gestartet. Das Unternehmen, das mehrheitlich dem Private-Equity-Investor KKR gehört, hat entsprechende Medienberichte jetzt bestätigt. Man sei in „konstruktiven Dialog mit der Bafin“, erklärte das Unternehmen gegenüber der „Wirtschaftswoche“.

Die Magazin hatte bereits im April berichtet, dass die Aufseher Unzer in den Blick genommen haben, weil der Bezahldienstleister mit dem deutschen Geschäftsmann Ruben Weigand zusammengearbeitet haben soll. Weigand wurde laut „Wirtschaftswoche“ kürzlich in den USA wegen Bankbetrug verurteilt. Er hatte gemeinsam mit einem Komplizen dabei geholfen, Kartenzahlungen für Käufe von Marihuana-Produkten in den USA zu verschleiern.

Unzer hatte zuletzt mehrfach sein Management umgebaut. CEO Axel Rebien verließ das Payment-Unternehmen im Juni überraschend, nach dem er erst wenige Wochen zuvor vom CFO zum Vorstandschef befördert worden war. Seit Anfang Juli leitet mit Robert Bueninck der ehemalige Deutschlandchef des schwedischen Bezahldienstleisters Klarna die Geschäfte von Unzer.

Swift startet Zahlungsvalidierung in Echtzeit

Der Finanznachrichtenanbieter Swift legt einen neuen Service auf, um den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr zu beschleunigen. Das neue Angebot ermögliche es Banken, Kontodaten von Zahlungsempfängern zu verifizieren, bevor eine internationale Zahlung angewiesen wird, teilte Swift mit.

Hintergrund: Falsche Empfängerinformationen seien eine der Hauptursachen dafür, dass Zahlungsverkehr nicht oder nur verzögert durchgeführt werden könnten. Das gelte für falsch geschriebene Namen der Empfänger bis hin zu Zahlendrehern bei der Kontonummer. Der neue Vorabvalidierungsservice gehe dieses Problem an, indem er es der Absenderbank gleich zu Beginn des Prozesses ermöglicht, über eine API von der Empfängerbank eine Bestätigung der Kontodaten einzuholen.

Ab wann der neue Service genau verfügbar sein wird, teilte Swift nicht mit. Es hieß lediglich, eine Reihe großer Banken habe bereits „ihre Unterstützung für den Service erkennen lassen“. Zudem werde die Vorabvalidierung von Zahlungen Teil der neuen Plattform, die Swift derzeit aufbaut und die im November 2022 live gehen soll.

Banken fordern einen digitalen Euro

Die Deutsche Kreditwirtschaft, die Dachorganisation der hiesigen Bankenverbände, hat sich erstmals detailliert zur Ausgestaltung des digitalen Euros geäußert. In dem 87-seitigen Grundlagenpapier schlagen die Banken vor, dass das neue Ökosystem auf drei Elemente basieren sollte.

So soll die Zentralbank erstens einen digitalen Euro herausgeben, mit dem Privatpersonen alternativ zum Bargeld ihre täglichen Zahlungen ausführen können („Retail CBDC“). Das Design müsse mit „Bedacht“ gewählt werden, damit es nicht zur Disintermediation von Banken komme, mahnt die DK. Das könne eine „Einschränkung der Kreditvergabe nach sich ziehen“, heißt es von den Bank-Lobbyisten.

Darüber hinaus fordern die Banken zweitens eine spezielle Form für die Kapitalmärkte und den Interbankenverkehr („Wholesale CBDC“). Das sei notwendig, um die Vorteile der Distributed-Ledger-Technologie im Kapitalmarktumfeld vollständig nutzen zu können. Zwar ist es in Deutschland inzwischen rechtlich möglich Blockchain-Anleihen zu begeben, doch das programmierbare Geld dazu fehlt noch.

Dazu soll es drittens einen sogenannten „Giralgeldtoken“ für den Einsatz in der Industrie geben. Mit dieser neuen Form des Geldes solle die fortwährende Digitalisierung von Geschäftsprozessen der Industrie 4.0 zeitnah und effektiv unterstützt werden. Dazu gehören etwa Pay per Use Modelle.

Durchbruch für Apple Pay im deutschen E-Commerce?

Sparkassenkunden können ab sofort Online-Einkäufe via Apple Pay mit Girokarte bezahlen. Das teilte die Sparkassen-Finanzgruppe am gestrigen Dienstag mit. Bislang war das nur an der physischen Ladenkasse möglich. Bei Online-Einkäufen via Apple Pay benötigen Verbraucher indes eine Kreditkarte. Davon gibt es in Deutschland allerdings wesentlich weniger als Girocards. Allein die Sparkassen haben nach eigene Angaben 46 Millionen Girokarten ausgegeben.

Während Apple darauf hofft mit der Kooperation die Reichweite seines Bezahlverfahrens in Deutschland zu erhöhen, ist den Sparkassen daran gelegen, seine Girocard auch im boomenden E-Commerce nutzbar zu machen. Auch die Händler sollen profitieren: Für sie ist eine Abwicklung via Girocard günstiger als via Kreditkarten.

Vom Start an akzeptieren laut Sparkassen-Finanzgruppe unter anderem der Elektronikhändler Mediamarkt, der Fernbusbetreiber Flixbus und der Essenslieferdienst Lieferando Girocard-Zahlungen über Apple Pay in ihren Apps und Online-Shops. Unter anderem Booking.com, der Juwelier Christ und die Drogeriekette dm würden die Funktion im Sommer aktivieren, heißt es in der Pressemitteilung.

Rewe gründet eigenen Zahlungsdienstleister

Der Handelskonzern Rewe baut einen Payment Service Provider auf. Ziel der neuen Gesellschaft sei es, die „komplette Abwicklung des Bezahlvorgangs im stationären und digitalen Einkauf aus einer Hand“ anzubieten, teilte das Kölner Unternehmen mit. Auch fremde Händler sollen die Services der neuen Einheit nutzen können, die unter dem Namen „Paymenttools“ auftritt. Das Unternehmen hat zu Beginn 26 Mitarbeiter, allerdings soll das Team weiter aufgebaut werden. Die neuen Angebote würden „nach und nach“ ausgerollt, so ein Rewe-Sprecher.

Open Banking: News von Iban First und Visa

Iban First stellt neue Funktionalitäten für Mittelständler vor. Dafür kooperiert das Fintech, das Anfang des Jahres in den deutschen Markt eingetreten ist und dafür den früheren LBBW-Banker Mark Elser an Bord holte, mit dem Zahlungsdienstleister Klarna. Gemeinsam führe man eine Open Banking Lösung ein, die Firmenkunden einen Überblick über alle Bankenkonten biete. Die Architektur sei „unabhängig davon, wo sich ihre Konten befinden und wie konform ihre Banken mit den Bestimmungen der PSD2 sind“. Die Zahlungsdiensterichtlinie PSD2 schreibt Banken vor Drittanbietern einen sicheren Zugang zu Finanzdaten ermöglichen.

Und noch eine Nachricht zum Thema Open Banking: Der US-Kreditkartenkonzern Visa steigt mit der Übernahme der schwedischen Plattform Tink ins europäische Open-Banking-Geschäft ein. Die Amerikaner zahlen für den Deal 1,8 Milliarden Euro. Tink nutzt die API-Technologie, um seinen Kunden – Banken und Zahlungsdienstleistern – den Zugriff auf Finanzdaten von Verbrauchern zu ermöglichen. Die Plattform sei mit „mehr als 3.400 Banken integriert“ und „erreiche Millionen von Bankkunden in Europa“, teilten die beiden Unternehmen mit.

Wise geht an die Börse

Der Zahlungsdienstleister Wise ist in London an die Börse gegangen. Im Zuge des IPO wurde Wise (früher Transferwise) mit 8,8 Milliarden britischen Pfund (umgerechnet 10,3 Milliarden Euro) bewertet. Das Londoner Unternehmen war vor zehn Jahren als Anbieter für Fremdwährungsüberweisungen für Privatkunden gestartet. Inzwischen ist Wise auch mit Multiwährungskonten und Geldumtausch für Kunden anderer (Internet-)Banken aktiv. Wise wickelte nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr Zahlungen in Höhe von 42 Milliarden Pfund (49 Mrd. Euro) ab.

Die Deutsche Handelsbank sieht sich mit schweren Vorwürfen konfrontiert: Einem Bericht des „Handelsblatt“ zufolge wurde die Bank, die einem Zweig der Unternehmerfamilie Reimann gehört, in angeblich größerem Stil „als Zahlungsabwickler für betrügerische Netzwerke genutzt“. Konkret geht es um den Betrug an Kleinanlegern, die dazu verleitet worden sein sollen, Gelder an Kriminelle zu überweisen. Das „Handelsblatt“ schildert einen Fall, bei dem das Geld über ein Konto der Deutschen Handelsbank floss. Solche Fälle gab es dem Bericht zufolge häufig. Die Staatsanwaltschaft ermittele. Von Seiten der Bank heißt es allerdings, die Ermittlungen richteten sich weder gegen die Bank noch gegen Mitarbeiter, „sondern gegen unbekannt“.

Buchholz[at]derTreasurer.de